Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)
Bezugsrechte in Luft auflösten - und er dem Kleingedruckten in seinem Anstellungsvertrag zum Opfer fiel.
Ich sagte: „Das kannst du Gary doch nicht antun; der Kerl reißt sich seit einem Jahr den Arsch für uns auf. Ich gebe als Erster zu, dass er manchmal eine totale Nervensäge ist, aber trotzdem tut man so etwas seinen Mitarbeitern nicht an, vor allem Gary nicht, der ja hundertprozentig loyal ist. Das wäre verflucht falsch, Steve. Und stell dir einmal vor, was für ein Signal das an alle anderen sendet. Mit so einem Mist macht man die Moral im Unternehmen kaputt. Die sind doch alle stolz auf ihre Bezugsrechte; damit fühlen sie sich als Miteigentümer; sie haben das Gefühl einer sicheren Zukunft." Ich nahm einen tiefen Atemzug und sagte noch: „Wenn wir ihn austauschen, in Ordnung, aber wenn, dann geben wir ihm, was ihm zusteht und noch ein bisschen was extra. Das ist die einzige Möglichkeit. Alles andere ist schlechtes Geschäftsgebaren."
Der Schuster zuckte die Schultern. „Ich begreife das nicht. Du machst dich doch als Erster lustig über den Labersack, also warum verflixt kümmert es dich da, ob ich ihm die Aktienbezugsrechte wegnehme?" Ich schüttelte frustriert den Kopf. „Zunächst einmal mache ich mich nur über ihn lustig, damit wir während der Arbeit auch etwas zum Lachen haben. Ich mache über jeden Witze, auch über mich und über dich. Aber eigentlich mag ich den Labersack gern; er ist ein guter Mann und er ist loyal wie der Teufel." Ich seufzte schwer. „Hör zu, ich leugne nicht, dass Gary seine Nützlichkeit vielleicht überlebt hat und dass es vielleicht wirklich Zeit ist, ihn durch jemanden mit Branchenerfahrung und mit einem Stammbaum zu ersetzen, jemanden, der mit der Wall Street sprechen kann - aber wir können ihm die Aktienbezugsrechte nicht wegnehmen. Er ist zu uns gekommen, als wir noch am Hintereingang der Fabrik Schuhe verkauft haben. Und so langsam er sich auch bewegen mag, er hat für die Firma trotzdem viel Gutes getan. Ihn über den Tisch zu ziehen bringt schlechtes Karma."
Der Schuster seufzte. „Ich halte deine Loyalität für unangebracht. Er würde uns in zwei Sekunden über den Tisch ziehen, wenn er die Chance hätte. Ich habe -" Ich unterbrach den Schuster und sagte: „Nein Steve, er würde uns nicht über den Tisch ziehen. Gary besitzt Integrität. Er ist nicht wie wir. Er hält sich an sein Wort und bricht es nie. Wenn du ihn feuern willst, na gut. Aber dann solltest du ihm seine Aktienbezugsrechte lassen." Mir war klar, dass ich Steve mit dem Wort „solltest" mehr Macht einräumte, als ihm zustand. Das Problem war nur, dass er auf dem Papier immer noch der Mehrheitseigner des Unternehmens war; ich hatte die Kontrolle nur dank unserer geheimen Vereinbarung.
„Lass mich mit ihm reden", sagte der Schuster mit einem boshaften Blick in den Augen. „Wenn ich ihn dazu bringe, friedlich zu gehen, warum sollte dich das kümmern?" Er zuckte die Schultern. „Ich meine, wenn ich seine Bezugsrechte wiederbekomme, können wir ja 50:50 teilen, oder?"
Ich ließ mein Kinn sinken und gab mich geschlagen. Es war 11:30 Uhr und ich war so verflucht müde. Zu viele Drogen, dachte ich mir. Und das Leben daheim ... naja, das war in letzter Zeit kein Zuckerschlecken. Die Herzogin war wegen Carter immer noch total fertig und ich hatte mit meinen Rückenschmerzen im Grunde das Handtuch geworfen; sie quälten mich jetzt 24 Stunden am Tag. Ich hatte für den 15. Oktober einen Termin zur Wirbelsäulenversteifung ausgemacht. Das waren nur noch drei Wochen und schon der Gedanke daran machte mir schreckliche Angst. Ich würde eine Vollnarkose bekommen - und sieben Stunden unters Messer kommen. Wer wusste, ob ich je wieder aufwachte? Und wenn ja, wer sagte, dass ich nicht gelähmt wieder aufwachte? Eine Wirbelsäulenoperation war immer ein Risiko, auch wenn ich bei Dr. Green definitiv in den besten Händen war. Jedenfalls würde ich sechs Monate außer Gefecht sein, aber meine Rückenschmerzen wären ein für alle Mal beseitigt und ich hätte mein Leben wieder! Ja, der Sommer 1996 würde ein guter Sommer werden!
Natürlich benutzte ich das als Vorwand für die Steigerung meines Drogenkonsums; ich hatte Madden und der Herzogin versprochen, sobald mein Rücken repariert war, würde ich die Drogen lassen und wieder der „echte Jordan" werden. Tatsächlich war ich im Moment nur deshalb nicht stoned, weil ich das Büro gleich wieder verließ und die Herzogin in Old Brookville abholen
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