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Der Wunschtraummann

Der Wunschtraummann

Titel: Der Wunschtraummann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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Woche habe ich mich für den Military-Fitness-Kurs angemeldet, und heute Abend ist meine erste Stunde. Bis vorhin habe ich noch befürchtet, wegen meines kleinen Magen-Darm-Problems gar nicht hingehen zu können, aber inzwischen fühle ich mich fit genug. Trotzdem würde ich das nicht unbedingt als etwas bezeichnen, worauf ich mich freue, denke ich unsicher. Dann wäre da noch die Hochzeit, zu der Seb mich eingeladen hat, aber die ist erst nächste Woche. Und außerdem kenne ich doch die Männer und kann mir denken, dass Fergus so was sicher auch nicht sonderlich prickelnd finden würde.
    »Morgen Abend geht Seb mit mir zu einem Konzert«, sage ich stattdessen. Er hat auf Ebay zwei Karten für eine seiner Lieblingsbands ergattert und hat mir eben eine SMS mit der frohen Kunde geschickt.
    »Ah, ja, ich vergaß, du hast ja ein Liebesleben«, murmelt er missmutig.
    Wobei mir gerade einfällt … Ich gehe nicht weiter auf Fergus’ Bemerkung ein, sondern krame rasch einen Kuli aus der Handtasche und kritzele mir etwas auf die Hand.
    »Was steht denn da?«, fragt er und versucht meine krakelige Handschrift zu entziffern.
    »Ohrenstöpsel«, entgegne ich und drehe die Hand zu ihm um, damit er das schwarze Gekritzel lesen kann.
    »Bin ich so langweilig?«, fragt er und legt verstimmt die Stirn in Falten.
    »Nein, du Dummi, die sind für das Konzert.«
    »Du trägst Ohrstöpsel zu einem Konzert?« Fergus wirkt verwirrt. »Entschuldige, aber geht man normalerweise nicht zu einem Konzert, weil man die Musik hören will ?«
    Eine zarte Röte überzieht meine Wangen. »Ja, normalerweise schon, aber das ist nicht so ganz mein Ding.«
    »Wer spielt denn?«
    »Irgendeine Indie-Band, von der ich noch nie was gehört habe«, sage ich naserümpfend.
    »Und du stehst nicht auf Indie-Musik?«
    Mein Blick fällt auf Fergus’ zerrissenes Ramones-T-Shirt, und ich fühle mich ein wenig in die Ecke gedrängt. »Nein. Ich fürchte, was meinen Musikgeschmack angeht, bin ich ziemlich geschmacklos.«
    »Wie geschmacklos?«, fragt er grinsend.
    »Sehr geschmacklos«, entgegne ich mit einem schiefen Grinsen.
    »The Nolans?«
    Ich pruste vor Lachen.
    »Was denn?«, fragt er, ohne eine Miene zu verziehen. »Das ist eine sehr erfolgreiche irische Band, wie du eigentlich wissen müsstest.«
    Ich höre auf zu lachen und schaue ihn fragend an. Das soll doch wohl ein Witz sein, oder?
    »›I’m in the Mood for Dancing‹ war ein Nummer-eins-Hit.«
    »Tatsächlich?« Ich gucke etwas verdattert aus der Wäsche. Himmel, nein, ich glaube, das sollte kein Witz sein. Er scheint das todernst zu meinen.
    »In Japan«, ergänzt er feierlich.
    »Japan, wow, toll«, sage ich mit gespielter Begeisterung. Himmel, ich hoffe, ich habe ihn nicht gekränkt. Bestimmt ist er furchtbar stolz auf die Mädels, weil sie aus Irland sind. Ja, womöglich sind sie dort eine Art Nationalheiligtum, so wie für uns Briten die Queen.
    »Ich weiß, nicht wahr?«, meint er ernst und nickt. »Aber es ist ja auch ein genialer Song, oder?«
    »Genial«, entgegne ich inbrünstig. »Ein echter Ohrwurm.«
    »Und die Harmonien …« Ehrfürchtig schüttelt er den Kopf und sagt leise: »Respekt.«
    »Respekt«, wiederhole ich und bemühe mich um einen angemessen ehrerbietigen Gesichtsausdruck.
    Er hält inne und räuspert sich. Leichte Panik keimt auf. O nein, er wird doch nicht etwa … das tun, was ich glaube, was er tun wird. Nicht hier, mitten im Café …
    Tut er aber doch.
    Er hat eine laute Baritonstimme, und ich starre ihn nur fassungslos an, als er anfängt, »I’m in the Mood for Dancing« zu singen. Und ich weiß nicht, was mich mehr aus der Fassung bringt: die Tatsache, dass er mitten in einem brechend vollen Café einen Song von den Nolans anstimmt und die Leute ihn anstarren oder dass er eine ziemlich gute Stimme hat. »Komm schon, sing mit«, versucht er mich zu animieren.
    »Ähm, nein, lieber nicht«, will ich protestieren, aber er lässt nicht locker.
    »Na, komm schon …«
    Ach du Schande. Das ist so eine Situation, aus der man einfach nicht ungeschoren rauskommt. Mir rutscht das Herz fast in die Hose. Ich kann überhaupt nicht singen. Aber ich will ihn auch nicht kränken.
    Also schlucke ich schwer und stimme ein.
    »Na also, geht doch«, bemerkt er grinsend.
    Und dann merke ich recht bald, dass ich eigentlich gar nicht so schlecht klinge und es mir richtig Spaß macht, und ich schließe die Augen und singe den Refrain und …
    Moment mal, wo ist Fergus denn

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