Der Wunschtraummann
Stadt aufgehört hat.«
Wendy bedenkt sie mit einem strafenden Blick. »Danke, Kym. Aber dieses Gespräch ist nur für Führungspersonal.«
»Ich meine doch nur …«
Ich schaue verstohlen rüber zu meinem Boss. Er wirkt ungewohnt nervös, und mir fällt auf, dass er seinen Aktenkoffer unter dem Arm hat.
»Also, ich muss weg. Ich habe noch einen Termin«, unterbricht er das belanglose Geplänkel.
Ich runzele die Stirn. Komisch, davon steht gar nichts in seinem Terminkalender.
»Wären Sie so nett und nehmen meine Nachrichten auf, während ich weg bin, Tess?«, sagt er an mich gewandt, um dann mit gedämpfter Stimme hinzuzufügen: »Ich bin den größten Teil des Nachmittags außer Haus und habe mein Handy abgeschaltet.«
»Natürlich, kein Problem.« Kurz frage ich mich, ob ich irgendwas vergessen habe, und schaue rasch auf meinen Klebezettelwald am Bildschirm, aber da steht nichts. Ich mag zwar vielleicht nicht die weltbeste persönliche Assistentin sein, aber wo immer Sir Richard auch hingeht, offensichtlich möchte er, dass niemand davon weiß.
Dankbar lächelt er mir zu. »Und arbeiten Sie ja nicht die Mittagspause durch«, ermahnt er mich gutmütig, um dann mit großen Schritten zum Fahrstuhl zu gehen.
Ich muss lächeln. Er ist wirklich der beste Chef der ganzen Welt.
»Viele Veränderungen«, wiederholt Wendy schneidend.
Worauf ich mich zu ihr umdrehe und sehe, wie sie mich und Kym, die unter ihrer Sonnenbräune ganz blass wird, missbilligend ansieht, um dann auf den Absätzen ihrer Kreppsohlen kehrtzumachen. Zielstrebig marschiert sie den Korridor entlang, nur begleitet vom Rascheln ihrer hautfarbenen Strumpfhose, die an den Oberschenkeln aneinanderreibt. Bei den Nylonteppichen wundert es mich, dass sie nicht ständig eins gewischt bekommt bei all der statischen Elektrizität.
Aber da ist wohl bloß der Wunsch der Vater des Gedankens.
Dann wende ich mich endlich wieder meinem Rechner zu und meiner Suche, aber es dauert nicht lange, da bin ich versucht, entnervt die Flinte ins Korn zu werfen. Das ist doch lächerlich. Ich werde diese Star Wars - DVD nie finden, denke ich, während ich mit wachsender Verzweiflung vergeblich eine Webseite nach der anderen durchforste. Wütend hacke ich auf die Tastatur ein.
»Hey, wie geht’s?«
»Mist, Dreck, verdammt.«
»Wirklich so gut, ja?«
Verdutzt luge ich hinter meinem Laptop-Monitor hervor und sehe ein Paar leuchtend grüner Augen, die mich fragend ansehen.
Sie gehören Fergus, dem Fahrradkurier.
»O Gott, habe ich das gerade etwa laut gesagt?«
»Keine Sorge, außer mir hat dich niemand gehört«, grinst er belustigt, und als ich zur Rezeption rüberschaue, ist Kyms Schreibtisch leer. Sicher hat sie die Gelegenheit ergriffen und sich aus dem Staub gemacht, als die Hexe wieder verschwunden ist.
»Entschuldige.« Bedröppelt drehe ich mich wieder zu ihm um und lasse die Maus los, um den Empfang der Sendung zu quittieren. Erst da merke ich, wie steif meine Finger sind, weil ich die Maus so krampfhaft umklammert hatte. »Ich versuche bloß die ganze Zeit, eine bestimmte DVD aufzutreiben, aber irgendwie ist sie nirgendwo zu bekommen«, erkläre ich und wackele mit den Fingern, um die Blutzirkulation anzukurbeln.
»Hast du es schon mal in der kleinen Videothek am Bahnhof versucht?«, schlägt er hilfsbereit vor.
»Die haben schon vor Ewigkeiten dichtgemacht«, erwidere ich.
»Echt?« Das scheint ihn zu wundern. »Tower Records?«
»Ebenso.«
»Blockbuster?«
»Wegen Renovierung geschlossen.«
»Herrje, du hast ja wirklich schon alles durch.« In seinem Ton schwingt ein Hauch Bewunderung mit. Er nimmt den Helm ab und schüttelt die plattgedrückten Haare. »Ich weiß, warum bestellst du ihn nicht einfach online?«
»Dauert ein paar Tage«, meine ich und verziehe das Gesicht.
»Und so lange kannst du nicht warten?«
»Nein«, seufze ich kopfschüttelnd. »Ich muss ihn gesehen haben, ehe ich ihn mir ansehe.«
Verwirrt kratzt er sich am Kopf. »Entschuldige, könntest du das bitte noch mal wiederholen?«
Ich werde rot. »Ich brauche ihn so schnell wie möglich.«
Das war’s dann wohl. Mein genialer Plan, die perfekte Freundin zu sein, damit Seb sich Hals über Kopf in mich verliebt, ist gescheitert, noch ehe er richtig angefangen hat. Gut gemacht, Tess. Wieder mal einer deiner großen, richtungsweisenden Erfolge im Leben.
»Ich hab’s!« Unvermittelt haut Fergus mit der Faust auf den Schreibtisch, und ich schrecke auf. »Die
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