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Der Wolkenpavillon

Der Wolkenpavillon

Titel: Der Wolkenpavillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Joh Rowland
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schlich Toda sich auf das Anwesen eines reichen daimyo, wo er drei Monate im Verborgenen lebte. Er stibitzte sein Essen aus der Küche und schlief in dunklen Winkeln unter den Gebäuden. Zwar entdeckten die Männer des daimyo, dass immer wieder Lebensmittel verschwanden, und fanden auch Spuren, die Toda hinterlassen hatte, aber sie erwischten ihn erst, als er von den Wachhunden in die Enge getrieben wurde. Die Männer zerrten ihren Gefangenen vor den daimyo.
    »Einen Jungen mit deinen Begabungen kann ich brauchen«, hatte der daimyo daraufhin angeblich zu Toda gesagt. »Ab sofort stehst du in meinen Diensten.«
    Er gab Toda die Aufgabe, seine Gefolgsleute auszuspionieren und ihm jeden Hinweis auf Untreue, Unterschlagung oder Verrat zu melden. So ging es zehn Jahre lang, und Toda wurde in den Rang eines Samurai erhoben. Dann geriet der daimyo in finanzielle Nöte und konnte den Tribut an den damaligen Shōgun, Tokugawa Ietsu, nicht mehr zahlen, der in Bargeld entrichtet werden musste. Daraufhin schickte er Toda zum Shōgun und ließ diesem ausrichten: »Ein guter Spion ist kostbarer als alles Geld der Welt, und dieser junge Mann ist der beste!«
    Damit begann die legendäre Geschichte Todas, der bei den metsuke bis zum obersten Spion aufgestiegen war. Zu einem großen Teil war es Toda und seinen Untergebenen zu verdanken, dass das Tokugawa-Regime sich bis jetzt an der Macht halten konnte.
    Plötzlich hörte Sano eine Stimme rufen: »Ah, Kammerherr Sano! Sucht Ihr nach mir?«
    Sano sah einen Samurai, der am Gelände der Nihonbashi-Brücke lehnte - einen Mann, bei dem es sich um Toda Ikkyu handeln musste. Toda war weder jung noch alt, weder groß noch klein, weder dick noch dünn, und sein Gesicht schien aus so vielen unterschiedlichen Gesichtern zusammengesetzt zu sein, dass es keinerlei Eigenheiten mehr aufwies. Er trug seinen unvermeidlichen Strohhut und den Regenumhang. Auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck melancholischer Erheiterung, der Sano seltsam vertraut vorkam.
    »Ja, ich habe Euch tatsächlich gesucht«, antwortete er, schwang sich aus dem Sattel und ging zu Toda hinüber. Seine Männer machten Halt, während der Verkehr um sie herum weiterströmte. »Ich störe Euch doch nicht bei einem geheimen Einsatz?«
    »Ganz und gar nicht«, erwiderte Toda. »Geheimaufträge erledige ich seit Fürst Matsudairas Tod nur noch selten. In letzter Zeit ist es ruhiger und friedlicher geworden. Ich bin gerade dabei, Unterricht zu erteilen.«
    »Unterricht?«, fragte Sano verwirrt.
    »Ja. Ich bilde die nächste Generation von metsuke -Agenten aus. Früher oder später wird es wieder zu politischen Auseinandersetzungen kommen, und dann brauchen wir neue Spione, die ihr Handwerk verstehen.«
    Sano blickte sich um. »Und wo sind Eure Schüler?«
    »Sie werden bald auftauchen. Also, was kann ich für Euch tun?«
    »Ich möchte, dass Ihr Kammerherr Yanagisawa beobachtet«, erwiderte Sano.
    Neugier belebte Todas Züge. »Wieso? Führt er wieder etwas gegen Euch im Schilde?«
    »Seit seiner Rückkehr aus der Verbannung ist er so freundlich zu mir, dass dieser Verdacht sich mir aufdrängt.«
    Toda lachte leise. »Mir auch. Denn Yanagisawa lässt Euch bereits seit einiger Zeit ausspionieren.«
    »Das überrascht mich nicht«, sagte Sano. Yanagisawa war möglichen Rivalen gegenüber schon immer viel argwöhnischer gewesen als Sano.
    »Und da ich Euch nun erzählt habe, dass er Euch bespitzeln lässt, werde ich ihm fairerweise mitteilen müssen, dass Ihr dasselbe mit ihm vorhabt.«
    »Oh, tut Euch keinen Zwang an.« Sano wusste, dass die metsuke allen führenden Männern des Regimes zu Diensten stehen mussten, damit keine Eifersüchteleien und Feindseligkeiten aufkamen. Deshalb blieb Toda und seinesgleichen nichts anderes übrig, als sich von den Strömungen der wechselnden politischen Machtverhältnisse innerhalb des bakufu treiben zu lassen.
    »Wollt Ihr nicht lieber Eure eigenen Männer einsetzen?«, fragte Toda - für Sano ein weiterer Fingerzeig, dass seine eigenen Leute vertrauenswürdiger waren als die metsuke -Agenten.
    »Das habe ich bereits getan.«
    »Aber sie konnten Euch keine Informationen liefern, deshalb kommt Ihr zu mir. Habe ich recht?«
    »Kann schon sein«, erwiderte Sano. Er konnte Toda zwar nicht voll und ganz vertrauen, aber ihm blieb kaum eine andere Möglichkeit. »Fangt noch heute mit der Überwachung Yanagisawas an. Kümmert Euch persönlich darum.«
    »Meine Agenten sind hervorragend ausgebildet, das kann ich

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