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Der Wolfsmann

Der Wolfsmann

Titel: Der Wolfsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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Geratewohl mit dem Krummschwert durch die Ritzen zwischen den Holzdielen der Platte. Dann rannte er los. Kaum hatte er seine Füße durch die Fensteröffnung nachgezogen, als ein Wolf, wie von einem Katapult abgefeuert, durch die Platte krachte. Weitere folgten ihm. Mythor fand Halt unter den Füßen. Mehrere schmale, aber feste Leisten führten über das schräg abfallende Ziegeldach zu den gleich hohen Nebenhäusern. Sadagar und Nottr hatten Kalathee in die Mitte genommen und befanden sich schon einige Meter vom Fenster weg. Der Kopf eines Wolfes erschien darin, dann schwarze Pranken. Mit übernatürlicher Kraft arbeitete die Bestie sich durch die Öffnung. Mythor wartete zwei Meter entfernt, das Schwert vorgestreckt.
    »Geht vorsichtig weiter!« rief er den Gefährten zu.
    Er sah sich nicht um. Plötzlich war der Wolf vor ihm. Mythor wartete nicht, bis er festen Halt gefunden hatte. Er stieß zu, zog das Schwert zurück und schlug mit der flachen Klinge gegen den Hals der schwarzen Bestie. Er legte all seine Kraft in diesen Hieb. Der Wolf verlor den Halt und stürzte erbärmlich jaulend in die Tiefe, wo er zwischen den wartenden Schatten auf der Straße aufschlug.
    Der nächste arbeitete sich durch die Öffnung. Mythor deckte den Rückzug. Vorsichtig, mit dem Rücken auf den Dachziegeln liegend, arbeiteten sie sich weiter zum Nachbargebäude vor. Die Wölfe kamen einer nach dem anderen aus der Dachfensteröffnung. Mythor schickte sie in die Tiefe, sobald sie nahe genug heran waren.
    Sadagar fand ein Fenster auf dem Nachbardach. Er fluchte. »Es ist von innen zugenagelt! Ich bekomme es nicht auf!«
    Der Schweiß klebte kalt an Mythors Körper. Sie kamen nicht weiter. Jeder falsche Schritt konnte den Sturz in den Tod bedeuten. Immer mehr Wölfe schoben sich aus der Öffnung im Dach und näher an die Gefährten heran. Mythor spürte, wie sein Arm allmählich zu erlahmen begann. Seine Bewegungen hatten etwas Mechanisches an sich. Mit den Füßen gegen die Leiste gestemmt, mit dem Rücken an den Ziegeln und mit der linken Hand Halt suchend, beförderte er weitere Wölfe in den Tod.
    Für jeden, der sich überschlagend in die Tiefe stürzte, kamen zwei der Bestien nach.
    Lange konnten sich die Gefährten so nicht mehr halten. Unten gähnte die von Wölfen überfüllte Straße, von rechts kamen die Jäger, die nun ihre Taktik änderten.
    Die quer über die Dächer verlaufenden Leisten befanden sich in einem Abstand von etwa anderthalb Schritt zueinander. Für jeden Wolf, der sich denen anschloss, die Mythor und die Gefährten bedrängten, kletterte jetzt ein anderer um das Dachfenster herum auf die nächsthöhere Leiste. Mit ihren vier Beinen fanden sie viel leichter Halt auf den trockenen Ziegeln als die Menschen. Sie kamen nun von zwei Seiten direkt von der Dachöffnung und zusätzlich von oben.
    »Das ist das Ende«, presste Nottr zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor. »Wir können uns nicht gegen alle wehren!«
    Die ersten Wölfe erreichten das Nachbardach und kamen von der anderen Seite heran. Der Fluchtweg war endgültig versperrt.
    Aus! dachte Mythor, als wieder ein Tier, von der Wucht seines Stoßes aus dem Gleichgewicht geworfen, über den Dachrand auf die Straße fiel und sich das Genick brach.
    Sie waren in die Zange genommen. Mythor mobilisierte seine letzten Kraftreserven, um das Ende so lange wie möglich hinauszuzögern. Solange er lebte, musste er hoffen. Doch Wunder geschahen nicht auf Bestellung.
    Nottr und Sadagar hatten sich ihrer Haut zu wehren begonnen. Die Messer des Steinmanns fanden ihre Ziele, bis er alle bis auf vier verschleudert hatte. Nottr versuchte, nun mit dem Bauch auf den Ziegeln liegend, die von oben kommenden Bestien mit dem Krummschwert zu erreichen. Kalathee rührte sich nicht mehr. Sie hatte sich aus der Wirklichkeit geflüchtet.
    Dann sprang der erste Wolf von oben. Sein schwerer Körper landete auf Nottr. Die Wucht des Aufpralls ließ den Barbaren den Halt verlieren. Er stieß einen furchtbaren Schrei aus, rutschte an den Ziegeln ab über den Rand des Daches.
    Corchwll lauschte dem Geheul aus den Straßen, hörte die Stimmen seiner Wölfe und was sie ihm zu sagen hatten. Die Menschen waren gestellt. Kein Ausweg blieb ihnen mehr.
    Der Wolfsmann hatte die Jagd verfolgt. Der Kampf war etwas noch nie Dagewesenes. Und Corchwll fragte sich, wer diese vier seien, dass sie den Wölfen so lange hatten trotzen können.
    Das, was sich dort draußen tat, schlug ihn so sehr in seinen

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