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Der Wüstendoktor

Der Wüstendoktor

Titel: Der Wüstendoktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Überfalls:
    »Wir bangten schon alle um unser Leben, als die Piraten in unserem Bus den Hakim-Pascha erkannten. Da hoben sie salutierend die Gewehre, begnügten sich mit unseren Wertsachen und ließen uns laufen. Ohne Hakim-Pascha lägen jetzt vierzig Leichen in der Wüste …«
    »Ich dementiere«, sagte Vandura böse, als Zobel ihm meldete, die Weltpresse habe wieder einen Schlager. »Ich sage die Wahrheit …«
    »Das können Sie nicht mehr, Doktor.« Zobel trank mit einem langen Schluck ein Glas Whisky leer. »Man kann alles dementieren, nur kein Heldentum. Heldentum glaubt jeder. Ohne einen Helden ist die Menschheit arm. Lassen Sie die Menschheit nicht hungern, Doktor –«
    Vandura glaubte es nicht. Er fuhr hinunter in die Hotelhalle und mußte Hände schütteln und Lobreden anhören. Als er verzweifelt sagte: »Es war ja alles ganz anders«, klatschte man in die Hände und ließ ihn nicht weiterreden. Nach zehn Minuten flüchtete er wieder auf sein Zimmer.
    Es war schon Abend, über dem Meer lag der rote Glanz der untergehenden Sonne wie flüssiges Gold, da erschien Kemal Gürzel bei Vandura. Er klopfte höflich, und als er auf das »Herein« nicht eintrat, ging Vandura zur Tür und riß sie auf. Gürzel verbeugte sich stumm. Er verlor plötzlich die Stimme vor Erregung.
    »Sie wünschen bitte?« fragte Vandura. Er musterte Gürzel, und sein Personengedächtnis, das ihn nie verlassen hatte, registrierte eine flüchtige Bekanntschaft. »Kennen wir uns nicht?«
    »Gürzel, Kemal Gürzel.« Der Türke verbeugte sich wieder. »Ich bin ein Passagier der nach Sarqa entführten Maschine. Damals waren Sie Hakim-Pascha und retteten uns vom Tode. Sie operierten Frau Perlucci – mir gaben Sie ein Beruhigungsmittel. Ich war ganz außer mir – ich hatte Todesangst. Wir alle hatten Todesangst. Unter uns die Bomben, um uns die Wüste, kein Wasser, keine Luft – und jeden Moment konnten wir in die Luft fliegen. Das macht wahnsinnig, Doktor …«
    Gürzel betrat an Vandura vorbei das Zimmer. Katja schwamm unten im Schwimmbad ein paar Runden, sie mußte allein baden, denn das Erscheinen Vanduras hätte wieder die Reporter mobilisiert.
    »Kann ich Ihnen wieder helfen?« fragte Vandura. »Ich erinnere mich jetzt genau. Sie saßen ganz vorn in der Maschine.«
    »Ja, so war es.« Gürzel atmete ein paarmal tief auf. »Sie erinnern sich auch noch an den weiblichen Partisan, der mit Ihnen gekommen war?«
    »Ja, natürlich.« Vandura sah Gürzel abwartend an. Was wußte er von Laila? »Laila Husseini …«
    »Ich weiß nicht, wie sie hieß. Ich habe nur ihr Gesicht gesehen, ein Gesicht des Triumphs.« Gürzel tupfte sich den ausbrechenden Schweiß von der Stirn. »Und da Sie damals der Arzt der Guerillas waren, glaube ich, daß es Sie interessiert: Ich habe diese Laila wiedergetroffen …«
    »Sie haben –« Vandura spürte einen Stich in der Brust. Ich entrinne ihr nicht, dachte er. Sie ist überall, sie wird immer um mich sein. Die Wüste wird mit mir gehen … »Wo?«
    »Heute. Hier im Hotel.«
    »Hier?« Vandura spürte sein Blut in den Schläfen klopfen. »Wann?«
    »Am Vormittag.« Gürzel wischte sich über das Gesicht. »Ich muß es Ihnen sagen, Doktor, sonst zerspringe ich … Ich habe sie mitgenommen nach Baalbek – und dort habe ich sie getötet –«
    Vandura war es, als bekäme er einen Schlag mitten auf die Stirn. Er zuckte zusammen, lehnte sich an die Wand und suchte Halt.
    »Was haben Sie?« fragte er tonlos.
    »Sie getötet, Doktor.« Gürzel zerriß sein nasses Taschentuch zwischen den Fingern. »Ich habe sie lebend eingemauert –«

11
    Zehn Minuten später jagte eine Taxe durch die Nacht nach Baalbek. Vandura hatte dem Fahrer eine Handvoll Piasterscheine gegeben, ohne sie zu zählen, und hatte ihn aus dem Wagen gezogen. Der Fahrer, ein Libanese mit einer weißen Schirmmütze, zeterte zuerst, aber als er die Scheine durchzählte, hob er beide Arme hoch in den Himmel und schrie: »Sir, der Wagen gehört Ihnen. Machen Sie mit ihm, was Sie wollen! Allah segne Sie bis in den siebten Himmel!«
    Kemal Gürzel schwankte hinter Vandura in den Wagen. Er setzte sich auf den Rücksitz, warf den Kopf zurück und schloß die Augen.
    »Sie kommen zu spät«, sagte er weinerlich. »Sie retten sie nicht mehr. Sie ist längst erstickt …«
    »Das ist Mord!« schrie Vandura und trat auf das Gas. Heulend schoß der Wagen davon. »Wissen Sie das?!«
    »Was heißt Mord? Was haben sie mit uns getan?! Sie hätten uns alle in die

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