Der Wuestenplanet - Paul Atreides
eine Bestätigung.« Der Baron lächelte, als er sich ausmalte, was wahrscheinlich geschehen war. »Der arme Herzog Leto und seine Braut tot zwischen den Blumen, während tollpatschige Wachen im Kreis herumrennen und nach Schuldigen suchen.«
»Sie werden dem Haus Moritani die Schuld geben und wahrscheinlich auch Prad Vidal, aber nicht den Harkonnens«, sagte der Mentat. »Unsere zweite Welle von Agenten hält sich vor Ort bereit, um mögliche Probleme zu beseitigen, doch man wird sie für grummanische Assassinen halten, wenn sie sich rühren. Die Harkonnens haben keine Fingerabdrücke am Tatort hinterlassen. Graf Moritani ist wie ein salusanischer Stier vorgeprescht, um sich für den Tod seines Sohnes an Ecaz zu rächen ... und ein Herzog der Atreides stand zufällig in der Schusslinie. Wie traurig! Welch ein tragischer Verlust für das Volk von Caladan!«
»Nett ausgedrückt.« Der Baron hob die dicken Hände und zeigte die fleischigen Handflächen. »Wir müssen stets sauber bleiben.«
»So unbefleckt, wie Ihre Statue es von nun an sein wird.«
Die spöttische Bemerkung veranlasste den Baron zu einer finsteren Miene, worauf sich de Vries vorsichtshalber außer Reichweite brachte.
»Ich kann es nicht erwarten, die Neuigkeiten zu hören«, sagte Rabban.
»Wir dürfen nicht übereifrig sein«, warnte der Baron. »Stell keine Nachforschungen jedweder Art an. Lass die Nachricht durch ganz normale Kanäle hier eintreffen, wenn sie sich durch das Imperium verbreitet. Das wird einen mächtigen Aufschrei geben.«
47
Ich habe die Verhaltensweisen von Geschöpfen auf zahlreichen Planeten studiert, und eine Konstante zeigte sich auf einer Welt nach der anderen: Raubtiere kommen üblicherweise des Nachts heraus.
Planetologe Pardot Kynes,
Zoologischer Bericht Nr. 7549
Burg Caladan schlief und schien dabei die Luft anzuhalten. Selbst tagsüber sprachen die Menschen kaum lauter als flüsternd. Obwohl alle Fenster offen und alle Dachlichter durchlässig waren, war die Burg voller verdächtiger Schatten. Die Sicherheitsvorkehrungen waren strenger als je zuvor, seit man sich erinnern konnte.
In glücklicheren Zeiten hatte Herzog Leto einen vollen Bedienstetenstab unterhalten. Köche, Putzkräfte und Zimmermädchen. Er hatte talentierte Künstler eingeladen, damit sie Wasserfarbenbilder von der Landschaft malten, wie man sie von den hohen Balkonen aus sehen konnte. Aber jetzt nicht mehr. Als Duncan Idaho mit dem Schwert des Alten Herzogs an der Seite durch die Hallen schritt, fühlte es sich für ihn an, als hätte man die Burg verwundet. Jeder Einzelne, sogar altbekannte Gesichter, musste sich einer sorgfältigen Sicherheitsabtastung unterziehen, bevor er die Festung betreten durfte. Leto fühlte sich ausgesprochen unwohl dabei, solche Maßnahmen zu verhängen, doch Thufir Hawat bestand darauf.
Als kleiner Junge war Duncan den Harkonnens entkommen und hatte eine Anstellung als Stallgehilfe beim Haus Atreides gefunden. Dort hatte er die Wut der salusanischen Stiere beobachtet, die alles angriffen, was sich bewegte. Graf Moritani erinnerte ihn an diese tobenden Stiere. Sobald dieser abscheuliche Mann einen bestimmten Feind ins Auge gefasst hatte, schlug er immer wieder zu und trampelte alle nieder, die ihm dabei in die Quere kamen.
Duncan beging nicht den Fehler zu glauben, dass die Gefahr vorüber war. Jetzt lief er seine Kontrollrunden durch die Gänge ab, mit dem Schwert in der Hand und wachsamem Blick. Er öffnete Pauls Tür, um sich zu vergewissern, dass dem Sohn des Herzogs keine Gefahr drohte. Der Junge schlief fest in seinem Zimmer, obwohl seine Laken zerwühlt waren – ein Hinweis darauf, dass er sich hin und her geworfen hatte, wie er es oft tat, wenn er einen seiner lebhaften Alpträume hatte. Im Nachbarbett schnarchte Bronso Vernius, sein Gast, leise vor sich hin. Prinz Rhombur hatte darauf bestanden, dass die beiden Jungen sich ein Zimmer teilten und aufeinander achtgaben.
Duncan setzte seine Runde durch die spärlich beleuchtete Küche fort. In einem Plazkasten krochen große Krustentiere mit umwickelten Krallen übereinander. Sie sollten am nächsten Tag zum Essen serviert werden. Die Speisekammern waren verschlossen, das Tor zum Weinkeller dicht, die Öfen noch warm. Das gesamte Küchenpersonal war für den Rest des Tages entlassen worden, aber kurz vor Morgengrauen würde es zurückkehren, wenn Gurneys Schicht begann. Der Kriegerbarde nahm dort gerne sein Frühstück ein.
Aus einem der
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