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Der Wunsch des Re

Der Wunsch des Re

Titel: Der Wunsch des Re Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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ihn herausgenommen. Sie hat ihn durch das Gitter geschoben, wo er ins Gebüsch gefallen ist. Anschließend ist sie hingegangen, hat den Plan geholt und jemandem gegeben. Doch dieser Jemand ist mir leider nicht bekannt.«
    Ramses sagte kein Wort. Sein Blick wanderte stattdessen fragend zu Amunhotep.
    »Möglich, Majestät, so könnte es gewesen sein«, bestätigte dieser. »Zumindest wäre das ein Anhaltspunkt. Wir sollten umgehend Rerut verhören.«
    »Eines noch«, meldete sich Meritusir erneut zu Wort. »Ich bedauere zutiefst, was vorgefallen ist, und ich weiß, dass mein Gemahl das ebenfalls tut. Aber sollten wir uns nicht auch die Frage stellen, wieso ausgerechnet einen Tag vor unserer Ankunft dieser Plan auftaucht? Ich weiß zwar nicht genau, wann er gestohlen wurde, doch muss es schon eine ganze Weile her sein. Mir ist auch nicht bekannt, wie Deine Majestät in seinen Besitz gekommen ist. Es erscheint mir aber ziemlich merkwürdig, so als ob jemand Amunhotep und mir Schaden zufügen will.«
    Ramses’ Wut war vorerst einer kaum merklichen Bewunderung gewichen. Diese Frau hatte es tatsächlich in kürzester Zeit geschafft, ein schweres Versäumnis einzugestehen und sich und ihren Mann gleichsam als Opfer einer Verschwörung zu präsentieren.
    Respekt!, dachte Ramses anerkennend.
    Sein Blick glitt erneut zu Amunhotep, der die ganze Zeit über fast gar nichts gesagt hatte, ihm aber offen und ehrlich in die Augen sah.
    Dann wandte er sich wieder der Priesterin zu. »Ein besorgter, königstreuer Bürger meldete gestern Abend dem Obersten Medjai-Hauptmann, dass er zwei zwielichtige Personen belauscht habe. Einer hätte dabei dem anderen einen Bauplan zum Kauf angeboten, der dem Handel nicht abgeneigt war. Der besorgte Bürger konnte Nachtanch leider nicht sagen, um was für einen Plan es sich gehandelt habe. Da ihm das Ganze jedoch nicht ganz rechtens erschien, war er dem Käufer bis zu dessen Haus gefolgt und brachte die Medjai dorthin. Diese durchsuchten das Haus und fanden in der Tat den Bauplan und eine ganze Reihe von Wertgegenständen, die vermutlich aus früheren Einbrüchen stammen. Der Käufer war zudem kein unbeschriebenes Blatt. Er war schon einmal wegen Diebstahls verurteilt worden. Die Medjai nahmen ihn mit ins Gefängnis und verhörten ihn, doch er schwor, weder den Plan noch den Schmuck je zuvor gesehen zu haben. Selbst Stockhiebe und die Peitsche änderten nicht seine Meinung.«
    »Wurde dieser
besorgte, königstreue Bürger
noch einmal befragt?«, platzte Meritusir höhnisch dazwischen und senkte beschämt den Kopf.
    »Ja, das sollte er.« Ramses hatte die Ellenbogen aufgestützt und hielt die Hände gefaltet vor dem Mund. »Als die Medjai nach dem erfolglosen Verhör sein Haus aufsuchten, um ihn erneut zu befragen, trafen sie auf zwei ihrer Kameraden, die einen erdolchten, nackten Mann gefunden hatten. Unglücklicherweise wurde der Zeuge auf dem Heimweg überfallen, getötet und beraubt.«
    »Wie praktisch.« Meritusir konnte sich ein amüsiertes Grunzen nicht verkneifen. »Und natürlich hat niemand etwas gesehen oder gehört«, murmelte sie und schüttelte belustigt den Kopf.
    Warum machte ihnen Ramses bloß so eine Szene, wenn er das alles wusste? Es lag doch klar auf der Hand, dass man versucht hatte, sie und Amunhotep zu diffamieren!
    »Ich weiß, was du jetzt denkst, Meritusir«, ermahnte Ramses sie, der ihre Gedanken erriet. »Es könnte aber auch möglich sein, dass es sich tatsächlich so zugetragen hat.«
    »Möglich schon, Majestät. Ich denke aber, es sind der Zufälle zu viel.« Meritusir blickte zu Ramses, der sich bequem zurückgelehnt hatte und sie nicht aus den Augen ließ. »Bitte, Majestät, Amunhotep und ich haben uns schuldig gemacht, als wir Rerut erlaubten, den Arbeitsbereich zu betreten. Niemand von uns hat aber etwas mit dem Verschwinden des Planes zu tun.«
    »Ich stimme dir zu, Meritusir, dass nicht ihr ihn genommen habt; dennoch trifft euch beide eine gewisse Schuld, und ich bin nicht bereit, das zu ignorieren. Zudem ist mein Vertrauen in euch beide zutiefst erschüttert. Amunhotep hat sich über meine Befehle hinweggesetzt, als er dieser Rerut erlaubt hat, sein Arbeitszimmer zu betreten. Er hätte sich dafür meine Zustimmung einholen müssen.« Ramses wandte sich Amunhotep zu. »Ich will Gewissheit darüber, ob das die einzige Zeichnung ist, die entwendet wurde. Du wirst hoffentlich darüber im Bilde sein, wie viele Pläne es gibt?«
    »Ja, Majestät, das ist mir

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