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Der Wolkenatlas (German Edition)

Der Wolkenatlas (German Edition)

Titel: Der Wolkenatlas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mitchell
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Billardtisch, doch der Riese war nur einer, seine aufgebrachten Widersacher dagegen eine ganze Legion. Ach, die folgende Szene war trafalgaresk. Ich muss zugeben, mit anzusehen, wie die Bestie vertrimmt wurde, war nicht gänzlich unerfreulich, doch als Withers zu Boden ging und es entstellende Fausthiebe hagelte, riet ich zum diskreten Abgang über die linke Seitenbühne. Wir verließen den Pub durch die Hintertür und eilten so schnell, wie unsere zusammengerechnet weit über dreihundert Jahre alten Beine uns trugen, über den stürmischen Parkplatz zu unserem Leihwagen. Ich fuhr. Nach Norden.
    Wo unsere Reise enden wird, das weiß ich nicht.
    ENDE
     
    Na schön, lieber Leser, Sie haben einen Epilog verdient, wenn Sie bis hierher mit mir ausgeharrt haben. Mein grausiges Martyrium endete in dieser blitzsauberen Edinburgher Pension, die von einer verschwiegenen Witwe von der Isle of Man geführt wird. Nach der Schlägerei im Hanged Greyhound fuhren wir vier blinde Mäuse nach Glasgow, wo Ernie einen korrupten Polizisten kannte, der sich um Hotchkiss’ Wagen kümmern sollte. Dort trennten sich unsere Wege. Ernie, Veronica und Mr.   Meeks winkten mir vom Bahnsteig nach. Weil er zu alt war, um vor Gericht gestellt zu werden, versprach Ernie, die ganze Schuld auf sich zu nehmen, falls uns das Gesetz je auf die Schliche kam, was ich verflucht anständig von ihm finde. Veronica und er wollten weiter auf die Hebriden, wo Ernies Cousin, ein Priester und Handwerker in Personalunion, für russische Mafiosi und deutsche Liebhaber der gälischen Sprache verfallene Bauernhöfe restauriert. Ich werde sie in meine profanen Gebete einschließen. Mr.   Meeks sollte mit dem Schild «Bitte kümmert euch um diesen Brummbären» in einer Leihbücherei abgesetzt werden, doch ich vermute, Ernie und Veronica werden ihn mitnehmen. Nach meiner Ankunft bei der Witwe Manx hüllte ich mich unverzüglich in die mollige Daunendecke und schlief so fest wie König Arthur auf der heiligen Insel. Warum ich nicht in den nächsten Zug nach London stieg? Ich weiß es bis heute nicht genau. Vielleicht kamen mir Denholmes Worte über das Leben jenseits der M25 in den Sinn. Ich werde nie erfahren, welche Rolle er bei meiner Gefangenschaft spielte, aber in einem hatte er Recht – London überschattet die Landkarte wie ein englischer Darmpolyp. Hier oben existiert ein Land für sich.
    In der Bücherei schlug ich Mrs.   Lathams Privatnummer nach. Unsere telefonische Wiedervereinigung war ein bewegender Augenblick. Natürlich unterdrückte Mrs.   Latham ihre Rührung, indem sie mich mächtig zusammenstauchte, doch dann berichtete sie mir, was in den vergangenen Wochen vorgefallen war. Nachdem ich nicht zu meinem Kastrationstermin erschienen war, hatte die Hoggins’sche Hydra das Büro auseinander genommen, doch meine eherne Stütze war durch den langjährigen Kampf gegen den finanziellen Ruin mit allen Wassern gewaschen. Sie zeichnete den Vandalenakt mit der raffinierten Videokamera ihres Neffen auf. Damit hatte sie die Hoggins an der Leine: Hände weg von Timothy Cavendish, drohte Mrs.   Latham, oder die Bilder wandern ins Internet, und Sie sitzen Ihre zahlreichen Bewährungsstrafen im Gefängnis ab. Auf diese Weise ließen sich die Brüder überreden, das faire Angebot einer Beteiligung an allen künftigen Tantiemen anzunehmen. (Ich vermute, die stählernen Nerven meiner treuen Bulldogge erfüllten sie mit heimlicher Bewunderung.) Die Hausverwaltung nutzte mein Verschwinden – und die Verwüstung der Büroräume – als Vorwand für die Kündigung. Just in diesem Moment weichen meine einstigen Räumlichkeiten einem Hard-Rock-Café für heimwehkranke Amerikaner. Cavendish Publishing wird derzeit von einem Haus aus geführt, das dem ältesten, in Tanger residierenden Neffen meiner Sekretärin gehört. Nun aber zu den besten Neuigkeiten: Ein Hollywood-Studio hat für einen vielvielstelligen Betrag das Optionsrecht auf Faustfutter – Der Film erworben. Ein Großteil des Geldes wird an die Hoggins fließen, doch zum ersten Mal seit meinem zweiundzwanzigsten Lebensjahr bin ich flüssig.
    Mrs.   Latham hat sich meiner Scheckkarten usw. angenommen, während ich wie Churchill und Stalin in Jalta meine Zukunft auf Bierdeckeln entwerfe, und ich muss sagen, diese Zukunft sieht gar nicht mal so übel aus. Ich werde mir einen hungernden Ghostwriter suchen, der die Aufzeichnungen, die Sie hier lesen, unter meinem Namen in ein Drehbuch umschreibt. Teufel

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