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Der Wunschtraummann

Der Wunschtraummann

Titel: Der Wunschtraummann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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lieber Himmel, ich quatsche wieder ohne Punkt und Komma, stimmt’s?«, stammele ich und erröte betreten.
    »Das sollst du ja auch«, widerspricht er, »wenn man sich leidenschaftlich für etwas begeistert, dann kann man stundenlang darüber reden.«
    Leidenschaftlich begeistert . Ich drehe und wende die Worte in meinem Kopf. Noch nie habe ich so darüber nachgedacht, aber eigentlich hat er recht. Ich begeistere mich leidenschaftlich für das, was ich tue.
    »Ich finde das toll«, fährt er mit ernster Miene fort.
    »Wirklich?«
    »Na ja, ich verstehe zwar nicht allzu viel von Handtaschen«, gesteht er mit einem schiefen Lächeln, »aber das Konzept finde ich grandios, und was ich gesehen habe, fand ich großartig. Ich meine, die würde ich sofort kaufen. Vorausgesetzt, ich wäre eine Frau«, fügt er rasch hinzu. »Vielleicht machst du auch welche für Männer – wieso sollte man sich nur auf die Hälfte des Markts beschränken?«
    »Hey, gute Idee«, meine ich, und die kleinen Rädchen in meinem Hirn rattern schon wieder.
    »Ich habe nicht nur ein hübsches Gesicht, sondern auch Köpfchen«, witzelt er.
    Ich lächele und zögere erst, dann frage ich: »Und du hältst mich nicht für verrückt?«
    »Na ja, wenn du mich so direkt fragst …«
    »Ich meinte nicht im Allgemeinen «, sage ich und ziehe eine Grimasse. »Ich meine verrückt, weil ich denke, ich könnte Handtaschen entwerfen, die irgendwer tatsächlich kaufen würde …« Der hoffnungsvolle Unterton in meiner Stimme ist nicht zu überhören, und nervös schaue ich ihn an.
    »Na ja, das ist auch nicht verrückter als mein Wunsch, Schauspieler zu werden …«
    Ich lächele dankbar, und kurz schauen wir uns verständnisvoll an. Zwei, die im selben Boot sitzen.
    »Ich habe dich das nie gefragt, aber warum bist du eigentlich Schauspieler geworden?«
    »Ach, das liegt bestimmt daran, dass ich immer im Mittelpunkt stehen wollte«, lacht er selbstironisch. »Wenn man wie ich in einer Großfamilie aufwächst, bekommt man nie genug Aufmerksamkeit. Immer wollte ich auffallen, wollte bemerkt werden, aber es gelang mir einfach nicht … Meine Mum und mein Dad hatten immer alle Hände voll mit dem einen oder anderen kleinen Schreihals zu tun. Und in der Schule bin ich dann in der Theatergruppe gelandet, und auf der Bühne zu stehen und das Gefühl dabei … da hat alles angefangen …« Er unterbricht sich, als sei er tief in Gedanken. »Und natürlich dachte ich, das sei eine prima Methode, um Frauen abzuschleppen«, fügt er schelmisch hinzu. »So als Hauptdarsteller und so. Hat nicht ganz so funktioniert, wie ich mir das vorgestellt hatte.«
    »Ach, ich weiß nicht, ich glaube, mit Dr. Lawrence könnte sich das rasch ändern«, sage ich lachend, dann halte ich kurz inne und sage so beiläufig wie möglich: »Dann hast du dich nie in eine deiner Partnerinnen verliebt?«
    »Reihenweise«, antwortet er.
    »Reihenweise?« , wiederhole ich. Irgendwie hatte ich diese Antwort nicht erwartet.
    »Aber ja«, meint er grinsend. »Ich habe mich ständig verliebt, meistens hat es jedoch nicht länger als ein paar Monate gehalten. Nie war es was Ernstes. Eigentlich ging es mir nur um Sex …«
    »Fergus!«, rüge ich ihn und tue empört, aber er lacht nur.
    »War bloß Spaß«, sagt er. »Na ja, zumindest größtenteils.« Er unterbricht sich und wirkt plötzlich nachdenklich. »Keine dieser Geschichten hatte eine solide Basis wie eine echte Freundschaft …«
    Er bricht ab und schaut mich an, und plötzlich hängt etwas fast greifbar in der Luft, aber dann späht er unvermittelt über meine Schulter.
    »Hey, schau mal«, ruft er, während sich ein breites Grinsen in sein Gesicht schleicht. Er zeigt aus dem Fenster. »Es schneit!«
    Ich wirbele herum, gucke aus den großen Fenstern, und tatsächlich, es schneit wirklich.
    »Oh, wow«, rufe ich begeistert und sehe zu, wie weiße Schneewirbel durch die tintenschwarze Dunkelheit stieben.
    »Komm, hol deinen Mantel.« Er springt auf und reißt die bodentiefen Fenster auf, die den Blick freigeben auf eine riesige Dachterrasse, größer als die gesamte Wohnung. »Das ist der Grund, warum ich damals diese Wohnung genommen habe«, sagt er und führt mich nach draußen.
    Es ist unglaublich. Man geht hinaus und glaubt, eine andere Welt zu betreten. Jetzt weiß ich, wie es den Kindern ergangen sein muss, als sie in den Schrank stiegen und in Narnia wieder herauskamen. Staunend schaue ich über das Häusermeer, während die Schneeflocken um

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