Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)
ich nicht so genau, aber wahrscheinlich hatte es etwas damit zu tun, dass wir unseren Sohn ein letztes Mal zu Hause sehen wollten.
In Nullkommanix fuhren wir die Einfahrt hoch. Die Herzogin rannte schon zur Haustür, als der Ferrari noch gar nicht stand. Ich schau te auf die Uhr: Es war 19:45 Uhr. Normalerweise brauchte man vom Plaza Hotel zum Pin Oak Court eine Dreiviertelstunde. Ich hatte es in 17 Minuten geschafft.
Die Herzogin hatte auf der Heimfahrt vom Handy aus Carters Kinderarzt angerufen und die Pognose war fürchterlich: In Carters Alter deuteten hohes Fieber und Bewegungslosigkeit auf Spinalmeningitis. Davon gab es zwei Arten: bakteriell und viral. Beide konnten tödlich sein, aber es gab einen Unterschied: Wenn er die ersten Stadien einer viralen Spinalmeningitis überstand, würde er wieder vollständig gesund werden. Aber nach einer bakteriellen Spinalmeningitis wäre er wahrscheinlich sein Leben lang blind, taub und geistig behindert. Dieser Gedanke war unerträglich.
Ich hatte mich schon immer gefragt, wie man als Eltern ein Kind mit solchen Leiden lieben lernt. Manchmal sah ich geistig behinderte Kinder im Park spielen. Das zerriss einem das Herz - zu sehen, wie die Eltern wenigstens ein bisschen Normalität und Glück für ihr Kind schaffen wollten. Ich hatte schon immer große Ehrfurcht vor der ungeheuren Liebe, die sie ihrem Kind trotz allem entgegenbrachten - trotz der Verlegenheit, die sie empfinden könnten; trotz der Schuld, die sie empfinden könnten; und trotz der Bürde, die ihrem Leben offensichtlich auferlegt war.
Könnte ich das wirklich? Könnte ich an einer solchen Situation wachsen? Es sagte sich natürlich leicht, dass ich das könnte. Aber Worte kosten ja nichts. Ein Kind zu lieben, das ich nie wirklich kennenlernen würde, zu dem ich nie eine echte Bindung würde knüpfen können ... ich konnte nur beten, dass Gott mir die Kraft gab, ein solcher Mensch zu sein - ein guter Mensch - und in der Tat ein wahrer mächtiger Mann. Ich hatte keinerlei Zweifel, dass meine Frau das konnte. Sie schien eine unnatürlich enge Bindung zu Carter zu haben und er zu ihr. So ähnlich war es zwischen Chandler und mir, seit sie ein eigenes Bewusstsein entwickelt hatte. Auch jetzt noch war Daddy die Rettung, wenn Chandler untröstlich war. Carter war noch keine zwei Monate alt und reagierte auf die gleiche wundersame Art auf Nadine. Ihre schiere Anwesenheit beruhigte ihn, besänftigte ihn und vermittelte ihm das Gefühl, dass alles so war, wie es sein soll. Eines Tages würde ich meinem Sohn auch so nahe sein; ja, wenn Gott mir die Chance gab, dann ganz sicher.
Bis ich ins Haus kam, hatte die Herzogin Carter schon in der blauen Decke auf dem Arm. Rocco Night hatte den Range Rover vorgefahren, um uns ins Krankenhaus zu bringen. Auf dem Weg zum Auto legte ich den Handrücken auf Carters winzige Stirn und erschrak. Er glühte regelrecht vor Fieber. Er atmete, aber nur schwach. Er bewegte sich überhaupt nicht; er war steif wie ein Brett.
Auf dem Weg zum Krankenhaus saßen die Herzogin und ich hinten und Suzanne saß auf dem Beifahrersitz. Als ehemaliger NYPD-Polizist ignorierte Rocco rote Ampeln und Geschwindigkeitsbeschränkungen einfach und unter den gegebenen Umständen war das auch richtig so. Ich wollte Dr. Green in Florida anrufen, aber er war nicht da. Dann rief ich meine Eltern an und sagte ihnen, sie sollten ins North Shore Hospital in Manhasset kommen, das fünf Minuten näher war als das Long Island Jewish. Den Rest der Fahrt verbrachten wir schweigend; es gab immer noch keine Tränen.
Wir rannten in die Notaufnahme, wobei die Herzogin mit Carter auf dem Arm die Führung übernahm. Der Kinderarzt hatte schon im Krankenhaus angerufen, also wurden wir schon erwartet. Wir rannten an einem Wartezimmer voller ausdrucksloser Menschen vorbei und in weniger als einer Minute lag Carter auf einem Untersuchungstisch und wurde mit einer Flüssigkeit abgerieben, die nach Spiritus roch.
Ein jung aussehender Arzt mit buschigen Augenbrauen sagte zu uns: „Das sieht nach Spinalmeningitis aus. Wir brauchen ihre Genehmigung für eine Rückenmarkspunktion. Das ist zwar eigentlich unge fährlich, aber es besteht immer Infektionsgefahr oder -" „Machen Sie die verdammte Punktion einfach!", schnappte die Herzogin. Der Arzt nickte und schien wegen der Sprache meiner Frau kein bisschen beleidigt zu sein. Sie hatte das Recht dazu.
Und dann warteten wir. Unmöglich zu sagen, ob das zehn Minuten oder zwei
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