Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)
Behördendeppen empfahl mir Ira Lee Sorkin, selbst ehemaliger Behördendepp, den Vergleich zu akzeptieren und alles hinter mich zu bringen. Aber ich hatte mit dieser Logik so meine Schwierigkeiten, denn „alles hinter mich bringen" hieß nicht nur, drei Millionen Strafe zu bezahlen und zu versprechen, künftig keine Wertpapiergesetze mehr zu verletzen; es hieß auch, den lebenslangen Ausschluss aus der Wertpapierbranche zu akzeptieren und Stratton Oakmont für immer zu verlassen - und bestimmt stand da auch noch drin, dass ich auch dann noch ausgeschlossen wäre, wenn ich irgendeinen Weg fand, wieder aufzuerstehen.
Ich wollte gerade etwas dazu sagen, aber da konnte Sorkin der Große nicht länger schweigen: „Also Jordan, ingesamt kann man sagen, dass du und ich ein hervorragendes Team abgegeben haben und dass wir die SEC in ihrem eigenen Spiel besiegt haben." Er nickte über die Weisheit seiner eigenen Worte. „Wir haben die Bastarde angeschmiert. Die drei Millionen hast du in einem Monat wieder und du kannst das sogar von der Steuer absetzen. Es ist Zeit für einen neuen Schritt im Leben. Es ist Zeit, dem Sonnenuntergang entgegenzugehen und dich an deiner Frau und deiner Tochter zu erfreuen." Sorkin der Große lächelte ein riesiges überkochendes Lächeln und nickte wieder. Ich lächelte unverbindlich. „Wissen Dannys und Kennys Anwälte schon davon?"
Er lächelte verschwörerisch. „Das ist noch streng geheim, Jordan; von den anderen Anwälten weiß keiner etwas. Rechtlich gesehen repräsentiere ich natürlich Stratton und deshalb gilt meine Loyalität der Firma. Aber im Moment bist du die Firma und deshalb gilt meine Loyalität dir. Und ich habe mir gedacht, dass du angesichts der Natur des Angebots vielleicht ein paar Tage Bedenkzeit haben willst. Aber mehr haben wir nicht, mein Freund, ein paar Tage. Höchstens vielleicht eine Woche."
Am Anfang, als wir verklagt wurden, hatten wir uns getrennte Anwälte genommen, um etwaige Konflikte zu vermeiden. Ich sah das damals als reine Geldverschwendung, aber jetzt war ich froh darüber. Ich zuckte die Schultern und sagte: „Ich glaube nicht, dass das Angebot so schnell wegläuft, Ike. Wie du gesagt hast, wir haben sie angeschmiert. Tatsächlich glaube ich nicht, dass es bei der SEC noch irgendjemanden gibt, der etwas über meinen Fall weiß." Ich war versucht, ihm zu erklären, warum ich da so sicher war (die Wanze im Besprechungszimmer), aber ich ließ es dann lieber. Ike warf die Hände in die Luft und verdrehte die Augen. „Warum willst du einem geschenkten Gaul ins Maul schauen? Im New Yorker Büro der SEC hat das Personal in den letzten sechs Monaten ganz schön durchgewechselt und die Arbeitsmoral ist schlecht. Aber das ist Zufall und das bleibt nicht ewig so. Ich sage dir das jetzt als dein Freund und nicht als dein Anwalt. Du musst diesen Fall ein für alle Mal abschließen, sonst kommt ein neuer Trupp Ermittler und nimmt noch mal alles unter die Lupe. Irgendwann findet vielleicht einer was, und dann ist Polen offen."
Ich nickte langsam und sagte: „Es war schlau von dir, das unter uns zu halten. Wenn etwas durchsickert, bevor ich zu meiner Truppe gesprochen habe, geraten sie vielleicht in Panik. Aber ich sage dir, der Gedanke, einen Ausschluss auf Lebenszeit zu akzeptieren, begeistert mich überhaupt nicht, Ike. Ich meine - nie wieder den Fuß in einen Board Room zu setzen! Ich weiß überhaupt nicht, was ich dazu sagen soll. Der Board Room ist das Blut meines Lebens. Er ist mein Sinn und mein Wahnsinn. Er ist das Gute, das Schlechte und das Hässliche, alles zusammengepackt. Aber das eigentliche Problem liegt ja nicht bei mir, sondern bei Kenny. Wie soll ich ihn dazu bringen, dass er den lebenslangen Ausschluss akzeptiert, während Danny bleibt? Kenny hört zwar auf mich, aber ich weiß nicht, ob er noch auf mich hört, wenn ich ihm sage, er soll gehen, während Danny bleiben darf. Kenny verdient zehn Millionen Dollar im Jahr; er ist vielleicht nicht der Hellste, aber er ist schlau genug zu wissen, dass er nie wieder so viel Geld verdienen wird."
Ike zuckte die Schultern und sagte: „Dann lass Kenny drin und Danny nimmt den Ausschluss hin. Der SEC kann es vollkommen egal sein, wer bleibt und wer geht. Die sind schon glücklich, wenn du gehst. Die wollen in einer schönen fetten Pressemitteilung verkünden, dass sie sich den Wolf der Wall Street vom Hals geschafft haben, dann sind sie zufrieden. Wäre Danny leichter zum Gehen zu überreden?"
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