Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)
geistig alles ausgearbeitet hatte, wünschte ich der Sexbombe eine gute Reise und legte auf. Auf dem Rückweg zur Jacht stellte ich mir nur noch die Frage, ob ich Danny anrufen und ihm die schlechte Nachricht mitteilen sollte. Vielleicht wäre es klüger zu warten, bis er nicht mehr so stoned war. Obwohl - nachdem die erste Welle der Panik abgeklungen war, klang die Nachricht ja gar nicht mehr so schlimm. Sicher war es keine gute Nachricht, aber es war eher eine unerwartete Komplikation als etwas anderes. Trotzdem ließ sich nicht leugnen, dass diese Quaaludes noch Dannys Untergang sein würden. Er hatte ein ernstes Problem damit, und vielleicht war es Zeit, dass er sich um Hilfe bemühte.
JANUAR 1994
In den Wochen nach der Parkhaus-Katastrophe wurde klar, dass die Überwachungskameras des Einkaufszentrums kein klares Bild von Dannys Nummernschild geliefert hatten. Aber die Polizei bot Todd nach dessen Aussage einen Deal an, wenn er ihnen sagen würde, wer den Rolls-Royce gefahren hatte. Todd hatte natürlich gesagt, sie sollten Scheiße fressen und daran krepieren, aber ich hatte den Verdacht, dass er ein bisschen übertrieb - weil er finanziell mehr herausholen wollte. Auf jeden Fall hatte ich ihm zugesichert, dass ich mich um ihn kümmern würde, und er war im Gegenzug bereit, Dannys Leben zu schonen.
Der Rest des Jahres 1993 verging ohne Zwischenfälle - das heißt, Das Leben derReichen und Gestörten ging unvermindert weiter - und fand mit dem Börsengang von Steve Madden Shoes einen großzügigen Abschluss. Die Aktie hatte sich knapp über acht Dollar eingependelt und mit meinen Rattenlöchern, Überbrückungseinheiten und den Trading-Gebühren hatte ich daran über 20 Millionen Dollar verdient.
Über Weihnachten und Neujahr machten wir mit der Nadine zwei Wochen Urlaub in der Karibik. Die Herzogin und ich feierten wie die Rockstars und ich hatte es geschafft, in fast allen 5-Sterne-Restaurants zwischen St. Bart's und St. Martin einzuschlafen. Außerdem schaffte ich es, mich selbst zu harpunieren, weil ich auf Quaalude tauchte, aber es war nur eine Fleischwunde; abgesehen davon überstand ich die Reise größtenteils unversehrt.
Doch jetzt war der Urlaub vorbei und es war wieder Geschäft angesagt. Am Dienstag der ersten Januarwoche saß ich im Büro von Ira Lee Sorkin, dem leitenden externen Rechtsberater von Stratton Oakmont, mit seiner grauen Matte auf dem Kopf. Wie alle prominenten Wirtschaftsanwälte hatte Ike früher für die Bösen gearbeitet - oder für die Guten, je nachdem, wen man fragt; soll heißen, er war früher Regulierer gewesen. Konkret war er Bereichsleiter des New York Regional Office der SEC gewesen.
Jetzt lehnte er gerade bequem in seinem sagenhaften schwarzen Lederthron, hatte die Handflächen nach oben gedreht und sagte: „Du solltest jetzt eigentlich vor Freude in die Luft springen, Jordan! Vor zwei Jahren hat dich die SEC auf 20 Millionen Dollar verklagt und wollte deine Firma dichtmachen; jetzt gibt sie sich mit einem Vergleich über drei Millionen Mäuse zufrieden und der Firma wird nur auf die Finger geklopft. Das ist ein vollständiger Sieg, nichts weniger." Ich lächelte meinen Prahlhans von Anwalt pflichtschuldig an, aber meine innersten Gefühle waren zwiespältig. Für den ersten Tag nach dem Weihnachtsurlaub war das schon ein ganz schöner Brocken. Ich meine, warum sollte ich so schnell einem Vergleich zustimmen, wo doch die SEC nicht ein einziges Indiz gegen mich gefunden hatte? Sie hatte den Prozess vor zwei Jahren angestrengt und mir Aktienmanipulation sowie aggressive Verkaufsmethoden zur Last gelegt. Aber sie konnte diese Behauptungen kaum durch Belege stützen, vor allem nicht den ernsteren Punkt der Aktienmanipulation.
Die SEC hatte 14 Strattoniten vorgeladen, von denen zwölf ihre rechte Hand auf einen Stapel Bibeln gelegt und glattweg gelogen hatten. Nur zwei Strattoniten hatten Panik bekommen und wirklich die Wahrheit gesagt - zugegeben, dass sie aggressive Verkaufsmethoden einsetzten und so. Und „als Dank für Ihre Ehrlichkeit" schloss die SEC sie aus der Wertpapierbranche aus (schließlich hatten sie unter Eid Vergehen gestanden). Und welches schreckliche Schicksal war den Zwölfen beschieden, die gelogen hatten? Ja, die Poesie der Gerechtigkeit! Jeder Einzelne kam vollkommen ungeschoren davon und arbeitete bis zu jenem Tage bei Stratton Oakmont - lächelte, wählte und zockte die Klienten bis aufs Blut ab.
Trotz meiner Erfolgssträhne im Abwehren der
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