Der Wunsch des Re
bekannt.«
»Dann kehre sofort nach Abydos zurück, und überprüfe, ob weitere fehlen!«
Amunhotep verneigte sich tief. »Meritusir und ich werden sofort abreisen, Majestät.«
»Nein«, widersprach der Pharao, »deine Gemahlin bleibt hier bei mir in Theben! Nur du wirst in Begleitung von ein paar meiner Gefolgsleute nach Abydos zurückkehren, dort deine Nachforschungen anstellen und vor allem diese Dienerin nach Theben bringen!«, fauchte er. »Es wartet bereits ein königlicher Schnellsegler im Hafen auf dich. Also, spute dich!«
Amunhotep verneigte sich widerspruchslos. Er gab seiner Frau einen zärtlichen Kuss und zog sich rückwärts zum Ausgang zurück.
Verstört sah ihm Meritusir hinterher, während Ramses die Eheleute nachdenklich betrachtete.
Ihm war bewusst, dass er, auf Amunhoteps Urteil vertrauend, zugestimmt hätte, wenn ihn dieser gebeten hätte, Rerut zur Reinigung seines Arbeitsbereichs einzusetzen. Nie hätte ihm Amunhotep einen Vorschlag unterbreitet, der die Geheimhaltung seines Grabes gefährdet hätte. Es war kleinlich von ihm, die gesamte Schuld den beiden Priestern zu geben. Wie Meritusir bereits angemerkt hatte, traf auch seine Gefolgsleute eine Mitschuld am Diebstahl des Bauplans.
Er seufzte innerlich, und seine Wut verflog.
»Warte, Amunhotep«, befahl er, kurz bevor der Priester den Raum verlassen hatte, und winkte dafür dessen Gemahlin fort. »Du darfst dich zurückziehen, Meritusir. Ich erlaube dir, in Amunhoteps Haus zu gehen und dort auf meine weiteren Befehle zu warten!«
Für die Priesterin war die Audienz beendet.
Auf dem Weg zum Anwesen ihres Manns kreisten ihre Gedanken um das, was sie soeben erfahren hatte. Es stand für sie fest, dass irgendjemand versucht hatte, ihr und ihrem Gemahl Schaden zuzufügen. Der Zeitpunkt für das Auftauchen des Bauplans war einfach zu präzise gewählt. Es war schon eine ganze Weile her, dass sie Rerut bei ihrem Tun erwischt hatte. Warum also war die Zeichnung gerade gestern aufgetaucht?
Weil es vielleicht nicht ganz so einfach ist, für ein solch brisantes Diebesgut einen Käufer zu finden?
Möglich, doch warum will überhaupt jemand einen solchen Bauplan haben? Das ergibt keinen Sinn, außer es soll jemand verunglimpft werden. Doch wer käme als Auftraggeber dafür in Frage?
Rerut?
Möglich, aber dennoch unwahrscheinlich. Rerut ist dafür nicht klug genug. Sie ist mir zwar gram, weil sich Amunhotep nicht von ihr bezirzen lassen hat, sie wurde aber, da bin ich mir sicher, von irgendjemandem vor den Karren gespannt. Ihr Einfall war es sicher nicht, die Zeichnung zu stehlen, um damit Amunhotep und mir eins auszuwischen. Sie hätte gar nicht die Beziehungen dafür.
Wer war es dann?
Wenn ich das nur wüsste ... Meritusir zermarterte sich das Gehirn.
Plötzlich fiel ihr ein Name ein, und sie erstarrte.
Sethherchepeschef?
, fragte ihre innere Stimme zweifelnd.
Warum traust du ihm eine solche Tat zu?
Weil er sich in Theben ziemlich mies verhalten hat, als es darum ging, Amunhotep vor einer ungerechtfertigten Verurteilung zu bewahren. Er wollte mir helfen, aber nur, wenn ich zu einer Vermählung mit ihm mein Jawort gegeben hätte. Zudem erwähnte er, dass er alles daran setzen würde, mich zur Gemahlin zu bekommen.
Dennoch reicht es ohne Beweise nicht aus. Wenn du das dem König anvertraust, wird er dich auf der Stelle wieder zu Leibeigenschaft und Zwangsarbeit verurteilen. Sei also vorsichtig, was du sagst.
Ich weiß. Ich werde es auch Amunhotep lieber nicht verraten. Er und Sethi mögen sich nicht mehr sonderlich, nachdem beide ihre Zuneigung zu mir erkannt haben. Ich habe ihm noch nicht einmal erzählt, dass Sethi mich in Theben erpressen wollte.
Bei dem Gedanken an ihren Gemahl wurde ihr schwer ums Herz. Schon bald würde er auf dem Weg nach Abydos sein. Warum aber durfte sie ihn nicht begleiten? Und wieso sollte er erst auf der Stelle verschwinden und dann doch noch bleiben? Was hatte der Pharao bloß vor?
Verstört und ratlos betrat sie das Anwesen und zog sich in ihre Gemächer zurück.
* * *
»Setz dich«, forderte Ramses den Hohepriester auf.
Erleichtert registrierte Amunhotep, dass sich die Stimmung des Herrschers gebessert hatte. Trotzdem ließ er sich zum ersten Mal mit gemischten Gefühlen dem Herrn der Beiden Länder gegenüber nieder.
»Ich bin bereit zu glauben, dass ihr mit alledem nichts zu tun habt«, hob Ramses an. »Trotzdem warne ich euch beide: Bei einem erneuten Vorfall entziehe ich euch mein
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