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Der Wolfsthron: Roman

Der Wolfsthron: Roman

Titel: Der Wolfsthron: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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Blute und den Gebeinen! Weiter vorn trieben zwei Reiter ihre Pferde von rechts und links in die Mitte des Pfades und versperrten ihr den Weg; sie hielten ihre Armbrüste locker in den Armen und grinsten.
    Raisa sah sich wild um. Die Schlucht war hier schmal, und es gab keine Möglichkeit, um die Männer herumzureiten. Die Reiter hinter ihr grölten begeistert, als sie sahen, dass sie zwischen beiden Gruppen gefangen war.
    Wut loderte in ihr auf. Diese Männer waren Feiglinge und Verräter – griffen zu acht eine einzelne Person an.
    Sie zog Gillens schweres Schwert aus der Scheide, streckte es wie einen Spieß nach vorn und gab dem Wallach die Fersen.
    »Für die Kriegerin Hanalea!«, schrie sie und raste weiter, genau auf die Reiter zu, die ihr im Weg standen. Das Grinsen wich aus ihren Gesichtern und verwandelte sich in Überraschung und Panik. Sie zerrten an den Zügeln ihrer Pferde und versuchten, sie aus dem Weg zu bekommen.
    Die Schwertspitze bohrte sich in den Hals des einen Pferdes, als Raisa vorbeipreschte. Das Pferd schrie, und sie ließ das Schwert sofort los, um nicht von ihrem Wallach gerissen zu werden.
    Sie hörte eine Armbrust surren, und dann traf sie etwas oben im Rücken und schleuderte sie zu Boden. Sie landete mit dem Gesicht nach unten. Der Wallach stellte sich über sie; Schaum tropfte auf ihren Hals. Sie kämpfte sich auf die Beine und versuchte, den pochenden Schmerz in ihrem Rücken ebenso wenig zu beachten wie die Taubheit und das Prickeln in ihrem linken Arm.
    Die anderen Attentäter mussten erst an den beiden Männern vorbei, die ihr aufgelauert hatten – das würde einen Moment dauern, aber sie würden dennoch in null Komma nichts bei ihr sein. Raisa packte den Sattelknauf und versuchte, wieder aufzusteigen, aber sie stellte fest, dass ihr Arm praktisch nicht mehr zu gebrauchen war. Der Schmerz war zu groß, als dass sie es hätte schaffen können. Daher packte sie stattdessen die Armbrust und rannte zu dem wirren Haufen aus Felsblöcken am Ende der Schlucht. Sie fing an zu klettern; ihr Atem zischte zwischen den Zähnen, und Tränen liefen ihr über das Gesicht. Wann immer sie sich streckte und bewegte und nach etwas griff, veränderte der Bolzen in ihrem Rücken seine Position und schickte einen brennenden Schmerz durch ihren Körper, der sie mehr und mehr benommen machte.
    Ihr war klar, dass sie das Unvermeidliche nur einige Zeit aufschob, aber sie war so wütend, dass ihr das vollkommen egal war. Sie konnte es unmöglich einfach so hinnehmen, so knapp vor ihrem Ziel doch noch von den Verrätern erwischt zu werden, die Edon Byrne ermordet hatten. Der einzige Weg, seinen Tod zu rächen, bestand darin, dass sie überlebte – auch wenn genau das im Moment immer weniger wahrscheinlich wurde.
    Sie kletterte, bis es nicht mehr weiterging, dann quetschte sie sich in einen Felsspalt. Sie legte die Armbrust an ihre rechte Seite und ihren Dolch an die linke. Sie würden sie hier rauskratzen wie eine Muschel aus den Klippen entlang des Indios. Doch sie würde dafür sorgen, dass sie wenigstens einen kleinen Preis zahlen mussten.
    Wussten sie, dass sie verwundet war? Vielleicht nicht.
    Sie spürte, wie das Blut aus der Wunde unterhalb des linken Schulterblattes über ihren Rücken lief. Seltsamerweise wurde der Schmerz allmählich schwächer und wich einer sich ausbreitenden Taubheit. Hatte die Bolzenspitze einen Nerv getroffen?
    Sie hörte jemanden von unten rufen, jemanden, den sie nicht sehen konnte.
    »Ziehen wir die Sache hier nicht unnötig in die Länge. Zu Fuß werdet Ihr nie von hier wegkommen. Ergebt Euch, und es wird Euch nichts geschehen. Leistet Widerstand, und ich kann für nichts garantieren.«
    Klar doch, dachte Raisa. Wir mögen zwar unsere Fehler haben, wir vom Grauwolf-Geschlecht, aber Dummheit gehört sicher nicht dazu. Sie antwortete nicht.
    Nach einem langen Moment hörte sie, wie Befehle gebrüllt wurden. Die Männer schwärmten aus und durchsuchten die Schlucht. Sie hörte, wie Stein gegen Stein polterte, wie die Männer fluchten und überall um sie herum hochkletterten.
    Dann kam von der anderen Seite der Schlucht einer von ihnen in Sicht; er zog sich auf einen kleinen Felsabsatz, richtete sich auf und sah sich um. Als er Raisa erblickte, grinste er und krümmte einen Finger.
    »Markel!«, rief er und blickte den Weg zurück, den er gekommen war. »Hierher! Sie ist …«
    Raisa hob die Armbrust und schoss direkt auf seine Mitte, wie sie es gelernt hatte. Er taumelte

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