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Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Titel: Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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Ich habe Pedro Castro kennengelernt, den Sohn von Tomas, der mir verriet, dass sein Vater vor fast einem Jahrzehnt verschwand, als er zum Schürfen mit einem Franzosen in den Bergen war. Diese Person hatte einige Wochen lang bei der Familie gewohnt. Ich zeigte Pedro eine Daguerrotypie des Tichborne-Anspruchstellers. Er erkannte das Gesicht als das des Franzosen, zeigte sich jedoch erstaunt über die Ausmaße seines Körpers. Anscheinend war der Mann einmal sehr schlank.«
    Honesty hielt ein Streichholz an seine Pfeife und murmelte: »Unmöglich, so fett zu werden. Sogar innerhalb von zehn Jahren!«
    Burton nickte und fuhr fort. »Tomas und dieser Franzose verbrachten also mehrere Wochen beim Schürfen, bis sie eines Tages nicht mehr zurückkamen. Man hörte nie wieder etwas von ihnen, bis Anfang dieses Jahres Gerüchte zu Pedro durchdrangen, die besagten, dass sich jemand namens Tomas Castro in einer Irrenanstalt in Santiago aufhalte. Er reiste hin, um Nachforschungen anzustellen. Ihm wurde mitgeteilt, dass etwa um die Zeit des Verschwindens seines Vaters ein Mann in einem an Wahnsinn grenzenden Zustand in die Anstalt eingeliefert worden war. Später, in einem Augenblick geistiger Klarheit, gab er als seinen Namen Castro an. Natürlich wollte Pedro ihn sehen, allerdings erfuhr er, dass der Patient unlängst nach London transportiert worden war, um dort im Bethlem Royal Hospital eingesperrt zu werden. Anscheinend hatte sich herausgestellt, dass er einer reichen englischen Familie entstammte. Daher gelangte Pedro zu dem Schluss, dass der besagte Wahnsinnige weder sein Vater noch der Franzose sein könne.«
    »Einer englischen Familie!«
    »Ja. Jetzt müssen wir also herausfinden, wer genau dieser Mann ist.«
    »Roger Tichborne?«
    »Das halte ich für wahrscheinlich. Bestimmt erinnern Sie sich daran, dass er von einer französischen Mutter großgezogen wurde und einen französischen Akzent hat.«
    »Was auf den Anspruchsteller nicht zutrifft.«
    »Eindeutig nicht.«
    »Wer hat ihn aus der Anstalt in Santiago geholt?«, fragte Honesty.
    »Ah, das ist ein interessanter Punkt.«
    »Ja?«
    »Er wurde von einer recht bekannten Persönlichkeit abgeholt.«
    »Von wem?«
    »Schwester Florence Nightingale.«
    »Die Dame mit der Lampe!«
    »Genau die. Was mich, zumal mir gesagt wurde, sie gelte als verschwunden, ausgesprochen neugierig macht.«
    »Von wem gesagt?«
    »Isambard Kingdom Brunel, und zwar zum Zeitpunkt des Brundleweed-Raubs.«
    »Verflucht! Was hat sie vor? Wir müssen zu diesem Mann im Tollhaus. Vielleicht mit einer Polizeirazzia?«
    »Gütiger Himmel, nein! Das wäre viel zu plump! Nein, nein, unscheinbar und leise, mit Geduld und Spucke. Palmerstons Männer, Burke und Hare, bereiten derzeit gefälschte Dokumente vor. In einigen Tagen werden sie und ich die Anstalt als Regierungsinspektoren getarnt betreten.«
    Honesty grunzte und sog gedankenverloren an seiner Pfeife.
    Burton zog an einer Kordel neben dem Kamin. Sein Gast und er saßen nachdenklich schweigend da, bis Mrs Angell auf den Ruf reagierte. Burton ersuchte sie um eine Kanne Kaffee. Als die alte Dame ging, wandte er sich zurück an den Mann von Scotland Yard und sagte: »Commissioner Mayne hat Sie also nach Australien geschickt, um mehr über unseren falschen Adeligen in Erfahrung zu bringen? Wie ist es gelaufen?«
    »Gut! Ich habe Commander Krishnamurthy mitgenommen. Erinnern Sie sich an ihn? Prächtiger Bursche. Ist jetzt Leiter der Flugeinsatzgruppe!«
    »Ja, habe ich gehört. Was haben Sie dort unten gefunden?«
    Honesty beugte sich vor und legte seine Pfeife auf dem Kamin ab. Er leckte sich über die Lippen, schlang die Finger ineinander und ließ die Hände auf den Schoß sinken. Grundsätzlich scheute der Mann lange Sätze, nun jedoch befand er sich in einer Lage, in der sie vielleicht notwendig sein würden, und er musste sich dafür wappnen.
    Die Tür des Arbeitszimmers öffnete sich knarrend, und Schritte tapsten durch den Raum.
    »Hallo Fidget«, murmelte Burton. Er fasste hinab, um seinen Basset zwischen den Ohren zu kraulen. »Ich fürchte, du musst noch etwas auf deinen Spaziergang warten.«
    Der Hund setzte sich neben seine Füße und musterte den Mann gegenüber.
    »In Wagga Wagga«, begann Honesty, »hat noch nie jemand von Tomas Castro gehört. Niemand hat das Gesicht auf der Daguerrotypie erkannt. Allerdings wurde von einem Mann namens Arthur Orton gesprochen, einem örtlichen Fleischer. Unheimlich fett. Hatte unersättlichen Appetit

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