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Der Wunschtraummann

Der Wunschtraummann

Titel: Der Wunschtraummann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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ich an meinem Schreibtisch, schaue versonnen auf meinen Bildschirm und denke an Seb. Wir sehen uns erst am Montag wieder, was mir wie eine kleine Ewigkeit erscheint. Ich versuche mich mit dem Gedanken zu trösten, dass ich bis dahin zumindest bequeme Unterhosen tragen kann, und rutsche unbehaglich auf dem Stuhl herum beim vergeblichen Versuch, meine Muschi aus dem Würgegriff des Spitzen-Stringtangas zu befreien. Dabei mache ich es damit nur noch schlimmer!
    Autsch.
    Ich zucke zusammen vor Schmerz, weil es so elend zwickt.
    Vielleicht sollte ich mein Höschen einfach ausziehen, denke ich, als kleine Schockwellen meinen Körper durchlaufen. Nur haben die diesmal nichts mit Seb zu tun und damit, was er mit seinem …
    Errötend schaue ich mich um, ob mich irgendjemand sieht. Das ist die Sache beim Morgensex: Man denkt immer, dass alle anderen es einem anmerken müssen. Als könnte jeder im Büro meine Gedanken lesen. Als stünde auf meiner Stirn: Ich habe es gerade eben mit meinem Freund getrieben. Doch bloß Kym an ihrem Schreibtisch ist zu sehen, und die hat mal wieder nur Augen für ihre Verpassten Chancen .
    »Oooh, schau dir das an«, sagt sie und liest mir eine der Anzeigen laut vor. »Bestimmt erinnerst du dich nicht an mich, aber ich war zu Besuch in London und habe dich auf dem London Eye gesehen. Du warst in der Kabine nebenan, und wir haben uns durch das Glas tief in die Augen geschaut. Ein Jahr ist das jetzt her, und ich denke immer noch an dich.« Sie stützt das Kinn auf die Ellbogen und seufzt vernehmlich. »Ist das nicht eindeutig das Romantischste, was du je gelesen hast?«
    »Nein, das Romantischste, was ich je gelesen habe, war ›Essen steht im Ofen‹«, gluckst Wayne, ihr langjähriger Freund, der just in diesem Moment in seiner Chauffeuruniform ins Foyer kommt. Neckisch zwinkert er ihr zu.
    Kym bedenkt ihn mit einem Stirnrunzeln.
    »Was meinst du, Tess?«, fragt sie, überhört geflissentlich seinen Einwurf und dreht sich zu mir um.
    »Ähm … ich?« Unversehens dabei erwischt, wie ich gerade versuche, mich von meinem Tanga zu befreien, der mir ins Fleisch schneidet wie ein Käsedraht, werde ich knallrot. »Ich … ähm … ich glaube, ich muss mal schnell für kleine Mädchen.«
    Und damit überlasse ich Wayne und Kym ihrem kleinen häuslichen Disput, flitze aufs Klo und verbarrikadiere mich in einem der Abteile. Dort drinnen winde ich mich rasch aus meinem Stringtanga. Himmel, was für eine Erleichterung! Wer hätte gedacht, dass ein bisschen Spitze sich als Folterwerkzeug eignete? Schnell stopfe ich das lästige Ding in die Handtasche, ziehe die Hose wieder an und verlasse das Toilettenabteil.
    Wo ich prompt mit der Hexe zusammenstoße.
    Was habe ich Ihnen über ihre Kreppsohlen gesagt? Ich hatte sie gar nicht hereinkommen gehört. Und nun steht sie da vor dem Spiegel, trägt noch etwas von ihrem blutroten Lippenstift auf und probt ihre Hillary-Clinton-Pose.
    Dann fällt ihr Blick auf mein Spiegelbild, und sie dreht sich mit glasigen Augen zu mir um. »Ach, Tess, ich hatte schon gesehen, dass Sie nicht an Ihrem Schreibtisch sind, und mich gefragt, wo Sie wohl abgeblieben sind.«
    Mir rutscht das Herz in die Kniekehlen. Wenn es einen Menschen gibt, der einem die gute Laune verhageln kann, dann sie.
    »Morgen, Wendy«, sage ich, nicke kurz und frage mich, wie ich mich unauffällig verdrücken kann, aber sie stellt sich mir in den Weg. Obwohl sie so klein ist, kommt sie mir vor wie Shaquille O’Neal. Man kommt an ihr einfach nicht vorbei.
    »Denken Sie daran, dass Sie bei der Besprechung heute Morgen Protokoll führen, ja?«, erinnert sie mich mit einem aufgesetzten Lächeln.
    »Ja, natürlich«, sage ich und versuche ganz nonchalant zu klingen, aber schon beim Gedanken daran verkrampft sich meine Hand. Ich hatte es weniger vergessen als vielmehr verdrängt. Protokolle zu schreiben gehört eindeutig zu meinen unliebsamsten Tätigkeiten als Assistentin. Ich weiß nie so genau, was man auslassen darf und was hineingehört, und so schreibe ich die ganze Zeit alles panisch mit, bis ich einen Krampf in der Hand bekomme und mein Geschreibsel so unleserlich wird, dass es einen Graphologen bräuchte, um das Gekritzel zu entziffern.
    Am mangelnden Willen scheitert es jedenfalls nicht. Ganz zu Anfang habe ich mir Bücher gekauft wie Leitfaden zu übersichtlichen Protokollen! und Protokolle, ganz einfach!, in denen es nur so wimmelt von tollen Tipps, wie beispielsweise, man solle »Datum und Zeit der

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