Der Wolf
der
Region Abruzzi, einem großen Befürworter und Förderer
unseres Projekts, nutzten nichts. Der Polizist hatte das Recht,
selbständig eine Anklage gegen uns zu erheben. Dagegen
konnten alle seine Vorgesetzten zusammen nichts unternehmen. Er blieb stur.
Nun, wir wurden nicht gleich eingesperrt. Wir händigten
der Polizei ein paar der Fallen aus – und machten weiter.
Als wir die Polizei abermals in den Fallengebieten antrafen,
platzte mir der Kragen. Ich schrie den Polizisten minutenlang alle meine nach und nach aufgeschnappten italienischen Schimpfwörter entgegen, und sichtlich verlegen verließen sie uns. Danach waren sie dann plötzlich wieder recht
höflich und ließen sich unsere ganze Ausrüstung erklären.
Wieder einen Tag später – der halbe Vorstand des WWF
kam aus Rom zu unserer Unterstützung angereist – war der
Spuk dann zu Ende. Fortan konnten wir ohne »Polizeibetreuung« auf Fang gehen. Zwei Jahre danach mußte Luigi
sich selbst sowie Dave und mich vor Gericht wegen unerlaubten Fallenstellens verteidigen. Wir wurden alle drei
freigesprochen. Inzwischen waren freilich auch die Forstleute unsere großen Freunde geworden.
Die Schwierigkeiten beim Fangen waren aber noch immer
nicht zu Ende. Zuerst wurden uns, fast vor unseren eigenen Augen, mehrere der für uns jetzt so wertvollen Fallen
gestohlen. Und dann passierte etwas Seltsames : Eines Morgens fanden wir in der Nähe eines Fallenplatzes, den außer
uns nur wenige kennen konnten, Jeepspuren im frischen
Schnee. Etwa zehn Meter vor dem ausgelegten Schaf, bei
dem zwei Fallen vergraben waren, hatte das Geländeauto
angehalten. Eine Fußspur führte vom Wagen durch das
dichte Gebüsch direkt bis an die Fallen, wo deutliche Urinspuren von der Tätigkeit des Unbekannten zeugten. Der
Mann hatte tatsächlich unsere Fallen angepinkelt!
Aufgrund des Reifenprofils stellten wir fest, daß der Jeep
der Nationalparkverwaltung gehörte. Danach war es keine
Schwierigkeit herauszufinden, wessen Stiefel und Sohlenmuster mit den Spuren im Schnee übereinstimmten. Es war
in der Tat jemand von der obersten Parkbehörde. Offensichtlich wurden wir also von beiden Seiten beschossen.
Warum nur ? Auch die Art des Kampfes nahm mitunter
seltsame Formen an.
Der erste Wolf
Inzwischen hatten wir einige Füchse und auch eine Hündin
in unseren Fallen gefangen. Diese war sogar in zwei Fallen
direkt am Futter gegangen, hatte aber liegend vom Köderfleisch weitergegessen. Die Füchse hingegen waren nur in
Fallen getreten, die auf Pfaden zu den Fütterungsstellen
lagen. Uns war klargeworden, daß auch die Wölfe in unmittelbarer Umgebung von Futter außerordentlich vorsichtig
sein mußten. So fingen wir an, die Fallen zunehmend weiter weg vom Köder aufzustellen. Hier war die Wahrscheinlichkeit, daß ein Wolf eine Falle berühren würde, zwar
wesentlicher geringer als direkt am Futterplatz. Wir hofften aber, daß die Wölfe hier weniger vorsichtig sein würden. Schließlich konnten sie ja nicht überall auf jeden ihrer
Schritte achten. Wir legten auch einige künstliche Markierungspfosten an mit einer »Geheimsalbe« von Daves Lehrmeister, dem alten Trapper, wohl zusammengekocht aus
verfaultem Fuchsfleisch, frischem Wolfskot, vergammelten Hirschinnereien und ähnlichem. Es war ein bestialisch
stinkendes Zeug ! Wölfe jedoch sollten laut Dave anderer
Meinung sein und solchen Düften nachgehen.
Sechzehn Tage nach unserer ersten Fallennacht, für Dave
eine längere Zeit als je zuvor, hatten wir dann unseren
ersten Wolf: einen Rüden. Unsere Aufregung war natürlich groß. Dave zeigte uns, wie man mit einer am Ende
eines langen Stocks befestigten Spritze den Wolf am besten
immobilisierte. Angeblich ließen in solchen Fällen die amerikanischen Wölfe Menschen vor Schreck direkt an sich
heran, ohne sich zu wehren. So ging ich mit dem Stock
samt Spritze ruhig auf den Wolf zu. Plötzlich sprang er
mit einem Satz auf mich zu und schlug unmittelbar vor
meinem Gesicht das aufgerissene Maul heftig zusammen.
Die Kette, an der die Falle befestigt war, hatte ihn wenige
Zentimeter vor mir zurückgeworfen. So mußten Dave und
Luigi von vorne den Wolf ablenken, während ich ihm von
hinten die Spritze gab.
In wenigen Minuten war er betäubt. Er wog nur vierundzwanzig Kilogramm, wurde vermessen und bekam Blut
abgezapft für eine Untersuchung über Blutwerte freilebender
Wölfe, die ein Kollege Daves durchführte. Da unser Wolf
doch recht aggressiv war, stülpten wir ihm
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