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Der Wüstendoktor

Der Wüstendoktor

Titel: Der Wüstendoktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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bekämpfen, wozu wir eine Revolution machen, ist stärker. Selbst Laila konnte ihn nicht halten. Stehen wir wirklich auf so verlorenem Posten? Ist die Revolution schon tot? Hat der Hakim-Pascha nur einen Leichnam verlassen?
    Karabasch fuhr in sein Hauptquartier zurück. Ihm blieb die schwerste Aufgabe: Laila und die Wahrheit.
    Aber Allah, so schien es, hatte sie ihm abgenommen. Als Karabasch ins Lazarett kam, fand er Dr. Ashraf wie ein blindes Huhn herumirren. »Sie wissen es schon?« fragte er leise. »Ich muß es Laila sagen. Wie geht es ihr?«
    »Gut. Sehr gut«, brüllte Dr. Ashraf. »Und Erklärungen können Sie sich ihr gegenüber sparen. Sie weiß es auch bereits.«
    »O Allah. Und wie nimmt sie es auf? Wie war das möglich?«
    »Seit der Erfindung der Radiowellen ist die Welt winzig klein geworden«, schrie Dr. Ashraf. »In einem Transistor hörte sie die neuesten Meldungen des Königssenders. Hakim-Pascha ist im Intercontinental eingetroffen –«
    »Wie denn, o Allah, wie denn?«
    »Mit dem Bus. In der Maske des Pierre Nolet.«
    »Und Nolet?« Karabasch lehnte sich an die Wand, seine Beine wurden schwach.
    »Ist gestern schon gestorben und wurde irgendwo begraben. Man hat uns alle auf den Rücken gelegt, Karabasch. Wir sind die größten und lächerlichsten Idioten der Welt.«
    »Und Laila?« fragte Karabasch mit hohler Stimme. »Was macht Laila?«
    Dr. Ashraf starrte seinen Chef groß an. »Was soll sie getan haben? Mit der Pistole in der Hand hat sie mich gezwungen, ihr einen Druckverband zu machen und die Wunde mit Penicillin auszupudern. Sie war wie eine Irre – und ich habe es getan, denn sie hätte geschossen …«
    »Und dann, Ashraf?«
    »Dann ist sie weg. In Frauenkleidern, wie ein unschuldiges junges Mädchen. Sie hat noch gewartet, bis die nächste Radiomeldung kam. Dr. Vandura ist mit seiner Verlobten Katja Hellersen nach Beirut geflogen worden …«
    »Und Laila –«
    »Ist auf dem Weg nach Beirut … Bei Allah, sie wird Beirut erreichen und den Hakim-Pascha töten. Sie kennt nur noch dieses eine Ziel –«

10
    In Beirut waren die Korrespondenten fast aller wichtigen Zeitungen der Welt versammelt, als die beiden Maschinen der jordanischen Fluggesellschaft eine weite Schleife über den Flugplatz zogen, einschwebten und landeten. Ein Wald von Kameras und Blitzgeräten empfing die geretteten Geiseln, wie die Wölfe stürzten sich die Reporter auf die erschöpften Menschen, um ein paar Worte zu erhaschen.
    »Ja, es war glühend heiß!«
    »Wir hatten Angst. Die Sprengladungen lagen unter uns, wir wußten es nicht.«
    »Wir lebten auf einer Bombe.«
    »Bis zuletzt wußten wir nicht, ob wir mit den Flugzeugen in die Luft gesprengt werden. Wenn die arabischen Flugzeugpiraten nicht entlassen worden wären …«
    »Nein. Die Behandlung war gut. Was man so gut nennt. Bei fünfzig Grad Hitze mußten wir im Flugzeug bleiben. Kein Wasser, keine Klimaanlage mehr, kein Kühlschrank.«
    »Es war furchtbar. Furchtbar.«
    Tränen, Schluchzen, Umarmungen. Die Kameras surrten. Vor allem Laura Perlucci wurde gefilmt – auf der Trage, ihr Baby im Arm. Der Name Hakim-Pascha klebte auf allen Tonbändern. Kaiserschnittgeburt im Flugzeug. Mitten in der Wüste. Ein deutscher Arzt als Chirurg der Rebellen. Ein Dr. Ralf Vandura …
    Bernd Zobel hatte seine große Stunde. Gut, der Amerikaner in Amman hatte die Vandura-Story gekauft – aber er war in Amman geblieben. Für Zobel blieb der Triumph, Vandura nach Hause zu bringen, zusammen mit seiner Braut Katja Hellersen. Die Frau, die ihn aus der Wüste holte – verdammt, so ein Titel rollt einem alle zehn Jahre von der Zunge! Das ist ein Knüller, von dem ein Journalist träumt.
    Zobel kostete es aus. Wie ein Zeremonienmeister schob er Vandura und Katja vor die Kameras und übernahm die Erklärungen. »Ich sage kein Wort«, hatte Vandura im Flugzeug gedroht. »Ich hasse diesen Rummel. Man soll mich in Ruhe lassen.«
    »Wie kann man so undankbar sein?« Zobel hatte bereits einen Feldzugsplan entworfen. Interview im Fernsehen, Pressekonferenz im ›Phoenicia‹, großes Essen mit den Vertretern der Weltpresse – die Redaktion zahlte alles. »Wer hat Sie 'rausgeholt?! Der clevere Zobel! Wenn Sie als Gegenleistung nur ein paarmal den Mund aufmachen – ist das zuviel?«
    Vandura schüttelte den Kopf. Aber er brauchte auch gar nicht zu reden. Zobel entwickelte sich zu einem Schnellsprecher, der varietéreif war. Was fehlte, das Tüpfelchen auf dem i, steuerte Katja bei,

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