Der Wuestenplanet - Paul Atreides
»Wozu benutzen sie sie?«
Obwohl die geheimnisvollen Stämme aus den tiefen Urwäldern sehr wenig Kontakt mit dem Rest von Caladan hatten, hatte Paul in Filmbüchern Faszinierendes über sie gelesen. Da sein Vater der Herzog der Atreides war, wollte Paul so viel wie möglich über alle Aspekte dieser Welt lernen. Herzog Leto, Paulus und ihre Vorgänger hatten den Ureinwohnern gestattet, auf dem Ostkontinent frei von Belästigungen ihr eigenes Leben zu führen. Der Alte Herzog hatte eine Erklärung abgegeben, laut der die caladanischen Ureinwohner aus eigenem Antrieb Teil der Zivilisation werden konnten, wenn sie es wünschten. Die Geschichte war voller tragischer Beispiele dafür, wie unwilligen Völkern moderne Lebensweisen aufgezwungen wurden.
Helena zog die Augenbrauen zusammen. »Niemand versteht die Ureinwohner, genauso wenig, wie sie unsere abstrakten Muster verstehen. Aber sie wissen, was sie in den Webstücken sehen, und mehr können unsere Schwestern nicht verlangen.«
Im Bewusstsein, dass er sie aufschrecken, vielleicht sogar provozieren würde, wandte Paul sich ihr zu. »Und fühlst du dich von der Zivilisation abgeschnitten, Großmutter? Wirst du meinen Vater jemals um Vergebung bitten, damit du nach Burg Caladan zurückkehren kannst?«
Helenas Lachen klang wie splitterndes Glas. »Warum sollte ich das wollen? Ich habe hier alles, was ich brauche, und ich bin Herrin meines eigenen Reichs. Warum sollte ich ein Bauer im Spiel eines andern sein wollen?«
Paul blickte auf die sorgfältig in Abständen angeordneten Kettfäden. Eine Schwester mit kurzgeschnittenem grauem Haar wob geschickt erst einen rosafarbenen und dann einen blauen Einschussfaden und verknüpfte beide, um sie dem hypnotischen Kaleidoskopmuster hinzuzufügen.
Die Stimme seiner Großmutter klang missmutig. »Hier ist alles bestens. Mein Leben verläuft reibungslos. Ich habe seit Jahren nicht mehr an meinen Sohn oder an meinen toten Gemahl gedacht.« Und dann holte Helena mit einer plötzlichen Bewegung der langfingrigen Hände aus, hakte sie wie Klauen in die ungewebten Fäden, zerrte daran und riss sie vom Webstuhl. »Alles war in völligem Einklang, bis du und Duncan gekommen seid.«
Die schweigende grauhaarige Schwester am Webstuhl setzte sich auf und schaute auf ihre Arbeit, die die Äbtissin absichtlich ruiniert hatte.
Paul nahm an, dass ihre Geste ein weiterer Versuch gewesen war, ihn einzuschüchtern. Doch er reagierte nicht darauf, sondern betrachtete nur das hoffnungslose Fadengewirr und die Farben und Knoten. »Wenn jede Frau hier ihr eigenes Muster aus den Erfahrungen ihres Lebens erschafft« – mit einer Kopfbewegung deutete er auf das Durcheinander – »müsste ich das hier als Muster deines Lebens interpretieren.«
52
Die Formen müssen gewahrt bleiben. Unsere ganze Zivilisation hängt davon ab.
Aus den Regeln der Großen Konvention
zur Führung eines Assassinenkriegs
Mit dem plötzlichen Eintreffen der Schiffe des Hauses Atreides und Tausender gut ausgebildeter, schwer bewaffneter Soldaten hatte Erzherzog Armand eine einsatzbereite planetare Streitmacht, die seine Kampfkraft mehr als verdoppelte. Vereint wären die beiden Heere stark genug, um die Grummaner zu zerschmettern.
Doch zuerst mussten sie hier auf Ecaz eine unvorhergesehene Schlacht gewinnen. Sie durften es nicht riskieren, den Planeten in ihrer Abwesenheit an Rebellen zu verlieren.
In einem privaten Konferenzzimmer im zurückeroberten Palast von Ecaz zitterte der Erzherzog noch immer vor Entkräftung, die sowohl von seinem Kummer als auch von seiner schweren Verletzung herrührte. Seine Stimme klang ausdruckslos wie ein kalter Sturmwind. »Ich hatte nicht beabsichtigt, einen Bürgerkrieg auszufechten.«
Gurney lehnte sich in seinem geschnitzten Holzstuhl zurück, aber nicht, um es sich gemütlich zu machen, sondern um locker und kampfbereit zu bleiben. »Vidal hat die Aktion seit einer ganzen Weile geplant, so viel ist klar. Die Aufklärungsflüge über Elacca haben uns heute früh das Ausmaß seiner militärischen Vorbereitungen und seiner eiligen Verteidigungsmaßnahmen gezeigt. Glauben Sie mir, das ist nicht über Nacht geschehen. Sie haben ihn Lügen gestraft, nur dadurch, dass Sie am Leben sind, Mylord.«
Leto schüttelte beunruhigt den Kopf. »Wenn er einfach nur stillgehalten hätte, wäre sein Verrat nicht so offensichtlich gewesen.«
Armand seufzte schwer. »Vidal ist völlig unbekümmert davon ausgegangen, dass ich dem
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