Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)

Französisch verzeihen. Ich meine, wenn man mit einer Kreditkarte auf ein Auslandskonto durch die Stadt läuft, hinterlässt man eine Papierspur, die eine Meile breit ist! " Ich schüttelte den Kopf und verdrehte die Augen, um meiner Auffassung Nachdruck zu verleihen. „Und seine zweite Empfehlung war genauso lächerlich: Ich könnte mit dem Auslandsgeld eine Hypothek auf mein Haus in den Vereinigten Staaten aufnehmen. Ich bin sicher, dass Saurel nichts davon zu Ohren kommt, aber ich muss zugeben, dass ich von diesem Teil seiner Ausführungen schwer enttäuscht war. Also Roland, sagen Sie mir, was mir da entgeht."
    Roland lächelte zuversichtlich. „Es gibt dafür viele Möglichkeiten, die keinerlei schriftliche Indizien hinterlassen. Oder richtiger gesagt hinterlassen sie eine sehr breite Papierspur, aber genau so eine, wie man sie sich wünscht; eine, die für völlige Unschuld spricht und die auf beiden Seiten des Atlantik auch intensiven prüfenden Blicken standhält. Ist Ihnen die Praxis des Transfer Pricings' ein Begriff?"
    Transfer Pricing? Ja, ich wusste, was das ist, aber wie sollte - doch auf einmal schossen mir 1.000 bösartige Strategien durch den Kopf. Die Möglichkeiten waren ... grenzenlos! Ich grinste meinen Meisterfälscher breit an und sagte: „Ja, das kenne ich, Meister£.., ich meine Roland, und das ist eine brillante Idee."

    Er schien schockiert zu sein, dass ich von der kaum bekannten Kunst des Transfer Pricings wusste. Das war ein finanzielles Tarnmanöver in Form einer Transaktion, bei der man für ein bestimmtes Produkt durch Nutzung von Verrechnungspreisen zu viel oder zu wenig bezahlte, je nachdem, in welche Richtung das Geld fließen sollte. Der Haken daran war, dass man eigentlich auf beiden Seiten der Transaktion stand: Man war gleichzeitig Käufer und Verkäufer. Meistens wurde Transfer Pricing von milliardenschweren multinationalen Unternehmen als Steuertrick verwendet: Sie änderten die interne Gestaltung der Verrechnungspreise und verkauften Produkte von einer hundertprozentigen Tochter zur anderen - und dadurch wurde der Gewinn von Ländern mit hohen Steuersätzen in steuergünstige Länder transferiert. Ich hatte in irgendeinem kleinen Wirtschaftsmagazin davon gelesen - in dem Artikel ging es darum, dass Honda Motors von seinen Werken in den Vereinigten Staaten überhöhte Preise für Autoteile kassierte und dadurch den Gewinn des Konzerns in den Vereinigten Staaten senkte. Die Steuerbehörde IRS war aus verständlichen Gründen außer sich.
    Roland sagte: „Es überrascht mich, dass Sie das Transfer Pricing kennen. Diese Praxis ist nicht sehr weit verbreitet, vor allem nicht in den Vereinigten Staaten." Ich zuckte die Schultern. „Ich sehe 1.000 Möglichkeiten, wie man damit Geld hin und her schieben kann, ohne Aufsehen zu erregen. Wir brauchen nur eine Inhabergesellschaft zu gründen und sie Transaktionen mit einer meiner Gesellschaften in den Vereinigten Staaten abwickeln zu lassen. Da fällt mir ganz spontan ein Unternehmen namens Dollar Time ein. Die sitzen auf Kleiderbeständen im Wert von ein paar Millionen Dollar, die aber wertlos sind, weil ich sie nicht einmal - wie der Name schon sagt - für einen Dollar verkaufen könnte. Ich könnte allerdings hingehen und eine Inhabergesellschaft gründen, deren Name irgendwie nach Bekleidung klingt, zum Beispiel Wholesale Clothing Inc. oder so ähnlich. Dann kann die Transaktion so aussehen, dass Dollar Time der Auslandsgesellschaft den wertlosen Bestand abkauft und dadurch das Geld von der Schweiz in die Vereinigten Staaten zurückbringt. Die einzigen Schriftstücke wären ein Kaufauftrag und eine Rechnung."

    Roland nickte und sagte: „Ja, mein Freund. Und ich bin in der Lage, alle Arten von Rechnungen, Lieferscheinen und sonstigen Papieren anzufertigen, die gebraucht werden. Ich kann sogar Ausführungsbestätigungen drucken und ein Jahr zurückdatieren. Anders gesagt können wir in die Zeitung von letztem Jahr schauen, eine enorm gestiegene Aktie suchen und dann Belege herstellen, aus denen hervorgeht, dass ein bestimmter Trade ausgeführt wurde. Aber jetzt presche ich zu weit vor. Es würde Monate dauern, Ihnen alles beizubringen. Und noch ein anderes Thema: Ich kann Ihnen auch große Bargeldbeträge in anderen Ländern verfügbar machen, indem ich Inhabergesellschaften gründe und dann Kauf- und Verkaufsbelege über nicht existente Waren anfertige. Der Gewinn landet in dem Land Ihrer Wahl, und dort können Sie das Geld