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Der Wunschtraummann

Der Wunschtraummann

Titel: Der Wunschtraummann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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einfällt, als wir bei einer Hochzeit waren. Der Brautstrauß. Der Streit. Seb, der mir sagte, er halte nichts von der Ehe.
    »Ach, ich weiß nicht, lieber nicht«, sage ich und trete mental auf die Bremse.
    Seb richtet sich ruckartig auf und guckt mich verdutzt an. Mit dieser Antwort hätte er wohl nicht gerechnet.
    »Du brauchst dir nicht extra freizunehmen. Es ist bloß ein schnelles Jawort, ein Glas Champagner und dann gleich wieder zurück ins Büro«, erklärt er rasch.
    »Darum geht es nicht«, sage ich kopfschüttelnd.
    »Nicht?« Er runzelt die Stirn. »Worum denn dann?«
    Ich schlucke schwer und kreuze unter dem Kissen die Finger. »Ich halte nichts von der Ehe.«
    »Nichts?« Erstaunt schaut er mich an. Vermutlich bin ich die erste Frau, von der er so etwas zu hören bekommt.
    »Und … ähm … ich finde, es wäre irgendwie verlogen, zu einer Hochzeit zu gehen, wenn ich das so sehe«, fahre ich sehr bestimmt fort. So gesehen bin ich plötzlich richtig stolz auf mich, weil ich meinen Prinzipien treu bleibe. Auch wenn es eigentlich gar nicht meine sind. »Ich hoffe, du verstehst das.«
    Seb guckt mich noch immer staunend an, als traute er seinen Ohren nicht. »Oh, wow, absolut«, sagt er, als er schließlich die Sprache wiederfindet. »Ich sehe das genauso. Ich halte auch nichts davon. Ich denke immer, warum heiraten? Die Ehe ist eine völlig veraltete Institution, und Hochzeiten sind die reinste Geldverschwendung.«
    »Ja, genau«, sage ich und verdrehe die Augen. »Derartige Unkosten, und das nur für einen einzigen Tag!«
    Langsam komme ich richtig in Fahrt und glaube mir mein Geschwafel fast selbst. Vielleicht hat die Ehe in der heutigen Zeit wirklich keinen Platz mehr, und ich bin einfach hoffnungslos altmodisch. Propagieren das nicht seit Jahren Feministinnen aus aller Welt? Hat meine Mutter nicht deswegen ihren BH verbrannt? Na ja, nicht meine Mutter persönlich, aber egal.
    »Ich verstehe einfach nicht, was die Mädels alle haben mit dem Kleid und der Hochzeit in Weiß und Safari-Flitterwochen«, schnaube ich verächtlich.
    Okay, ich gestehe, in den Flitterwochen auf Safari zu gehen war immer schon mein Traum. Es erscheint mir so unglaublich romantisch: mit dem frisch Angetrauten in einem Heißluftballon über die Serengeti zu schweben; bei Tagesanbruch mit dem Mann, mit dem man den Rest seines Lebens verbringen will, in den Busch zu fahren, um Löwen und Elefanten zu beobachten; bei Sonnenuntergang am Lagerfeuer Gin Tonic zu schlürfen und gemeinsame Zukunftspläne zu schmieden …
    Aber wer sagt, dass man nicht auch ohne Hochzeit auf Safari gehen kann? Dafür muss man doch nicht vorher heiraten.
    »Ich meine, Flitterwochen sind doch Firlefanz«, erkläre ich verächtlich.
    Seb nickt energisch, als könne er mir da nur voll und ganz zustimmen.
    »Mal ehrlich, was ist schon dran an diesem Fetzen Papier?«, fahre ich mit Nachdruck fort. »Warum können zwei Menschen nicht einfach so zusammenleben?«
    »Ganz meine Meinung«, entgegnet er zustimmend und schaut mich an, als hätte er gerade eine verwandte Seele gefunden.
    »Ich sage ja immer …«
    »Was nicht kaputt ist, soll man auch nicht reparieren?« , sagen wir im Chor.
    Und dann schauen wir uns nur schweigend an und staunen über dieses neu entdeckte Band zwischen uns. Es ist, als seien wir uns noch nie so nah gewesen.
    »Es ist bloß so, die beiden sind Kollegen, weshalb ich mich verpflichtet fühle hinzugehen«, erklärt Seb kleinlaut. »Würdest du trotzdem mitkommen? Dauert sicher nur ein Stündchen. Höchstens anderthalb.« Flehentlich schaut er mich an. »Ich würde mich wirklich sehr freuen.«
    Ich lasse mir Zeit und denke in Ruhe darüber nach – wobei ich natürlich, wenn ich ehrlich bin, keine Sekunde nachzudenken brauche. »Na ja … also gut«, seufze ich schließlich großzügig, während ich mir felsenfest vornehme, diesmal ganz bestimmt nicht den Brautstrauß zu fangen.
    »Super!«, ruft Seb und strahlt über das ganze Gesicht, wobei seine perfekten weißen Zähne aufblitzen. Mein Magen schlägt einen Purzelbaum, aber diesmal hat das nichts mit den scharfen Szechuan-Nudeln zu tun. »Du hast was gut bei mir.«
    »Nicht der Rede wert«, wehre ich lächelnd ab, doch tief drinnen wird mir ganz wohlig und warm.
    »Ich glaube, ich weiß sogar, wie ich mich dafür revanchieren kann …«
    »Ach ja?«, frage ich lächelnd, werde aber ein bisschen nervös. O Gott, hoffentlich will er mir jetzt nicht an die Wäsche. Nach dieser Nacht bin

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