Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)
noch sehen werden, kann ich für Sie viele Funktionen übernehmen und viele Rollen spielen. Ich gehe davon aus, dass Sie mit meinen eher trivialen Funktionen - Papiere und Formulare erledigen - schon vertraut sind. Also gehen wir darüber hinaus. Die Frage ist: Wo sollen wir anfangen? Was haben Sie denn im Sinn, junger Freund? Bitte sagen Sie es mir, und ich werde Ihnen helfen."
Ich lächelte und sagte: „Jean Jacques hat mir gesagt, dass Sie ein Mann sind, dem man vollständig vertrauen kann und dass Sie der Beste in Ihrem Metier sind. Deshalb will ich nicht lange um den heißen Brei herumreden, sondern bei allem davon ausgehen, dass Sie und ich auf viele Jahre hinaus miteinander Geschäfte machen." Ich machte eine kurze Pause und wartete auf das obligatorische Nicken und Lächeln als Reaktion auf meine gönnerhafte Bemerkung. Ich war zwar nie ein großer Verfechter von herablassenden Bemerkungen gewesen ... aber da ich jetzt zum ersten Mal einem echten Meisterfälscher gegenübersaß .... nun, da schien mir das irgendwie angemessen. Wie erwartet zog Roland die Mundwinkel hoch und nickte ehrerbietig. Dann nahm er wieder einen enormen Zug aus seiner Zigarette und begann, perfekte kreisrunde Rauchringe zu blasen. „Wie schön! ", dachte ich. Das waren fehlerlose Kreise aus hellgrauem Rauch von etwa fünf Zentimetern Durchmesser, und sie schienen mühelos durch die Luft zu schweben.
Ich lächelte und sagte: „Das sind sehr schöne Rauchringe, Roland. Vielleicht können Sie mich darüber aufklären, warum die Schweizer so gern rauchen. Ich meine - verstehen Sie mich bitte nicht falsch - ich habe nichts dagegen, wenn jemand raucht, weil es ihm Spaß macht. Mein Vater ist einer der größten Raucher aller Zeiten, deshalb respektiere ich das. Aber die Schweizer betreiben das anscheinend auf einer ganz anderen Ebene. Wie kommt das?"
Roland zuckte die Schultern und sagte: „Vor 30 Jahren war das in Amerika genauso. Aber Ihre Regierung muss ja unbedingt die Nase in Sachen stecken, die sie nichts angehen - selbst in das Recht des Einzelnen, sich ein männliches Vergnügen zu gönnen. Sie betreibt einen Propagandakrieg gegen das Rauchen, der zum Glück nicht auf diese Seite des Atlantik übergegriffen hat. Es ist doch sonderbar, dass der Staat entscheidet, was ein Mann in seinen Körper aufnehmen darf und was nicht. Ob als Nächstes wohl das Essen dran ist?" Er lächelte breit und lachte, und dann klopfte er sich genüsslich auf seinen dicken Bauch. „Wenn dieser Tag kommt, mein Freund, stecke ich mir ganz sicher eine Pistole in den Mund und drücke ab!"
Ich lachte leise, schüttelte den Kopf und wedelte mit der Hand, um zu sagen: „Ach was, so dick sind Sie doch gar nicht!" Dann sagte ich: „Ja, Sie haben meine Frage beantwortet und das klingt sehr logisch. Die Regierung der Vereinigten Staaten mischt sich in alle Lebensbereiche zu sehr ein, und das ist auch genau der Grund, weshalb ich jetzt hier sitze. Ich habe jedoch immer noch viele Bedenken, was Geschäfte in der Schweiz betrifft. Das liegt größtenteils daran, dass ich Ihre Welt - Bankgeschäfte im Ausland - nicht gut genug kenne, und das macht mich sehr nervös. Roland, ich glaube fest daran, dass Wissen Macht bedeutet, und in einer Situation wie dieser, wo der Einsatz so unglaublich hoch ist, da ist mangelndes Wissen das Patentrezept für die Katastrophe. Deshalb muss ich mehr erfahren. Irgendwann braucht jeder einen Mentor, und deshalb wende ich mich an Sie. Ich habe keine Ahnung, wie ich mich in diesem Rechtsbereich verhalten soll. Was gilt zum Beispiel als Tabu? Wo ist die Grenze des gesunden Urteilsvermögens? Was gilt als leichtsinnig und was als vorsichtig? Das sind Dinge, die für mich wichtig sind zu wissen, Roland, damit ich Ärger aus dem Weg gehen kann. Ich muss alle hiesigen Bankgesetze bis ins Kleinste kennen. Wenn möglich, würde ich gern Anklageschriften lesen, damit ich weiß, womit sich andere Menschen Ärger eingehandelt haben und welche Fehler sie gemacht haben; dann kann ich aufpassen, dass ich sie nicht wiederhole. Ich studiere die Geschichte, Roland, und ich glaube fest daran, wenn man die Fehler der Vergangenheit nicht studiert, ist man dazu verurteilt, sie zu wiederholen." Alte Anklageschriften durchgehen - das hatte ich getan, als ich Stratton gründete, und das war von unschätzbarem Nutzen gewesen.
Roland sagte: „Das ist auch eine wunderbare Erkenntnis, mein junger Freund, und ich werde mit größter Freude Informationen
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