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Der Wolkenpavillon

Der Wolkenpavillon

Titel: Der Wolkenpavillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Joh Rowland
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anstellen?«
    »Das kommt darauf an, wie viel Ihr ausgeben wollt.«
    »Was würde eine kräftige Tracht Prügel kosten?«, fragte Hirata.
    »Fünfzig momme. «
    Das war ein hübsches Sümmchen. Jetzt wusste Sano, auf welche Weise Jinshichi und Gombei ihren Lohn aufbesserten. Anscheinend gehörten sie zu den »Leuten« des Besitzers. Das würde auch erklären, weshalb die beiden Ochsenkarrenfahrer in einem Teehaus verkehrten, dessen Gäste sich normalerweise nicht mit gemeinen Bürgern einlassen würden.
    »Und wie viel kostet es, jemanden beseitigen zu lassen?«, fragte Sano geradeheraus.
    »Das hängt davon ab, wer der Betreffende ist und wie schwierig es ist, an ihn heranzukommen. Aber hundert koban ist der Mindestpreis.«
    Offenbar wurde dieses Teehaus von wohlhabenden Gästen besucht, die Feinde oder Konkurrenten ausschalten lassen wollten, ohne ein persönliches Risiko einzugehen. Zwar durften Samurai straflos gemeine Bürger töten, aber keine Gleichrangigen, und für Gemeine stand auf Mord die Todesstrafe. Wie es schien, bot dieses Teehaus ihnen eine Lösung für ihre Probleme, ohne dass sie sich selbst die Finger schmutzig machen mussten.
    »Euer Einfallsreichtum ist wirklich erstaunlich«, sagte Sano.
    Der Besitzer grinste. »Ergebenen Dank.«
    »Aber Ihr solltet vorsichtiger sein bei der Wahl Eurer Geschäftspartner.«
    Das Grinsen des Besitzers verschwand.
    »Erlaubt mir, Euch den ehrenwerten Kammerherrn Sano Ichirō vorzustellen«, sagte Hirata.
    »Und ich darf Euch meinen obersten Gefolgsmann vorstellen, Hirata, sōsakan-sama des Shōgun«, sagte Sano.
    Der Besitzer blinzelte.
    »Auftragsmord ist ein Verbrechen«, fuhr Sano fort. »Deshalb müssen wir Euch festnehmen und ins Gefängnis sperren.«
    Der Besitzer huschte so schnell zu dem Vorhang wie eine Ratte, die vor einem Hund flieht, doch Hirata war schneller. Er packte den Mann am Arm und zerrte ihn zurück. Der Besitzer wehrte sich, bis Hirata mit dem Zeigefinger auf einen Nervenknoten am Halsansatz drückte, worauf der Mann aufschrie vor Schmerz und auf die Knie sank.
    »Das war nicht so gemeint! Versteht ihr denn keinen Spaß?«, stieß er mit verzerrtem Grinsen hervor. »Ich würde doch nie jemanden ermorden lassen!«
    »Wir werden sehen«, sagte Hirata.
    Seine Finger gruben sich in das Handgelenk des Besitzers, der erneut versuchte, sich loszureißen. Der Mann erstarrte. »Ich spüre meinen Arm nicht mehr!«, stieß er hervor. »Ich kann mich nicht bewegen!« Er starrte Hirata ängstlich an. »Was habt Ihr mit mir gemacht?«
    »Das ist bloß ein kleines Kunststück, das ich gelernt habe, als ich an einem schönen Sommertag durch den Wald spaziert bin«, erwiderte Hirata, der mit dem Finger auf Nervenbahnen gedrückt hatte, die den Bewegungsablauf und die Empfindungen des Körpers steuerten. »Und jetzt sagt die Wahrheit! Ihr habt ein Geschäft für Auftragsmorde, nicht wahr?«
    Der Körper des Mannes war so starr wie bei einer Leiche. Nur sein Gesicht, auf dem sich Entsetzen spiegelte, lebte noch. »Nein!«, stieß er hervor, und der Blick aus seinen funkelnden Rattenaugen huschte Hilfe suchend umher. Doch seine zischelnde Stimme war nicht laut genug, um bis zu den Gästen vorzudringen; niemand zog den Vorhang zur Seite, um nachzusehen, was dahinter vor sich ging.
    »Wie gefällt Euch das hier?« Hirata verlagerte den Griff seiner Hand und drückte erneut zu.
    Der Besitzer riss Mund und Augen auf, als er plötzlich keine Luft mehr bekam. »Schon gut!«, wimmerte er. »Ja, das stimmt!«
    »Töte ihn!«, sagte Sano. »Das erspart uns die Umstände einer Hinrichtung.«
    »Nein! Bitte nicht!« Der Mann rang nach Atem, und in dem blauen Licht lief sein Gesicht noch blauer an. »Lasst mich leben, und ich tue alles, was ihr wollt!«
    »Dann wollen wir mal sehen, ob Ihr wirklich etwas für uns tun könnt«, sagte Sano. »Wir suchen nach zwei Männern. Sie heißen Jinshichi und Gombei. Arbeiten sie für Euch?«
    Das Gesicht des Mannes zuckte hin und her, als er vergeblich versuchte, den Kopf zu schütteln. Hirata drückte fester zu. Diesmal stieß der Besitzer mit einem erstickten Krächzen hervor: »Ja, sie arbeiten ... für mich ...«
    »Als was?«, fragte Sano.
    Hirata löste den Griff gerade so lange, dass der Besitzer tief Luft holen konnte. »Sie beschaffen Frauen«, keuchte er. »Für Kunden, die besondere ... Dienste wünschen ...«
    Jetzt wusste Sano, welche Rolle Jinshichi und Gombei wirklich spielten: Sie hatten Chiyo, Fumiko und Tengu-in zwar

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