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Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Titel: Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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hindurch, der verloren ging, und auf beiden vollzieht sich ein Übergang – eine Verschmelzung eines großen Zyklus miteinem anderen. Sei gewarnt! Stürmisch wird der Wandel, der sich anbahnt! Der Sturm wird viele deiner zerbrechlichen Art vom Antlitz der Erde fegen, und du wirst dabei sein, wenn der Donner erschallt, denn die dir zugewiesene Zeit ist voll von Paradoxen. Dir ist eine Rolle zugedacht, die du bis zum Ende spielen musst. Deinesgleichen sucht eine Welt heim, in der es nur deshalb Dunkelheit gibt, weil es auch Licht gibt, nur deshalb Tod, weil es auch Leben gibt, nur deshalb Böses, weil es auch Gutes gibt. Sei dir bewusst, dass eine in Gegensätze gefasste Welt nur Zyklen und endlose Wiederholungen hervorzubringen mag. Allein Äquivalenz kann zu Zerstörung oder endgültiger Transzendenz führen. Erinnere dich daran, Richard Francis Burton. Vergiss es nicht. Allein Äquivalenz kann zu Zerstörung führen!«
    Oder zu endgültiger Transzendenz , wollte er hinzufügen.
    Die Fesseln fielen von seinen Hand- und Fußgelenken ab.
    Die fünf Feen entfernten sich von ihm, erhoben sich in die Luft und landeten auf dem Boden, sanken auf alle viere, huschten umher wie Echsen und vergruben sich im Sand. Sie verschwanden außer Sicht.
    Burton hob die Arme und rieb sich die Handgelenke.
    Eine Gestalt tauchte auf und blickte von der Kuppe einer Düne auf ihn herab. Es handelte sich um Isabel Arundell, die weiße wallende Gewänder trug und strahlend schön aussah.
    Sie öffnete den Mund.
    Burton setzte sich auf.
    Licht drang durch seine Bettvorhänge.
    Es war Dienstagvormittag.
    Er streckte sich, griff nach der Glockenkordel, die neben seinem Bett hing, und zog daran. Wenig später öffnete sich die Tür, und sein Kammerdiener trat ein.
    »Das Übliche bitte, Nelson.«
    Der Uhrwerkmann salutierte und ging.
    Allein Äquivalenz kann zu Zerstörung führen.
    Bedeutungsloser Unsinn. Was den Rest anging, hatten sich offensichtlich Komtesse Sabinas Worte mit seinen Nachforschungen vermengt und seine nächtlichen Fantasien mit kleinen Leuten und Unfug über gewaltige Zeitzyklen bevölkert.
    Die Kleinen sind nicht, was sie zu sein scheinen.
    Der Agent des Königs saß da und dachte nach, bis sein Kammerdiener eine Waschschüssel mit heißem Wasser und ein Frühstückstablett brachte. Burton stieg aus dem Bett, holte eine kleine Flasche aus einer Schublade hervor und träufelte daraus fünf Tropfen in ein Glas Wasser, das er in einem Zug austrank. Dr Steinhäuser hatte ihn angewiesen, nur Chinin und sonst nichts einzunehmen, wenn die Anfälle kamen, aber insgeheim verabreichte sich Burton zudem Saltzmanns Tinktur, die Steinhäuser ablehnte, weil der Hersteller nie die vollständige Aufstellung der Zutaten preisgegeben hatte. Er hatte ihn davor gewarnt, dass die Tinktur so gut wie sicher Kokain enthielt, das zu Abhängigkeit führen konnte.
    Burton wusch und rasierte sich an der Schüssel. Eine warme Lebenskraft breitete sich in seinem müden Fleisch aus, als die Wirkung der Tinktur einsetzte – als ob Honig und Sonnenlicht durch seine Adern strömten. Dessen ungeachtet fühlte er sich nach wie vor schwach und beschloss, die verbleibende Zeit des Dienstags in seine Dschubbe gehüllt zu verbringen und sich dem Austreiben der letzten Malariareste durch starken Tabak und vielleicht den einen oder anderen Brandy zu widmen.
    Nachdem er seine Toilette beendet und den Messingmann aufgezogen hatte, begab er sich wieder ins Arbeitszimmer, zündete sich eine Manilazigarre an und begann, die Morgenzeitungen durchzublättern. Etliche Seiten befassten sich mit dem Tichborne-Fall, und ihm wurde rasch bewusst, dass er immer noch keine ausreichenden Hintergrundinformationen über die Angelegenheit besaß. Er entschied, dass es an der Zeit war, sich sein Gehalt zu verdienen.
    Etwas später brachte ihm Mrs Angell Kaffee, und er bat sie, eine Nachricht aufzunehmen.

    An Mr Henry Arundell

    Mein lieber Sir,
    wenngleich die Beziehung zwischen uns zu meinem tiefen Bedauern unverändert angespannt ist, hoffe ich, sie etwas verbessern zu können, indem ich Ihnen im Hinblick auf die Tichborne-Angelegenheit einen Dienst erweise. Der Premierminister hat mich beauftragt, der Sache nachzugehen, und ich wüsste den Rat von jemandem, der die Familie besser kennt als ich, sehr zu schätzen. Zu diesem Zweck lade ich Sie ein, heute Abend um sieben Uhr im Venetia Royal Hotel mit mir zu speisen.
    Hochachtungsvoll,
    Richard F. Burton
    »Bitte schicken Sie das

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