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Der Wunschtraummann

Der Wunschtraummann

Titel: Der Wunschtraummann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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sondern ein angesagtes Designermodell.
    »Ähm, ja … natürlich«, meine ich und nicke hastig.
    Himmel, was er mir wohl zu sagen hat? Ganz unerwartet schießt mir ein Gedanke durch den Kopf. O nein, bitte sag mir nicht, dass er mir seine Online-Porno-Sucht gestehen will! Panik steigt in mir auf, als er sich umständlich räuspert, und am liebsten will ich die Augen fest zusammenkneifen.
    Ich schlucke schwer. Tess, ruhig bleiben und dich wie eine Erwachsene verhalten. Ruhig und erwachsen .
    »Es geht um das Unternehmen …«
    Puh, Gott sei Dank.
    Erstaunt zieht Sir Richard die Augenbrauen hoch. »Wie bitte?«
    Ach du Schande, habe ich das gerade laut gesagt?
    »Ähm, nichts … Sie sagten gerade?«, stammele ich.
    Er legt die Fingerspitzen aneinander und schaut mich feierlich an. »Ich weiß nicht, ob Sie es wussten, aber mein Urgroßvater Sir Angus Blackstock hat 1882 zusammen mit seinem Freund Ross White die Firma Blackstock & White gegründet.«
    »Ja, das habe ich in der Firmenbroschüre gelesen«, sage ich und nicke dienstbeflissen.
    »Vier Generationen haben in diesem Unternehmen gearbeitet und dabei immer seine Stärken zu fördern gewusst, und als ich die Firma vor dreißig Jahren von meinem Vater übernommen habe, habe ich mir zum Ziel gesetzt, das Unternehmen in seinem Sinne zu leiten. Ich wollte ein durch Innovation und Expansion gestärktes Unternehmen an die nächste Generation weitergeben. Doch leider wollte mein Sohn Edmund nie in das Familienunternehmen einsteigen und hat sich stattdessen für eine andere berufliche Laufbahn entschieden, wenn man das so nennen will …«
    Den Satz braucht er nicht zu Ende zu bringen. Jeder im Büro weiß über Edmund Bescheid, den verlorenen Sohn, der in einer Bar auf Ibiza arbeitet und seinem Facebook-Profil zufolge Nonstop-Partys feiert und meistens in neonbunten Unterhemden herumläuft.
    »Aber wie dem auch sei, ich wollte meinem Nachfolger, wer auch immer er sein mag, ein durch stabiles Wachstum gestärktes Unternehmen hinterlassen …« Er hält inne und senkt die Stimme. »Aber aufgrund der derzeitigen europäischen, nein, weltweiten Wirtschaftskrise muss ich zu meinem Bedauern eingestehen, dass dies womöglich nicht der Fall sein wird.«
    Er unterbricht sich und räuspert sich, dann seufzt er tief. »Blackstock & White steckt in Schwierigkeiten, Tess.«
    Ruckartig schaue ich auf.
    »Schwierigkeiten?«, wiederhole ich. Ich bin nicht unbedingt besonders versiert, was Wirtschaft und Finanzen angeht. (Einmal haben Seb und seine Freunde sich über Fuzzy unterhalten, und ich habe eingeworfen, der sei auch immer meine Lieblingsfigur bei Rauchende Colts gewesen. Was ja eigentlich per se schon peinlich genug war, bis mir aufgegangen ist, dass das Gespräch sich um den FTSE -Index drehte.)
    Aber Schwierigkeiten sind Schwierigkeiten, ganz gleich, wie man sie buchstabiert.
    Sir Richard nickt ernst. »Bisher habe ich betriebsbedingte Kündigungen vermeiden können, doch ich bin mir nicht sicher, wie lange das bei der derzeitigen Marktlage noch so bleiben wird, weshalb meine Reise nach Indien morgen auch so entscheidend ist. Indien gehört zu den größten aufstrebenden Märkten, und im Gegensatz zu dem, was gerade in Europa geschieht, verzeichnet Indien im Marktsegment der alkoholischen Getränke in den letzten beiden Jahren zweistellige Wachstumsraten. Sollte meine Reise erfolgreich verlaufen, könnte das Blackstock & White auch für die nächsten hundertdreißig Jahre im Geschäft bleiben.«
    Er schaut mich mit leuchtenden Augen an, und in dem Moment kann ich ihm ansehen, dass er die Zukunft der Firma rosig sieht, dass er wirklich glaubt, die Geschicke des Unternehmens noch einmal herumreißen zu können.
    »Eigentlich sollte ich Ihnen das wohl alles gar nicht erzählen, Tess«, fährt er lächelnd fort, »aber als meine Assistentin und rechte Hand finde ich, das ist Ihr gutes Recht. Wir haben im Laufe des vergangenen Jahres als Team wunderbar harmoniert. Ich weiß, wie viel Mühe Sie in die Organisation dieser Reise investiert haben, und ich wollte Ihnen vor meiner Abreise morgen nur sagen, wie sehr ich das zu schätzen weiß.«
    »Oh, danke schön«, entgegne ich und erröte beinahe bei diesem Kompliment.
    »Nein, ich danke Ihnen , Tess. Das ist nicht bloß irgendeine Geschäftsreise, es ist viel mehr als das, und ich dachte, Sie sollten wissen, wie wichtig mir Ihr Einsatz ist, und ich wollte Ihnen für Ihr Engagement danken. Vor allem in dieser letzten – wie soll

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