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Der Wunschtraummann

Der Wunschtraummann

Titel: Der Wunschtraummann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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und gesehen, dass er einen Royal Flush hatte, aber er hat schnell die Karten ausgetauscht und absichtlich das Blatt verloren.
    »Und ich bin mir sicher, das wird er auch noch eine ganze Weile bleiben«, versichert er mir.
    Ich weiß, dass er mich damit ein wenig trösten möchte. »Danke«, sage ich und lächele dankbar, »und danke, dass du mitgekommen bist.«
    »Danke für die Einladung. Hat wirklich Spaß gemacht«, antwortet er lächelnd, »aber Zocken macht mich immer hungrig. Hast du auch Hunger?«
    »Wie ein Bär«, platze ich heraus. Ich habe heute kaum was gegessen und könnte einen ganzen Ochsen verspeisen.
    Fergus streckt die langen Beine aus, steht auf und geht zu seiner winzigen Küchenzeile, von wo man kurz darauf jede Menge Klappern und Kramen und Schranktürenschlagen hört.
    »Also, ich fürchte, der frische Hummer ist aus«, sagt er kurz darauf und taucht hinter einer Schranktür auf, »aber ich kann dir gebackene Bohnen auf Toast anbieten.«
    »Na, so ein Glück«, entgegne ich, ohne eine Miene zu verziehen. »Hummer mag ich nämlich nicht.«
    Er lacht und macht sich daran, Brotscheiben in den Toaster zu stecken und die Bohnen in einen Topf zu geben, und ein paar Minuten später serviert er zwei Teller dampfende Bohnen auf Toast.
    »Mmm, köstlich«, schwärme ich nach einem Bissen des heißen gebutterten Toasts. »Mein Kompliment an den Koch.«
    »Eins meiner Lieblingsrezepte«, erwidert Fergus und nickt mit gespieltem Ernst. »Aber ich finde, der Geschmack kommt erst durch ein vollmundiges Glas Guinness richtig gut zur Geltung.«
    Ich lache, als er eine Dose öffnet und die schwarze, schäumende Flüssigkeit in zwei Gläser füllt, von denen er mir dann eins reicht. Er hat ein bisschen Platz frei geräumt, und nun sitzen wir im Schneidersitz mit dicken Kissen auf dem Boden und balancieren die Teller auf der alten Teekiste, die als Behelfstisch herhalten muss. Kurz muss ich an das Essen mit Seb im Mala denken, an die exotischen Gerichte und die hohen Preise, und ich kann mir den Gedanken nicht verkneifen, dass dieses Essen viel mehr nach meinem Geschmack ist.
    Was natürlich nur daran liegt, dass ich kein scharfes Essen vertrage, sage ich mir rasch, und aus sonst gar keinem Grund.
    Ein Weilchen essen wir in behaglichem Schweigen, bis Fergus schließlich kurz innehält und fragt: »Ich dachte, du sagtest, du hättest keinen Traum.«
    Verständnislos schaue ich ihn an.
    »Die Tasche, die ich vorhin gesehen habe«, hilft er mir auf die Sprünge.
    Jetzt verstehe ich, worauf er hinauswill, und die Schamesröte steigt mir ins Gesicht. Ich hatte gehofft, er würde das nicht zur Sprache bringen. Mal abgesehen von meinem Opa habe ich nie mit irgendwem darüber geredet, schließlich wollte ich mich nicht der Lächerlichkeit preisgeben, aber nun ist mein wohl gehütetes Geheimnis ans Licht gekommen. »Ach, das?« Ich zucke lässig die Achseln. Ich tue das einfach ab, mache mich lustig darüber und gebe vor, das sei gar nichts.
    Doch irgendwas an Fergus’ durchdringendem Blick lässt meinen Traum plötzlich greifbar nahe und wirklich erscheinen. Ich will ihn nicht verleugnen. Ich will darüber reden.
    »Na ja, ich habe immer schon gerne Sachen gebastelt, und da hatte ich die Idee …« Eigentlich dachte ich immer, es würde mir schwerfallen, die richtigen Worte zu finden, um meinen Plan zu beschreiben, aber als ich anfange zu erzählen, purzeln die Worte wie von selbst aus meinem Mund. »Weißt du, Frauen geben ein Vermögen für Handtaschen aus – na ja, vermutlich weißt du das nicht als Mann«, korrigiere ich mich rasch. »Wie dem auch sei, ich wollte eine Handtasche schneidern, die hübsch und stilvoll ist, aber kein Vermögen kostet und nicht in einem Ausbeuterbetrieb in Indien oder China hergestellt wird. Eine Tasche, handgemacht aus alten französischen Mehlsäcken, also gleichzeitig recycled und recyclebar …«
    »Du tust also auch der Umwelt was Gutes«, wirft Fergus ein.
    »Genau«, rufe ich begeistert. »Und beim Prototyp benutzen wir das Seideneinstecktuch meines Opas als Futter, dazu altes Schleifenband und alte Knöpfe, und dann habe ich auch noch Lederriemen gefunden, die einfach perfekt als Griffe sind. Alles hat also auch eine eigene Geschichte, eine Vergangenheit – ein bisschen wie die Sachen in deiner Wohnung …« Schwungvoll strecke ich die Hand aus und schließe mit einer Geste alles um mich herum ein, um mich dann wieder Fergus zuzuwenden. Nachdenklich schaut er mich an.
    »Ach du

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