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Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)

Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)

Titel: Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Belfort
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aber es verwandelte meine Limousine auch in ein rollendes Bordell für 96.000 Dollar. Rechnen Sie sich das mal aus! Unser Fahrziel war an jenem Morgen Lake Success auf Long Island, das einst ruhige Mittelklassenest, in dem Stratton Oakmont seinen Sitz hatte.
    Jetzt sah es in diesem Städtchen aus wie in Tombstone, Arizona - bevor die Earps in die Stadt kamen. Um die Bedürfnisse, Wünsche und Begierden meiner schrägen Broker zu befriedigen, waren die üblichen Gewerbezweige aus dem Boden geschossen. Es gab Bordelle, Hinterzimmer, in denen illegal gespielt wurde, Nachtclubs und eben alles, was Spaß macht. Es gab sogar einen kleinen Prostitutionsring, der im untersten Stockwerk der Tiefgarage für jeweils 200 Dollar Freier bediente.

    In den ersten Jahren machten die ortsansässigen Geschäftsleute wegen meiner liederlichen Brokertruppe, die zum Teil in der Wildnis aufgewachsen zu sein schien, einen Aufstand. Doch schon bald fiel den gleichen Geschäftsleuten auf, dass die Broker von Stratton nicht auf den Preis schauten, egal bei was. Also zogen sie mit den Preisen an und alle lebten in Frieden miteinander, genau wie im Wilden Westen.
    Gerade fuhr die Limo in westlicher Richtung auf der Chicken Valley Road, einer der schönsten Straßen an der Gold Coast. Ich öffnete das Fenster einen Spalt, um ein bisschen Luft hereinzulassen. Ich schaute mir die saftigen Fairways des Brookville Country Club an, über denen ich am frühen Morgen unter Drogeneinfluss angeflogen war. Der Country Club befand sich ganz schön nahe an meinem Anwesen - tatsächlich so nah, dass ich von dem Rasen vor meinem Haus aus mit einem Siebener-Eisen in die Mitte des siebten Fairways schlagen konnte. Aber ich habe mich natürlich nie um eine Mitgliedschaft bemüht - als niedriger Jude, der die Frechheit besitzt, in den WASP-Himmel vorzudringen.
    Und nicht nur der Brookville Country Club war für Juden gesperrt. Nein, nein, nein! Alle Clubs der Umgebung lehnten Juden ab, oder eigentlich jeden, der kein blaublütiger WASP-Bastard war (der Brookville Country Club nahm immerhin Katholiken auf und war damit lange nicht so schlimm wie manch anderer Club). Als die Herzogin und ich frisch aus Manhattan hergezogen waren, störte mich die ganze WASP-Geschichte. Das war wie ein geheimer Verein oder eine Geheimgesellschaft, aber dann wurde mir klar, dass die WASPs Schnee von gestern waren, eine nicht weniger gefährdete Art als der Dodo oder der Fleckenkauz. Es stimmte schon, sie hatten immer noch ihre netten Golfclubs und Jagdhütten, die letzten Bastionen gegen die Invasionshorden aus dem Schtetl, aber eigentlich waren sie die Little Big Horns des 20. Jahrhunderts, die von wilden Juden wie mir überrannt wurden, die an der Wall Street ein Vermögen gemacht hatten und so viel wie nötig ausgeben wollten, damit sie dort wohnen konnten, wo der große Gatsby wohnte.

    Die Limo bog sanft links ab und wir waren in der Hegemans Lane. Linker Hand waren die Gold Coast Stables, die die Besitzer lieber als „The Gold Coast Equestrian Center" bezeichneten, weil das unendlich viel WASPiger klingt.
    Im Vorbeifahren sah ich die grün-weiß gestreiften Ställe, in denen die Pferde der Herzogin standen. Die ganze Pferdegeschichte hatte sich von vorne bis hinten als Alptraum entpuppt, angefangen beim Stallbesitzer, einem Quaalude-süchtigen, dickbäuchigen wilden Juden mit einem 1.000-Watt-Lächeln und dem geheimen Lebensauftrag, für einen WASP gehalten zu werden. Er und seine blondierte Pseudo-WASP-Frau durchschauten die Herzogin und mich schon aus einer Meile Entfernung und beschlossen, uns für einen Preisaufschlag von 300 Prozent ihre ganzen ausgemusterten Pferde anzudrehen. Als wäre das nicht schon schmerzhaft genug gewesen, wurden die Pferde nach dem Kauf auch noch von den merkwürdigsten Leiden befallen. Die Kosten für den Tierarzt, für das Futter und für die Hilfskräfte, die die Pferde regelmäßig ritten, damit sie in Form blieben, hatten sich in ein riesiges schwarzes Loch verwandelt.
    Nichtsdestotrotz ging meine leckere Herzogin, die aufstrebende Spring-Expertin, täglich dort hin - um die Pferde mit Zuckerstückchen und Karotten zu füttern und um Reitstunden zu nehmen -, obwohl sie eine Pferdeallergie hatte und immer niesend, schnaufend, mit Jucken und Husten heimkam. Aber klar doch, wenn man mitten im WASP-Himmel lebt, macht man das Gleiche wie die WASPs und tut so, als würde man Pferde lieben.

    Als die Limo den Northern Boulevard überquerte, brachen

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