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Der Wüstendoktor

Der Wüstendoktor

Titel: Der Wüstendoktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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tragen kannst. Und eine Narbe wird bleiben. Wir können ja darüber tätowieren: Andenken einer Heldin, die den Verstand verloren hatte. Halt! Nicht rühren! Die Bauchlage wird für eine Woche deine Normalhaltung sein.«
    »Ich liebe dich –« sagte Laila und weinte vor Freude. »O, ich liebe dich … Und du bist bei mir –«
    »Wenn dich nicht eine Patrouille gefunden hätte, wärst du verdorrt. Wir haben dir zwei Bluttransfusionen gegeben, und im Augenblick läuft eine Kochsalzinfusion in deinen Oberschenkel. Also ruhig.«
    Der Kopf Vanduras tauchte vor Laila auf. Er zog einen Schemel heran und setzte sich ihr gegenüber. Sie sah ihn an, und was an Liebe in einem Blick liegen kann, war in ihren Augen vereinigt.
    »Was hast du am Dschebel Amman gemacht?« fragte er.
    Laila sah ihn aus ihren großen, schwarzen Augen an und schwieg. So blickt ein Tier, bevor es sich zum Sterben verkriecht, dachte Vandura. Ein unerklärbares Gefühl von Gefahr überzog ihn.
    »Wo ist Katja Hellersen? Ich habe aus dem Hotel Nachricht bekommen, daß man sie abgeholt hat. Du hast sie abgeholt … Ein Reporter, Zobel heißt er, hat dich genau beschrieben. Du hast ihn im Zimmer Katjas niedergeschlagen! Wo ist sie?«
    Laila schwieg. Nur die Tränen rannten nicht mehr. Ihr schöner Mund preßte sich zusammen.
    »Du hast Katja weggebracht! Wohin?«
    Laila schwieg. Vandura zögerte. Er sah zu Dr. Ashraf hinauf, der ernst und sichtlich betroffen an einer kalten Zigarette kaute.
    »Die Infusion absetzen«, sagte Vandura. Dr. Ashraf zuckte zusammen.
    »Das ist unmöglich. Hakim-Pascha – sie braucht die Flüssigkeit.«
    »Sie braucht nichts mehr! Ich rette kein stummes Stück Fleisch. Dazu sind die Medikamente zu knapp und zu wertvoll. Sie gibt keine Antwort mehr – also ist sie tot. Absetzen!«
    »Hakim-Pascha …« Dr. Ashraf wich vom OP-Tisch zurück. »Ohne mich. Sie sind verrückt geworden. Ich werde Karabasch rufen!«
    Er warf sich herum und rannte hinaus. Vandura beugte sich wieder zu Lailas Kopf vor. In ihre Augen sprang wieder der wilde Funken.
    »Wo ist Katja …?«
    »Liebst du sie?« fragte sie leise zurück.
    »Darum geht es nicht! Du hast sie weggebracht. Wohin?«
    »Auf die Straße. Ich habe ihr befohlen, zum Intercontinental durchzubrechen.«
    »Du hast sie in den Tod gejagt! Du wußtest, daß sie nie durchkommen würde …«
    »Ich hasse sie. Ich hasse, hasse sie …«
    Vandura schob die Hände zwischen die Knie und sah Laila lange an. Er wußte, daß in diesen Minuten die Entscheidung gefallen war. Sein Leben lag klar vor ihm – nicht die Glut von Lailas Körper, nicht die Wüste, nicht eine Praxis in einer jordanischen Stadt, zu der man aus dem ganzen Land pilgern würde, nur um den Hakim-Pascha zu sehen und sich von ihm untersuchen zu lassen, nicht ein Leben der Einfachheit, eine Besinnung auf sich selbst und das Glück einer nie versiegenden Liebe … Das alles waren Träume gewesen. Der Mensch wird geboren, um ein Leben lang zu kämpfen – zuerst um sein Gleichgewicht bei den ersten Schritten, später um das ständige Gleichgewicht seiner verlogenen Moral. Welche Illusion, an einen Platz der Ruhe zu glauben.
    Hinter ihm wurde die Tür aufgerissen. Dr. Karabasch stürmte in den Raum. »Allah sei dank!« hörte er die Stimme von Dr. Ashraf. »Er hat die Infusion nicht abgenommen!«
    »Sind Sie übergeschnappt, Hakim-Pascha?« Dr. Karabasch schob sich zwischen Laila und Vandura. »Wollen Sie Laila umbringen? Wenn ich nicht unbedingtes Vertrauen in Sie hätte, würde ich Sie sofort einsperren lassen.«
    »Haben Sie das Karabasch?« Vandura erhob sich. Er lächelte schief und unter der Schwere eines unausweichlichen Konflikts. »Vertrauen? Was ist das? Ich hatte Ihr Wort, daß keiner Geisel etwas geschieht.«
    »Ich habe es gehalten. Sie werden Sonntag ausgeflogen.«
    »Und Katja Hellersen? Sie war weder Geisel noch militärisch interessant. Sie war nur eine Reisende, eine Frau, die mich suchte.«
    »Ich habe keine Katja Hellersen belästigt. Was ist mit ihr?«
    »Fragen Sie Laila, Karabasch.«
    »Sie ist tot!« schrie Laila und hieb mit der Stirn auf den OP-Tisch. »Allah, gib, daß sie tot ist! Ich habe sie in die Stadt gejagt … ich habe sie doch gehetzt wie einen Schakal …«
    Dr. Karabasch schob die Unterlippe vor. Sein in den letzten Tagen schmalgewordenes Gesicht wurde zu einer Maske. »Ihr Fehler, Vandura«, sagte er hart. »Ich hatte sie gewarnt. Wer Laila erobert hat, besitzt den ganzen Himmel – er braucht

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