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Der Wolfsthron: Roman

Der Wolfsthron: Roman

Titel: Der Wolfsthron: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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abgebogen und hatte Zuflucht in der Hauptstadt Tamron Court gesucht, die jetzt von Gerard Montaignes Armee belagert wurde. Han dachte daran, nach Westen in Richtung Hauptstadt zu reiten, aber er hatte nicht die geringste Ahnung, ob sie tatsächlich dort war oder nicht. Und wenn sie dort war, konnte er trotzdem nichts tun.
    Er atmete tief durch und zwang sich, den Nacken und die Schultern zu entspannen und die Fäuste zu öffnen.
    Wie auch immer, Korporal Byrne und seine Grauwölfe waren bereits nach Tamron Court unterwegs. Er selbst musste einem anderen Pfad folgen.
    Hätte er sich nicht so große Sorgen um Rebecca gemacht, dann wäre er gar nicht so wild darauf gewesen, die Fells möglichst schnell zu erreichen. Wieso sollte er auch erpicht darauf sein, seinen Platz als magischer Söldner der Clans, die ihn getäuscht und betrogen hatten, so bald wie möglich einzunehmen? Wieso sollte er den Magierrat so rasch angreifen wollen? Wollte er wirklich den Helden für Marianna spielen – die Königin, die dafür verantwortlich war, dass er so vieles verloren hatte? Die Königin, die vermutlich immer noch einen Preis auf seinen Kopf ausgesetzt hatte?
    Selbst wenn Han die Fells erreichte, konnte er den Clans nicht über den Weg trauen. Die Demonai-Krieger verachteten ihn, weil er die Gabe der Magie besaß. Er war für sie nichts weiter als ein Werkzeug, das nur den Zweck hatte, ihnen etwas Zeit zu verschaffen.
    Wäre Rebecca nicht gewesen, hätte er genauso gut in die entgegengesetzte Richtung reiten können. Solange er sich von den Bergen fernhielt, konnte er möglicherweise denjenigen entkommen, denen er sich auf Monate oder gar Jahre verpflichtet hatte. Er konnte immer noch irgendwo in den Flatlands ein Versteck finden und untertauchen.
    Er schnaubte. Als wenn das möglich wäre. Odenford hatte er zwar geliebt, aber die Flatlands liebte er nicht. Obwohl er ein Stadtjunge war, war er in einer Bergstadt aufgewachsen, und zu viel freie Fläche um sich herum verunsicherte ihn. Er wollte lieber wieder von Bergen umgeben sein.
    Wie auch immer, er hatte noch nie Glück gehabt, wenn es darum ging unterzutauchen. Früher oder später würde er wieder eine Bande haben, eine Gang, die er unterstützen musste, und Leute, die von ihm abhängig waren. Leute, die den Preis für seine Fehler bezahlen würden.
    Daher hatte er auch nie ernsthaft daran gedacht, seine Vereinbarung mit den Clans zu brechen. Oder jedenfalls nicht, indem er weglief. Es reichte ihm nicht, auf der Seite der Sieger zu stehen. Er würde alles Notwendige tun, um sicherzugehen, dass er, Han Alister, ganz oben landete.
    Han und die Clans hatten einen gemeinsamen Feind, Lord Gavan Bayar, den Hohemagier der Fells – den Mann, der für den Tod von Han’s Mutter und Schwester verantwortlich war. Bayar hatte Han’s Freunde foltern und töten lassen, um ihn zu finden und das Amulett zurückzubekommen, das Han den Bayars abgenommen hatte. Das Schlangenstab-Amulett hatte einmal Alger Waterlow gehört, dem berüchtigten Dämonenkönig – und Han’s Vorfahr. Jetzt trug Han es auf seiner Haut.
    Und dann war Rebecca Morley zusammen mit Lord Bayars Sohn Micah einfach aus Odenford verschwunden. Wenn Han’s Suche nach Rebecca erfolglos blieb, würde er Micah Bayar so lange jagen, bis er ihn ausfindig gemacht hatte und zwingen konnte, die Wahrheit auszuspucken. Wenn Rebecca noch lebte, war die Sache von höchster Dringlichkeit. Wenn sie tot war, würde er die Bayars dafür bezahlen lassen.
    In Odenford war Han sich seiner selbst viel zu sicher gewesen. Jetzt fühlte er sich von seinen eigenen Worten verspottet.
    Ihr Bayars müsst lernen, dass Ihr nicht immer alles kriegen könnt, was Ihr haben wollt. Ich werde es Euch beibringen.
    Viel treffender waren da jene Worte, die er einmal zu Rebecca gesagt hatte.
    Jedes mal, wenn ich etwas für die Zukunft beiseitelege, wird es mir weggenommen.
    Er würde von Feinden umgeben sein, wenn er jetzt nach Hause zurückkehrte, genau wie damals, als er als Streetlord der Ragger nach Southbridge marschiert war. Mit dem Unterschied, dass das Blut, das möglicherweise vergossen werden würde, das der anderen war.
    Und das bedeutete, dass er bessere Waffen brauchte. Und dazu musste er das Risiko eingehen und nach Aediion zurückkehren, um sich mit Crow zu treffen.
    Crow, der mysteriöse magische Lehrmeister, hatte Han ebenfalls angelogen – er hatte ihn zum Narren gehalten, hatte ihn rücksichtslos benutzt, um ihre gemeinsamen Feinde, die

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