Der Wunschtraummann
und was nicht. Was ihn anmacht. Und abtörnt. Panik macht sich breit. Was, wenn ich ihm schmutzige Dinge ins Ohr flüstere und er mir sagt, ich soll die Klappe halten? Was, wenn er mehr auf Po als auf Brüste steht und ich das Pferd von der falschen Seite aufzäume?
Hastig schnappe ich mir das Tagebuch und blättere darin ganz weit nach vorne.
Wir sind jetzt seit drei Monaten zusammen, und der Sex wird immer besser! Als wir letzte Nacht miteinander geschlafen haben, da ist Seb fast durchgedreht, als ich …
Errötend unterbreche ich meine Lektüre.
Himmel, ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, das geschrieben zu haben. Das klingt wie ein Auszug aus einem Erotikroman von Jackie Collins! Mit hochrotem Gesicht blättere ich um und lese weiter.
Und dann meldet sich plötzlich mein gesunder Menschenverstand. Tess, was bitte tust du hier? Da draußen wartet ein rattenscharfer, umwerfend attraktiver Mann auf dich! Der Mann, den du liebst. Der Mann, den du in den vergangenen Monaten so arg vermisst hast, dass du dir eins seiner getragenen T-Shirts ums Kopfkissen gewickelt hast. Eins, das er im Fitnessstudio anhatte und das danach nicht mehr gewaschen wurde.
Und nun ist er hier. Auf der anderen Seite der Tür. Und wartet nur darauf, sich auf dich zu stürzen, und du hast nichts Besseres zu tun, als hier auf dem Klo zu sitzen und dein altes Tagebuch zu lesen? Du büffelst doch nicht für eine Prüfung! Du gehst gleich mit Seb ins Bett, und das hast du schon hundert Mal gemacht. Also hör auf, dir darüber den Kopf zu zerbrechen, das ist bloß die Aufregung. Eigentlich ist es wie Fahrradfahren, du musst einfach wieder aufsteigen. Bildlich gesprochen.
Endlich wieder bei klarem Verstand springe ich vom Klodeckel, stopfe das Tagebuch in meine Handtasche, und dann putze ich mir rasch die Zähne, schüttele mir die Haare auf und rücke meinen BH zurecht, sodass die Spitze schön zur Geltung kommt, und dann öffne ich die Tür zum Schlafzimmer.
Seb sitzt nur mit seiner Jeans bekleidet auf der Bettkante und schaut mich erwartungsvoll an. Mein Magen schlägt einen Purzelbaum. Ich hatte ganz vergessen, wie umwerfend er ohne Hemd aussieht.
»Hey, ich hab dich schon vermisst«, murmelt er träge, während seine Augen sich nicht sattsehen können an mir.
Ich dich auch, antwortet mein Unterleib. Glauben Sie mir, zehn Wochen können sich wie eine ganze Ewigkeit anfühlen.
»Also … ähm, willst du auch noch kurz ins Bad?«, frage ich an den Türrahmen gelehnt. Doch noch ehe ich den Satz ganz ausgesprochen habe, schlingt er schon beide Arme um meine Taille, zieht mich auf das Bett und fährt mit den Händen unter mein Top.
»Mmm, deine Haut ist so weich«, flüstert er.
»Wirklich?«, frage ich und tue erstaunt. Ich will lieber nicht an die viele Zeit denken, die ich mit Salzpeelings und Feuchtigkeitscremes im Bad zugebracht habe.
»… und so braun, warst du im Urlaub?«
»Nein, gar nicht«, entgegne ich mit Unschuldsmiene.
Na ja, ein Abstecher in die Drogerie zählt ja wohl kaum, oder?
Er fängt an, meinen Hals zu küssen und meine Bluse aufzuknöpfen. »Wow«, raunt er begeistert, als er meinen transparenten Spitzen- BH sieht, »sexy.«
»Ach, ich habe einfach das Erstbeste genommen, was ich in der Kommode gefunden habe«, erwidere ich. Seine Zunge streift meine Brustwarze, und ich zittere vor Begierde. Gott, wie habe ich ihn vermisst! Ineinander verschlungen liegen wir auf der Bettdecke, unser Atem wird schneller, und die Spannung steigt ins Unerträgliche, während wir uns gegenseitig ausziehen.
Und dann knöpfe ich seine Jeans auf und denke an mein Tagebuch, also fahre ich mit der Hand über seinen Waschbrettbauch und komme mit dem Mund immer näher und näher …
Genüsslich stöhnt er auf.
Worauf ich kurz innehalte und lächeln muss. Wieso habe ich mir bloß so viele Gedanken gemacht?
Denn auf einmal ist alles wieder da …
Sechzehntes Kapitel
Am nächsten Morgen werde ich davon wach, dass Seb mein Gesicht küsst. Warm und behaglich ins Bett gekuschelt spüre ich die zarten, federleichten Küsse auf den Augenlidern, die dann zu meinen Wangen wandern und mich aus den tiefsten Träumen holen.
»Hey, Schlafmütze«, flüstert er mir ins Ohr.
Mmmm. Herrlich. Den Wecker mag ich.
Sanft knabbert er an meinem Ohrläppchen, und mein ganzer Körper kribbelt vor Freude.
»Zeit aufzuwachen.«
Mit einem Mal bin ich ganz aufgeregt. Er will es schon wieder! Ein vorfreudiges Prickeln durchströmt mich. Der Spruch
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