Der Wunschtraummann
hat man danach samtweiche Füße.«
»Und wenn die Jungs richtig Hunger haben und dir einen Zeh abknabbern oder so?«
Daraufhin guckt Fiona mich mit schreckgeweiteten Augen an. »Ach du lieber Himmel, du glaubst doch nicht, so was könnte wirklich passieren, oder?«
»Na ja, erinnerst du dich noch an den James-Bond-Film, den wir am zweiten Weihnachtstag gesehen haben?«
Wir schauen uns an und müssen an die Szene aus Man lebt nur zweimal denken, in der Blofeld seine Piranhas mit Fleischbrocken füttert, von denen im Handumdrehen nur noch die Knochen übrig sind.
»Egal, erzähl, wie war deine Verabredung gestern Abend?«, fragt sie munter und wechselt einfach das Thema. »Ich wollte dich unbedingt heute Morgen dazu ausquetschen, aber du warst schon weg, als mein Wecker geklingelt hat.«
Fiona sagt das, als sei es einmal vorgekommen und nicht gang und gäbe.
»Toll«, erwidere ich mit einem frohen Grinsen und hole die Milch aus dem Kühlschrank.
»Und wann seht ihr euch wieder?«, fragt sie ganz aufgeregt.
»Morgen«, sage ich und werde ganz kribbelig vor Vorfreude. Seb hat mir bereits ein halbes Dutzend SMS geschickt, in denen er heftig mit mir geflirtet und mir versichert hat, er freue sich schon sehr auf unser Wiedersehen. Und ich kann es auch kaum erwarten.
»Wow, Tess, das ist ja wunderbar«, meint sie grinsend, um dann hinzuzufügen: »Hat er ein paar nette Freunde?«
Erstaunt schaue ich sie an: »Was ist denn mit Heinrich VIII .?«
»Der hat sich nicht wieder bei mir gemeldet.« Sie gibt sich große Mühe, das ganz beiläufig zu sagen, aber man hört ihrer Stimme an, wie sehr sie das kränkt.
»Es ist erst fünf Tage her, vielleicht ruft er ja noch an«, versuche ich, sie aufzumuntern, und reiche ihr eine Tasse Tee.
»Ich glaube kaum. Pippa meinte, er geht sonst nur mit gertenschlanken Mädels aus. Seine letzte Freundin hatte wohl Größe 32«, erklärt sie trübsinnig und nippt an ihrem Tee.
Eigentlich dachte ich ja, ich könnte Pippa nicht noch weniger mögen, als ich es ohnehin schon tue, doch wenn ich Fionas Gesicht jetzt so sehe, muss ich mir eingestehen, dass das durchaus möglich ist.
»Bestimmt war sie bloß eins zwanzig groß«, erkläre ich, um sie etwas aufzubauen. »Der Kerl war doch ein Zwerg.«
»Im Schlafzimmer nicht«, seufzt Fiona, stellt ihre Tasse ab und greift nach der Schüssel mit der angefangenen Mahlzeit neben ihrem Rechner. In schweren Zeiten tröstet Fiona sich immer mit Essen. Wobei ich in diesem Fall nicht weiß, ob dieses Zeug sie trösten kann.
»Was isst du denn da?«, frage ich und lenke schnell von der Größe von Heinrichs Gemächt ab, während ich versuche, die seltsam anmutende Speise zu identifizieren.
»Auberginen mit Pflaumen – alles Teil der neuen Regenbogendiät«, sagt sie und isst einen großen Bissen. »Heute ist ein blauer Tag, weißt du noch?«, erklärt sie und windet sich sichtlich. »Willst du mal probieren? Ist noch jede Menge da.«
»Ähm … nein danke, ich bin noch pappsatt vom Mittagessen«, lehne ich höflich ab und entferne mich rückwärts von dem gruseligen lila Schleim. »Ich glaube, ich lege mich einfach aufs Bett und schaue mir die DVD an, die ich mir ausgeliehen habe.«
»Ooh, was hast du denn Schönes mitgebracht?«, fragt Fiona plötzlich wieder ganz munter. »Den neuen mit Johnny Depp, den du unbedingt sehen wolltest?«
»Ähm, nein, nicht ganz«, sage ich und komme mir dabei ein bisschen komisch vor. »Ich dachte, ich sollte meinen Horizont mal ein bisschen erweitern.« Irgendwie möchte ich Fiona nicht den wahren Grund für meine etwas außergewöhnliche Filmauswahl verraten.
»Aber du stehst doch so auf Johnny Depp.«
»Stimmt, andererseits muss er ja nicht in jedem Film mitspielen, den ich mir anschaue.« Ich sehe, wie Fiona mich argwöhnisch mustert, und versuche, das abzutun. »Egal, hast du Lust, ihn mit mir anzuschauen?«
»Ja, warum nicht«, meint sie achselzuckend und steht auf. »Ein guter Film ist immer gut. Ist jetzt wahrscheinlich genau das Richtige für mich, vielleicht löst das meine Schreibblockade.« Und damit trägt sie ihre Schale mit dem lila Essen und die Teetasse in mein Zimmer und lässt sich in den Sitzsack fallen, während ich die DVD in den Spieler stecke.
Ich drücke auf Abspielen und setze mich zu Flea aufs Bett, und als die Musik einsetzt, lehne ich mich gemütlich zurück. Ach, das hätte ich jetzt beinahe vergessen. Schnell schnappe ich mir Block und Bleistift vom Nachttischchen, damit
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