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Der Wunschtraummann

Der Wunschtraummann

Titel: Der Wunschtraummann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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viele Menschen, die diese Filme mögen. Seb ist nicht der Einzige. Anscheinend stimmt irgendwas nicht mit mir.
    Und nun habe ich die Chance, alles wiedergutzumachen. Wie viel Glück kann ein Mensch denn haben?
    Mit übermenschlicher Anstrengung starre ich wild entschlossen und zu allem bereit auf den Fernseher. Wenn Seb diesen Film heiß und innig liebt, dann kann ich das auch! Ich schaue zu, wie zwei Männer mit Leuchtstoffröhren aufeinander einschlagen, wie wir sie in der Küche an der Decke haben. Ach herrje. Ich muss schon sagen, der Film ist wirklich schrecklich. Noch schlimmer als ich dachte! Was zum Teufel soll ich bloß sagen?

Liebes Tagebuch,
    meine zweite Verabredung mit Seb!! Er ist mit mir zu Star Wars gegangen, und wir haben ganz hinten im Kino gesessen, und es war sehr romantisch. Den Film fand ich allerdings nicht besonders prickelnd und bin irgendwann eingeschlafen. Hinterher habe ich mich darüber lustig gemacht, wie blöde und langweilig ich ihn fand, aber Seb hat nicht mitgelacht. Er wurde sogar ein bisschen grantig. Da habe ich dann erst rausgefunden, dass es sein allerliebster Lieblingsfilm ist …
    Ehrlich, ich mal wieder mit meinem vorlauten Mundwerk!

Vierzehntes Kapitel
    »Das war der Hammer! Das ist eindeutig der beste Film aller Zeiten!«
    Es ist der nächste Abend, und Seb und ich haben unser zweites Date. Wir sind in einem kleinen Programmkino in Soho und haben uns gerade gemeinsam Star Wars angeschaut, und nun bahnen wir uns inmitten der anderen Zuschauer den Weg durch das plüschige rote Samtfoyer nach draußen.
    »Wow, du stehst wirklich auf diesen Film, hm?« Entzückt grinst er mich an.
    »Und wie!«, schwärme ich und nicke energisch, um nicht zu gähnen. Auch wenn ich dem Film beim besten Willen nichts abgewinnen kann, kann ich doch zumindest so tun. »Ich weiß gar nicht mehr, wie oft ich den schon gesehen habe.«
    Drei Mal.
    Wobei, genau genommen drei Mal und ein bisschen, wenn man den ersten Versuch gestern Abend mitzählt, bei dem ich mitten im Film eingeschlafen bin. Und ich kann mich an jedes Mal ganz genau erinnern. Jede einzelne der unzähligen intergalaktischen Schlachten hat sich in mein Hirn gebrannt wie Kratzer auf eine Vinyl-Scheibe. Letzte Nacht war ich bis drei Uhr morgens wach gewesen und habe kannenweise schwarzen Kaffee getrunken, um nicht einzuschlafen. Irgendwann musste ich mir beinahe Streichhölzer unter die Lider stecken, damit mir die Augen nicht zufielen, aber der Gedanke daran, dass das Leben mir eine einmalige zweite Chance gegeben hat, hielt mich wach. Außerdem habe ich heute meine Mittagspause ausfallen lassen und stattdessen im Netz alles über den Film recherchiert.
    Und nun bin ich ehrlich gesagt hundemüde. Und staune Bauklötze. Ich hatte ja keine Ahnung, wie viele Star Wars -Webseiten und Star Wars -Conventions es gibt – ganz zu schweigen von Fanartikeln und sogar einem Themenpark. Okay, dass er populär ist, wusste ich, aber die Leute sind ja regelrecht besessen davon! Die Google-Suche ergab über drei Millionen Fanseiten, auf denen sich treu ergebene Anhänger tummeln. Es gibt sogar ein Forum, das sich einzig und allein der Frage widmet, wie Chewbacca (ob Sie’s glauben oder nicht, der Yeti hat einen Namen) es anstellt, aufs Klo zu gehen!
    »Wusstest du, dass das Wort Jedi von den japanischen Worten ›Jidai Geki‹ abgeleitet ist, was so viel heißt wie ›Historiendrama‹?«
    Danke an Annie aus Texas für diese erhellende Anmerkung.
    »Wow, du bist wirklich ein ganz großer Fan, was?«, meint er bewundernd.
    Worauf mich ein paar kleine Gewissensbisse zwicken. Ist es falsch, ihm dermaßen etwas vorzumachen? Sollte ich stattdessen lieber die Karten auf den Tisch legen und ihm die Wahrheit sagen? Aber eigentlich ist es doch auch nichts anderes als Sebs Flunkerei früher, wenn er mir versicherte, das Kleid, das ich anhatte, sei ganz toll, nur damit wir endlich gehen konnten, weil wir ohnehin schon zu spät dran waren. Oder wenn ich Fiona versichere, dass ihr Po in den neuen Jeggins ganz bestimmt nicht zu fett aussieht. Oder wenn Dad tut, als sei er ganz versessen auf Mums grauenhafte Kochkünste, und sich immer einen Nachschlag geben lässt. Tut doch niemandem weh.
    Ganz im Gegenteil sogar, überlege ich, als ich mir Seb so anschaue und sehe, wie er übers ganze Gesicht strahlt. Er wirkt so glücklich. Ich meine, mal ehrlich, das kann doch nicht verkehrt sein, oder?
    »Entschuldige, manchmal bin ich kaum zu bremsen«, sage ich und lache

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