Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)
sind dein lustiger Haufen!" Ein paar kamen in Strumpfhosen auf die Arbeit, andere trugen schief aufgesetzte Fantasiemützen auf dem Kopf. Einige kamen mit der Absicht, ein Mädchen zu entjungfern - weil das so mittelalterlich klingt -, konnten aber auch nach mühevoller Suche keine Jungfrau finden, jedenfalls nicht im Board Room.
Also gut, Danny hatte recht. Um die Artikel scherte sich niemand. Aber einen Liliputaner herumprügeln? Im Moment hatte ich dafür keine Zeit. Ich hatte mit der Emission von Steve Madden noch erns te Probleme zu bewältigen und ich musste noch gegen meinen Vater antreten, der auf mich lauerte - zweifellos mit einer AmEx-Rechnung über eine halbe Million in der einen und einem Becher Stoli mit Eis in der anderen.
Ich sagte zu Wigwam: „Geh doch mal Madden suchen und sag ihm ein paar aufmunternde Worte oder so. Sag ihm, er soll es kurz und bündig machen und sich nicht ausgiebig darüber auslassen, wie sehr er Damenschuhe liebt. Es könnte nämlich sein, dass die ihn dann lynchen." „Wird erledigt", sagte Wigwam im Aufstehen. „Kein Schuhgequatsche vom Schuster." Noch bevor er draußen war, ließ sich Danny über sein Toupet aus. „Was ist das denn für ein scheißbilliger Lumpen?", schimpfte er. „Sieht aus wie ein beschissenes totes Eichhörnchen." Ich zuckte mit den Schultern. „Ich glaube, das ist ein Sondermodell von Hair Club for Men. Das hat er schon immer. Vielleicht muss es nur mal in die chemische Reinigung. Aber jetzt trotzdem mal im Ernst: Wir haben immer noch das gleiche Problem mit dem Madden-Deal und uns läuft die Zeit davon." „Ich dachte, die Nasdaq wollte die Aktie listen?", sagte Danny. Ich schüttelte den Kopf. „Das schon, aber wir dürfen dann nur fünf Prozent unserer Aktien behalten, mehr nicht. Den Rest müssen wir vor Handelsbeginn an Steve veräußern. Das heißt, wir müssen die Unterlagen jetzt unterzeichnen, heute Morgen! Und das heißt auch, dass wir Steve vertrauen müssen, dass er nach dem Börsengang das Richtige tut." Ich presste die Lippen zusammen und schüttelte langsam den Kopf. „Ich weiß nicht, Dan - ich habe so langsam das Gefühl, dass er sein eigenes Spielchen mit uns treibt. Ich bin nicht sicher, ob er das Richtige tut, wenn es hart auf hart kommt." „Du kannst ihm vertrauen, JB. Er ist hundertprozentig loyal. Ich kenne den Typen schon ewig, und glaub mir - er kennt das Gesetz der Omertä so gut wie jeder andere." Danny führte Daumen und Zeigefinger zum Mund und drehte sie; er wollte damit sagen: „Sein Mund ist fest verschlossen." Genau das ist mit dem Mafioso-Begriff der Omertä gemeint: Schweigen. Dann sagte er: „Auf jeden Fall zockt er dich nach allem, was du für ihn getan hast, nicht ab. Steve ist kein Narr und als mein Rattenloch verdient er so viel Geld, dass er nicht riskieren wird, das zu verlieren."
„Rattenloch" war der Stratton-Ausdruck für einen Strohmann, der zwar auf dem Papier Aktien besaß, aber eigentlich nur vorgeschoben war. Strohmann zu sein war eigentlich nichts Ungesetzliches, wenn man die entsprechenden Steuern bezahlte und wenn die Strohmannvereinbarung keine Wertpapiergesetze verletzte. Tatsächlich war es an der Wall Street gang und gäbe, Strohmänner einzusetzen; große Marktteilnehmer benutzten sie, um große Unternehmensbeteiligungen aufzubauen, ohne dass andere Investoren darauf aufmerksam wurden. Und so lange man nicht mehr als fünf Prozent eines Unternehmens kaufte - in diesem Fall musste man nämlich in Form von Formular 13D seinen Besitzanteil und seine Absichten öffentlich bekannt machen -, war das vollkommen legal.
Aber die Art, auf die wir unsere Strohmänner einsetzten - um heimlich große Blöcke von Stratton-Erstemissionen aufzukaufen - verletzte so viele Wertpapiergesetze, dass die SEC versuchte, neue zu erfinden, die uns aufhalten könnten. Das Problem war nämlich, dass die damals geltenden Gesetze löchriger waren als ein Schweizer Käse. Wir waren natürlich nicht die Einzigen an der Wall Street, die das ausnutzten; eigentlich machte das jeder. Nur machten wir das in einem etwas größeren Stil - und mit größerer Unverschämtheit.
Ich sagte zu Danny: „Mir ist klar, dass er dein Rattenloch ist, aber Menschen mit Geld zu beherrschen ist nicht so leicht, wie es scheint. Glaub mir das. Ich mache das schon länger als du. Wie du mit den Erwartungen deines Rattenlochs für die Zukunft umgehst, ist wichtiger als das, was du ihm in der Vergangenheit gegeben hast. Gewinne von
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