Der Wuestenplanet - Paul Atreides
hohen Fenster schaute Duncan auf die Brandung hinunter, die sich an den schwarzen Felsen brach. Das Meer war dunkel und ruhelos, und stellenweise leuchtete phosphoreszierendes Plankton in einer Welle auf. Die Felsen, die glitschig vom Sprühwasser und von Algen waren, verschmolzen mit den Steinmauern von Burg Caladan.
Er glaubte, dort draußen Umrisse zu sehen, sich ölig bewegende Schatten, die die Steinmauern emporglitten, doch es war eine mondlose Nacht, und die Sterne waren wolkenverhangen, so dass er wenig erkennen konnte. Er spähte durch eine karoförmige Fensterscheibe in die Nacht und machte erneut eine winzige Bewegung aus.
Die Meerseite der Burg war uneinnehmbar. Doch in diesem Bereich des Gebäudes befand sich der Krankenflügel, in dem Erzherzog Ecaz schlief, unter der Beobachtung medizinischer Geräte und Dr. Yuehs, der ihn regelmäßig besuchte. Falls ein weiterer Trupp verstohlener Mörder ihn umbringen wollte, wäre dies ihre letzte Gelegenheit, es auf Caladan zu tun. Morgen früh würde der Erzherzog abreisen.
Duncan wich von seiner Runde ab und ging zum Krankenflügel hinüber.
Sobald die Schritte auf dem Korridor verklungen waren, öffnete Paul die Augen und drehte sich zum Sohn von Prinz Rhombur Vernius um. Schon vor Jahren hatte Paul gelernt, sich schlafend zu stellen, gut genug, um selbst seine Bewacher und seine Freunde zu täuschen.
Er sah Bronsos Augen im Zwielicht glitzern. Der ixianische Junge lag auf einem Klappbett neben Pauls großer Schlafstelle. Obwohl er für gewöhnlich still und zurückhaltend war, hatte Paul schnell erkannt, wie intelligent und anpassungsfähig Bronso war. »Jetzt erzähl mir mehr über Ix«, flüsterte Paul.
Der heimwehkranke Bronso beschrieb die Höhlen, in denen unterirdische Industrieanlangen wertvolle technische Geräte herstellten, während die Planetenoberfläche als natürliche Wildnis unangetastet blieb. Auch Pauls Vater hatte ihm Geschichten erzählt, wie er auf dem Planeten Ix beim Haus Vernius zu Gast gewesen war. Während der unerwarteten Besetzung des Planeten durch die Tleilaxu waren Leto und Rhombur knapp mit dem Leben davongekommen – eine Erinnerung daran, dass »zu Hause sein« nicht gleichbedeutend war mit »in Sicherheit sein«.
Während Bronso nun seinen geflüsterten Bericht fortsetzte, wurden Pauls Ohren auf eine verstohlene Bewegung aufmerksam, so unmerklich, dass sie fast ein Teil der Stille zu sein schien. Der Flur hätte leer sein sollen, doch Paul hörte die entfernte Ahnung leiser Schritte. Er senkte die Stimme. »Es kommt jemand.«
Trotz seiner jahrelangen Ausbildung und Vorbereitung auf die zahllosen Gefahren, denen er sich als Sohn eines Herzogs gegenübersehen würde, hatte Paul sich nie wirklich bedroht gefühlt. Doch seit dem Gemetzel bei der Hochzeit war sich Paul seiner Umgebung mit kristallklarer Schärfe bewusst und hielt ständig nach winzigsten Unstimmigkeiten Ausschau, wohin er auch ging, wen er auch traf.
Bronso verstummte sofort und lauschte angestrengt. »Kommt Duncan Idaho zurück?«
»Nein, das ist nicht Duncan – das würde ich erkennen. Such dir Deckung, bis wir sehen, wer es ist. Wir können nicht vorsichtig genug sein.«
»Du willst, dass ich mich wie ein Feigling verstecke?«
»Ich will, dass du in Sicherheit bist, wie es ein Gast des Hauses Atreides sein sollte.«
Paul ließ sich von seinem Bettgestell gleiten, während Bronso seine Laken und Kissen zu einer ziemlich plumpen Attrappe zusammenballte und dann unter sein Bett kroch. Paul hatte keine Zeit, seinen Körperschild anzulegen, weshalb er sich zu einem niedrigen Regalbrett schlich und einen scharfkantigen Klumpen Korallengestein auswählte, den er und sein Vater am Strand gefunden hatten. Er war schwer genug, um sich als wirkungsvolle Waffe zu eignen.
Die Kammertür stand nach Duncans oberflächlicher Inspektion leicht offen. Der Korridor war zwar nur schwach beleuchtet, aber trotzdem sehr viel heller als das Schlafzimmer, und jemand war dort draußen. Paul würde schnell handeln müssen. Er erinnerte sich an einen taktischen Rat, den Thufir ihm gegeben hatte: »Schlag schnell zu, und zwar dort, wo dein Gegner es nicht erwartet. Wenn du dich in einer schwachen Ausgangsposition befindest, überrumple ihn mit Aggressivität. Sämtliche Voraussetzungen können sich im Bruchteil einer Sekunde verändern.«
Der Bruchteil einer Sekunde ... vielleicht blieb Paul gar nicht mehr Zeit.
Er hielt das schwere Stück Koralle fest und duckte sich
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