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Der Wolkenkratzerthron (German Edition)

Der Wolkenkratzerthron (German Edition)

Titel: Der Wolkenkratzerthron (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Pollock
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nicht so schnell rennen oder so hoch klettern wie du, aber fick dich, Filius Viae, ich hab dir geholfen .«
    Ihre Augen waren verräterisch feucht, doch Beth blinzelte nicht; diese Genugtuung würde sie Fil nicht geben. Er erwiderte ihren starren Blick, lange, lange Sekunden, dann wandte er sich ab und ging …
    … und dann, als sie schon das Gefühl hatte, dass ihr Herz in einem tiefen Brunnen versank und es keine Möglichkeit gab, es zurückzuholen, blieb er stehen, so als wäre ihm ein Gedanke gekommen. Er murmelte etwas.
    »Wie war das, Filius?«, erkundigte sich Gossenglas.
    »Ich hab gesagt, sie hat recht.«
    Beth blinzelte ein paar ihrer Tränen zurück. »Was?«, fragte sie.
    Die Stimme der Frau aus Müll klang eisig. »Ist ’ne gute Frage, Filius. Was? «
    »Thems, Glas, zwing mich nicht, es noch mal zu sagen.« Er seufzte. »Sie hat recht: Ich wollte weglaufen. Sie war der einzige Grund, warum ich’s nicht getan hab.«
    Gossenglas’ Miene verknitterte sich zu einem nervösen Lächeln. »Aber das war damals . Das war, bevor – «
    »Das ist fünf Tage her – von welchem ›bevor‹ redest du? Bevor sie kam, Glas, ein andres ›bevor‹ gibt es nicht. Wir schulden ihr was.« Der Blick, den er Beth zuwarf, verriet sein schlechtes Gewissen.
    Ein Prickeln lief ihr über die Kopfhaut. Ungeachtet seiner Beteuerungen tat er das hier nicht aus irgendeinem Gefühl der Schuld ihr gegenüber – trotz all seiner Bedenken und seiner Angst wollte er, dass sie bei ihm war.
    »Du hast es doch selbst gesagt«, protestierte Gossenglas. »Sie ist nicht stark genug – sie ist nicht schnell genug – «
    »Aber wir können sie schneller machen, oder nicht?«, unterbrach er sie. »Wir können sie stärker machen.«
    Gossenglas’ Augen weiteten sich, und das emailleweiße Innere trat fast aus den Höhlen, während ihr dämmerte, welche Idee ihrem Schützling da gerade gekommen war.
    »Blutiger Vater Thems« , fluchte sie.
    »Kannst du mich mutiger machen?«, fragte er leise. »Angesichts dieses beschissenen selbstmörderischen Feldzugs, auf dem ich mich grade befinde, sieht’s nämlich verdammt danach aus, dass sie’s kann.«
    Eine Stille folgte, unterbrochen nur durch eine Taube, die im Sturzflug auf das Stück Brötchen zuschoss, das Gossenglas als linkes Ohr diente.
    »Würdet ihr zwei bitte endlich aufhören, über mich zu reden, als wär ich nicht hier !«, brüllte Beth.
    Gossenglas’ Eierschalen blieben unverwandt auf das Gesicht ihres Prinzen gerichtet, während sie sprach. »Dann solltest du’s ihr wohl besser sagen. Sag ihr, was du von ihr verlangst.«
    Sie wandte sich ab und beugte sich murmelnd und tätschelnd über die Weißhells, um zu prüfen, ob die Haarrisse der Verletzten nicht weiter aufgebrochen waren.
    Fil sah blass aus, wirkte gleichermaßen elektrisiert wie ängstlich. »Na dann komm.« Er griff nach Beths Arm.
    »Wo gehen wir hin?«
    »Ich erklär’s dir unterwegs, aber wir müssen jetzt sofort los. Ich will denen echt nicht im Dunkeln begegnen. Glas, Victor«, rief er über die Schulter, »kümmert euch für uns um die Lampenjungs, solange wir weg sind.«
    Victor grunzte und nahm einen Schluck aus seiner Flasche, doch Gossenglas erwiderte bissig: »Oh, selbstredend, Eure Hoheit! Und soll ich vielleicht auch Eure Jeans für Euch waschen? Womöglich habt Ihr noch etwas Zeit für eine Fußmassage, ehe Ihr aufbrecht? Denn wenn Ihr mir nichts weiter auftragt als bloß dieses Babysitting, weiß ich ja gar nicht, was ich vor lauter Freizeit anstellen soll!«
    Fil funkelte sie an, doch obwohl Würmer sich über die Eierschalen schlängelten, blinzelte sie kein einziges Mal. Der Straßenprinz gab als Erster klein bei. »Na schön«, sagte er endlich. »Also, was gedenkst du zu tun?«
    »Was du tun solltest, statt dich Hals über Kopf in eine wilde Geisterjagd zu stürzen. Ich werd eine Armee zusammenstellen. Und bei der Priesterschaft unsrer Gebieterin fange ich an.«
    »War unsre erste Anlaufstelle«, erwiderte Fil. »Sie wollten nicht auf uns hören.«
    Ein Käfer zupfte ein dünnes Lächeln auf Gossenglas’ Lippen. Ihre Gestalt strahlte jetzt unverkennbar eine neue Zuversicht aus. »Auf mich werden sie hören.«
    Beth wand ihren Arm aus seinem Griff. »Fil, bitte, sag mir, wohin wir gehen.«
    Das Lächeln, das sich auf sein Gesicht stahl, war alles andere als beruhigend. »Wir besorgen dir jetzt genau das, was du willst.«
    Paul Bradley durchstreifte die Straßen von Hackney in einer Art bleiernem

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