Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)

Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)

Titel: Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Belfort
Vom Netzwerk:
Room von Stratton stattfinden - und das verschaffte mir die Möglichkeit, die Aktie nach Gutdünken auf- und abwärts zu bewegen. Wenn Steve nicht spurte, konnte ich den Preis seiner Aktie buchstäblich zermalmen, bis sie nur noch in Pennies gehandelt wurde.

    Tatsächlich hing dieses Damoklesschwert über den Köpfen aller Investmentbanking-Klienten von Stratton Oakmont. Und ich benutzte es, um sicherzustellen, dass sie der Sache von Stratton die Treue hielten: dass sie mir neue Aktien unter dem aktuellen Marktpreis verkauften, die ich später dank der Macht des Board Rooms mit enormen Gewinnen wieder verkaufen konnte. Natürlich war ich nicht der Einzige, der sich solche schlauen Finanzerpressungsgeschäfte ausdachte. Tatsächlich lief der gleiche Prozess auch bei den renommiertesten Firmen der Wall Street ab - Firmen wie Merrill Lynch, Morgan Stanley, Dean Witters, Salomon Brothers und Dutzenden anderen. Keine dieser Firmen hatte die geringsten Gewissensbisse, einem Milliardenunternehmen eins überzuziehen, wenn es nicht nach ihrer Pfeife tanzte.
    Ich dachte daran, wie ironisch es doch war, dass die besten und angeblich legitimsten Finanzinstitutionen Amerikas den Schatzpapiermarkt manipuliert (Salomon Brothers), das kalifornische Orange County in den Bankrott getrieben (Merrill Lynch) und rund 300 Millionen Dollar von Omas und Opas abgezockt hatten (PrudentialBache). Aber alle führten ihre Geschäfte weiter - und florierten sogar unter dem Schutz eines WASPigen Schirms.
    Stratton Oakmont betrieb hingegen Micro-Cap-Investmentbanking - die Presse sprach lieber von Pennystocks - und wir hatten keinen solchen Schutz. In Wirklichkeit lag der Preis aller unserer Erstemissionen zwischen vier und zehn Dollar und das waren eigentlich keine Pennystocks. Den Regulierern entging dieser Unterschied aber völlig - sehr zu ihrem eigenen Leidwesen. Das war nämlich der Grund, weshalb sich die Leute von der SEC - vor allem die beiden, die gerade in meinem Besprechungszimmer saßen - selbst keinen Reim darauf machen konnten, weshalb sie mich über 22 Millionen Dollar verklagt hatten. Die SEC hatte die Klage so angelegt, als wäre Stratton eine Pennystock Firma, aber es war einfach eine Tatsache, dass Stratton Oakmont keinerlei Ähnlichkeit mit einer solchen Firma hatte. Pennystock-Firmen waren notorisch dezentralisiert und hatten Dutzende kleiner Büros, die sich über das ganze Land verteilten. Stratton hatte dagegen nur ein Büro und so ließ sich die Negativität leichter kontrollieren, die sich nach einer SEC-Klage im Vertrieb breitmachte. Eine Pennystock-Firma konnte allein schon dadurch zur Geschäftsaufgabe gezwungen sein. Die Zielgruppe von Pennystock-Firmen waren unerfahrene Investoren mit geringem oder gar keinem Vermögen und sie brachten sie dazu, vielleicht mit ein paar Tausend Dollar zu spekulieren. Stratton sprach hingegen die wohlhabendsten Investoren Amerikas an und brachte sie dazu, mit Millionen zu spekulieren. Infolge dessen konnte die SEC nicht wie üblich behaupten, es sei für die Kunden von Stratton nicht zuzumutbar, dass sie ihr Geld in spekulativen Aktien anlegten.

    Als die SEC den Prozess anstrengte, hatte sie all das nicht bedacht. Stattdessen ging sie fälschlicherweise davon aus, allein schon die schlechte Presse würde Stratton zur Aufgabe zwingen. Aber da nur ein Büro zu managen war, fiel es leicht, die Truppen zu motivieren, und keine Seele verließ die Firma. Erst als die SEC schon alle Unterlagen für die Klage ausgefüllt hatte, machte sie sich daran, die Antragsformulare von Stratton zu überprüfen, und es dämmerte ihr, dass alle Klienten von Stratton Millionäre waren.

    Ich hatte ein bisher eher trübes Mittelfeld entdeckt - den organisierten Verkauf von 5-Dollar-Aktien an die ein Prozent reichsten Amerikaner, und nicht den Verkauf von Pennystocks (unter einem Dollar) an die restlichen 99 Prozent, die gar kein oder nur ein geringes Vermögen hatten. Es gab an der Wall Street eine Firma namens DH Blair, die schon seit über 20 Jahren mit dieser Idee kokettierte, die aber nie Nägel mit Köpfen gemacht hatte. Der Besitzer des Unternehmens, ein wilder Jude namens J. Morton Davis, hatte damit trotzdem ein ungeheures Vermögen verdient und war zur Wall-Street-Legende geworden. Ich hatte dagegen Nägel mit Köpfen gemacht und aus purem Glück genau im richtigen Moment den Nagel auf den Kopf getroffen. Der Aktienmarkt begann sich gerade von dem großen Crash im Oktober zu erholen und es

Weitere Kostenlose Bücher