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Der Wüstendoktor

Der Wüstendoktor

Titel: Der Wüstendoktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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er spürte es bis zu den Zehen. »Ich weiß, die Antwort gefällt dir nicht, Katja. Und es muß aus dem Konflikt eine Lösung geben. Sagen wir es so: Wäre ich in der Wüste geblieben, gäbe es keine andere Frau mehr als Laila. In München gibt es nur dich … Ich habe zwei Welten kennengelernt, und in jeder Welt war eine Frau, die einmalig ist.« Vandura richtete sich plötzlich auf und sah Katja an.
    »Das hast du gut gesagt.« Katja streckte die Hand aus, und Vandura reichte ihr das Glas Orangensaft. »Wir werden so schnell wie möglich Beirut verlassen. Diese andere Welt soll dich nicht mehr gefangenhalten. Wann fliegen wir?«
    »Übermorgen.« Vandura blickte über die Balkonbespannung hinunter in den Hotelgarten. In dem riesigen Schwimmbecken tummelten sich die Gäste. Im Teesalon spielte eine Tanzkapelle – der Krieg im Nachbarland war weit weg, man bemühte sich, ein Bild des Friedens zu malen, denn man lebte davon.
    »Ich erwarte noch Nachricht aus Deutschland.«
    »Aus Deutschland? Von wem?«
    »Von der Staatsanwaltschaft. Ich will es schriftlich haben, daß die Ermittlungen eingestellt wurden. Ich kehre nur nach München zurück, wenn ich voll rehabilitiert bin.«
    »Du bist es, Ralf. Man hat es mir gesagt.«
    »Ich mißtraue Worten.« Vandura legte sich wieder zurück. »Wenn ein Mensch hundert Sätze spricht, sind fünfzig eine Lüge.«
    »Auch, wenn er sagt: Ich liebe dich?«
    »Das gehört zu den fünfzig Wahrheiten.«
    Sie küßten sich, und es war plötzlich wie in München. Er spürte ihren glatten, warmen Körper, den Druck ihrer Brüste, ihr Drängen – er wollte hart bleiben, sich zwingen, das nicht zu fühlen, aber er wäre kein Mann gewesen, wenn die festesten Vorsätze nicht zusammengebrochen wären vor dem Duft der liebenden Frau in seinen Armen …
    Er trug Katja ins Zimmer hinein und schloß mit einem Fußtritt die Balkontür.
    Das schwierigste Stück war der Weg von der Hauptpost bis zum Dschebel Amman. Jeder kannte Laila Husseini, ihr Bild war um die ganze Welt geflogen, ihr Name war zu einer Legende geworden. Auf ihren Kopf hatte der König ein Vermögen gesetzt, und wenn sie jemals von den Beduinenreitern gefangengenommen würde, gab es nur eine Todesart für sie: nicht an einem Strick, nicht vor einem Peleton, nicht durch das Schwert – man hätte sie ausgezogen, auf die Erde gebunden und zu Tode gequält …
    In einer Obsthandlung nahe der Kampflinie verwandelte sich Laila in eine alte Bauersfrau. Mit Nußextrakt schminkte sie sich tiefbraun, rieb nasses Mehl in die Haare, wusch sich mit Lehmwasser und ließ es auf dem Gesicht trocknen, so daß eine dünne, rissige Schicht zurückblieb, zog dann die zerrissenen Kleider einer dicken Frau an, band ein vor Dreck starrendes Tuch um den Kopf und kaufte einen Esel, ein uraltes Tier, das triefäugig herumstand und bei jedem Schritt ächzte, als habe es Asthma.
    Vor dem Spiegel machte sie eine Probe. Auch Karabasch würde, ohne sie eines Blickes zu würdigen, an ihr vorbeigehen, dachte sie. Ein altes, schmieriges Weib, stinkend wie Kamelmist – so etwas hatte freien Durchgang.
    »Allah sei mit dir«, sagte der Obsthändler, als Laila auf den Esel kletterte und das Hanfseil, das als Zügel diente, in die schmutzigen Finger nahm. »Willst du den König in die Luft sprengen?«
    »Den König! Ich könnte ihn lieben im Vergleich zu dem Haß gegen den anderen.« Laila schob das Tuch tiefer ins Gesicht. »Kennst du Karabasch?«
    »Wer kennt ihn nicht, Tochter Mohammeds?«
    »Geh zu ihm und sage ihm, ich käme erst zurück, wenn er tot ist. Er weiß, wen ich meine. Er soll nicht warten – ich ziehe in einen heiligen Krieg. Vielleicht muß ich weit weg – nach Europa, nach Amerika, wer weiß, wo ich ihn finde. Aber ich finde ihn und werde ihn töten. Sag das Dr. Karabasch.«
    »Allah beschütze dich.« Der Obsthändler hob beide Hände wie ein betender Mullah. »Werde nicht blind in deinem Haß.«
    »Ich war blind in der Liebe.« Laila rückte sich auf dem Eselsrücken zurecht. »Im Haß werde ich um so klarer sehen. Leb wohl …«
    Sie hieb die Absätze in die Weichen des Esels, das Tier murrte auf, hob den Kopf, stieß einen klagenden Laut aus und trottete davon.
    Nach zehn Minuten erreichte Laila die erste Sperre. Rebellen, die alles anhielten, was über einen Platz lief. Sie hielten Autos an, untersuchten die Kofferräume, tasteten die Männer ab nach verborgenen Waffen. Laila erkannten sie nicht – ungehindert ließen sie die alte Frau mit

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