Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)
das Goldfischglas. Sein ganzer Unterarm war unter Wasser. Dann schleuderte er den Arm in alle Richtungen und versuchte den arglosen orangefarbenen Goldfisch zu fangen. Sein Gesicht war wie versteinert, mit dem Blick eines Mannes, der von reiner Bosheit besessen ist. Ein Dutzend junge Vertriebsassistentinnen, die in der Nähe des Geschehens saßen, sprangen von ihren Stühlen auf und wichen bei dem Anblick von Danny, der versuchte, den unschuldigen Goldfisch zu fangen, voller Schrecken zurück. „Oh Gott", sagte Janet. „Der bringt ihn um."
In diesem Moment machte Danny große Augen und sein Kiefer klappte fast zehn Zentimeter nach unten. Sein Gesicht sagte: „Hab dich!" Den Bruchteil einer Sekunde später riss er den Arm aus dem Goldfischglas und hielt den orangefarbenen Goldfisch fest gepackt. „Er hat ihn! ", schrie Janet und führte die Faust zum Mund. „Ja, aber die 1-Million-Dollar-Frage lautet, was macht er jetzt mit ihm?" Ich machte nur eine kurze Pause und fügte dann hinzu: „Aber ich wette mit Ihnen 100:1 um 1.000 Dollar, dass er ihn isst. Gilt die Wette?" Sofortige Antwort: „100:1? Die Wette gilt! Das macht er nicht! Das ist zu derb. Ich meine -" Janet wurde unterbrochen, denn Danny stieg auf einen Schreibtisch und streckte die Arme aus, als wäre er Jesus Christus am Kreuz. Er rief laut: „Das passiert, wenn ihr am Erstemissionstag mit euren Tieren rummacht!" Und dann setzte er noch nach: „Und keine beschissenen Fliegen im Board Room! Das ist scheiß... lächerlich!" Janet, die Wettbetrügerin: „Ich will die Wette jetzt sofort zurücknehmen!" „Sorry, zu spät!" „Ach Mensch, das ist nicht fair!" „Das Leben auch nicht, Janet." Ich zuckte unschuldig die Schultern. „Sie sollten das eigentlich wissen." Und Danny machte einfach so den Mund auf und warf sich den orangefarbenen Goldfisch in den Schlund.
100 Vertriebsassistentinnen schnappten kollektiv nach Luft, während zehnmal so viele Broker bewundernd zu jubeln begannen - sie huldigten Danny Porush, dem Vollstrecker eines unschuldigen Wassertiers. Danny, der sich keinen theatralischen Auftritt entgehen lassen konnte, verneigte sich förmlich, als stünde er am Broadway auf der Bühne. Dann sprang er vom Schreibtisch in die Arme seiner Bewunderer.
Ich kicherte über Janet. „Naja, machen Sie sich um die Bezahlung keine Sorgen. Ich ziehe es Ihnen einfach vom Gehalt ab." „Wagen Sie das verflucht noch mal nicht!", zischte sie. „Schön, dann schulden Sie mir was!" Ich lächelte und zwinkerte ihr zu. „Bestellen Sie jetzt die Blumen und bringen Sie mir Kaffee. Ich muss jetzt diesen beschissenen Tag anfangen." Federnden Schrittes und mit einem Lächeln im Gesicht ging ich in mein Büro und machte die Tür zu - bereit, alles anzunehmen, was die Welt mir entgegenschleudern würde.
Keine fünf Minuten später saß ich in meinem Büro hinter einem Schreibtisch, der zu einem Diktator gepasst hätte, in einem Stuhl so groß wie ein Thron. Ich neigte den Kopf zur Seite und sagte zu den beiden anderen Personen, die in dem Zimmer saßen: „Damit das klar ist: Ihr wollt also einen Liliputaner hierher holen und seinen kleinen Arsch durch den Board Room schubsen?" Sie nickten einstimmig. Mir gegenüber saß in einem übertrieben dick gepolsterten Ochsenleder-Clubsessel niemand anderes als Danny Porush. Im Moment schien ihm seine Fisch-Eskapade keine Beschwerden zu bereiten, und er versuchte, mir seine neueste Idee zu verkaufen, die da war: Er wollte einem Liliputaner fünf Riesen dafür bezahlen, dass er in den Board Room kam und sich im vermutlich ersten Liliputaner- Prügel-Wettbewerb in der Geschichte von Long Island im Board Room herumschubsen ließ. So schräg das auch klang, ich musste zugeben, dass mich das irgendwie faszinierte.
Danny zuckte die Schultern: „Das ist gar nicht so verrückt, wie es klingt. Ich meine, wir wollen den kleinen Bastard ja nicht irgendwie wild herumschleudern. Ich stelle mir das so vor, dass wir im vorderen Bereich des Board Rooms Wrestling-Matten auslegen und den fünf Brokern, die den Madden-Deal am besten verkauft haben, je zwei Schläge geben. Wir könnten am einen Ende der Matte einen Kreis malen und ein bisschen Klettband draufmachen, damit der Bastard festklebt. Und wir lassen ein paar scharfe Vertriebsassistentinnen Schilder hochhalten - so wie die Punktrichter beim Turmspringen. Sie können Punkte für den Wurfstil, die Entfernung und den Schwierigkeitsgrad und all so'n Zeug vergeben."
Ich
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