Der Wunschtraummann
total.«
Neunzehntes Kapitel
Zu Hause angekommen stürzt Fiona sich in hektisches Putzen und Aufräumen. Mit einem schrillen »Gib mir die Gummihandschuhe!« klappert sie auf hohen Absätzen wie ein gelber Wirbelwind durch die Wohnung, bis gut zwanzig Minuten später die Papierstapel, gammeligen Kaffeetassen und übervollen Aschenbecher verschwunden sind, die unseren Küchentisch eingenommen hatten wie Hausbesetzer.
Stattdessen stehen dort nun kunstvoll arrangierte Knabbereien, eine Vase mit frischen Blumen und eine Flasche Wein in einem Eiskübel. Und zwar kein hundsgewöhnlicher Chardonnay für 4,99 Pfund aus dem Spirituosenladen um die Ecke, sondern eine teure Flasche von einem ziemlich angesagten, schicken Weinhändler in Kensington. Der Verkäufer hatte endlos über Stachelbeerunternoten und Zitronengrasaromen schwadroniert, bis Fiona schließlich herausgeplatzt war: »Ja, aber schmeckt er auch teuer ?«
Was den Berg aus Shampoo und Körperlotion angeht, der wurde in eine Auslage auf der Arbeitsplatte verwandelt, die Selfridge’s Kosmetikabteilung alle Ehre gemacht hätte.
Plötzlich läutet es an der Tür.
»Ach du lieber Himmel, da sind sie schon!«, japst Fiona, reißt sich die Gummihandschuhe von den Fingern und stürzt panisch zu ihrem Lipgloss. Sie ist so hibbelig, als ginge sie zu einem ersten Date. »Wie sehe ich aus?«, keucht sie, fummelt an ihren Haaren herum und zieht sich das Kleid glatt.
»Du siehst toll aus«, beruhige ich sie. Sie hat sich ein anderes Kleid angezogen, das ihr wie alles in ihrem Kleiderschrank eine Nummer zu klein ist, damit sie sich »hineinhungern« kann, und gerade atmet sie so heftig, dass es aussieht, als könne das gute Stück jeden Augenblick platzen. »Es sieht alles ganz toll aus, keine Sorge.«
»Ich weiß, aber Pippa ist zum ersten Mal bei mir zu Besuch. Ich habe sie schon ein halbes Dutzend Mal eingeladen, aber bisher war sie immer zu beschäftigt.«
»Hmm, das wundert mich nicht«, murmele ich. Komisch, was ein Haufen kostenloser Kosmetika doch so alles ausrichten kann. Da findet man sogar einen Termin in seinem sonst so vollen Kalender.
Fiona reißt den Hörer von der Gegensprechanlage und drückt den Türöffner. »Hallo, Darling, oberster Stock«, trällert sie mit ihrer vornehm näselnden Stimme.
»Wo ist denn der Aufzug?«, fragt Pippa durch den Lautsprecher.
Fiona guckt wie vom Donner gerührt. »Ähm … also, wir haben keinen«, stammelt sie.
»Keinen Aufzug!«, ruft Pippa fassungslos. »Soll das heißen, ich muss meine Birkin die ganze Treppe hochschleppen?«
Mir fehlen die Worte. Das kann doch nicht ihr Ernst sein.
»Ach je, das tut mir leid …« Fiona beginnt, sich umständlich zu entschuldigen. »Wenn du möchtest, komme ich runter und trage sie dir hoch …«
Mit Gewalt nehme ich ihr den Hörer aus der Hand. »Wohnung sieben. Bis gleich!«, erkläre ich, dann lege ich auf.
Wortlos starrt Fiona mich an, als wüsste sie nicht so recht, was das gerade sollte.
»Und, musst du nicht noch ein bisschen Wimperntusche auftragen … oder so?«, frage ich unschuldig und wende mich dann rasch ab, ehe sie sich mit mir anlegen kann. Ich tue einfach so, als polierte ich ein ohnehin schon makelloses Weinglas.
Ein paar Minuten später hört man das laute Klappern von Louboutins, und Pippa und ihre Entourage erscheinen mit hochroten Gesichtern und völlig außer Atem an der Tür.
»Ihr habt es geschafft!«, ruft Fiona strahlend und begrüßt sie, als seien königliche Hoheiten zu Besuch. So verzückt habe ich Fiona nicht mehr erlebt, seit sie vorletzte Weihnachten durch eine schlimme Mandelentzündung fast fünf Kilo abgenommen hatte.
»Gerade so«, japst Pippa und stolpert in unseren Flur, als drohte sie zusammenzubrechen. Auf den Fersen folgt ihr ein Trupp magerer Blondinen, die allesamt vernehmlich meckern und hecheln wie der Labrador meiner Eltern, wenn er aufgeregt ist. »Ein Wunder, dass ich keinen Herzinfarkt bekommen habe.«
»Ach, wirklich? Und ich dachte, du sprintest locker die Treppe hoch«, mische ich mich mit gespieltem Erstaunen ein, »wo du doch dauernd mit deinem Personal Trainer trainierst, von dem Fiona mir schon so viel erzählt hat.« Ich lächele zuckersüß.
»Ähm, genau … ja.« Pippa lächelt schmallippig und funkelt mich böse an.
»Möchtet ihr vielleicht ein Glas Wein?«, bietet Fiona an und wieselt in die Küche, um den kaltgestellten Wein zu öffnen.
Aber die Gänse lassen sie einfach links liegen.
»Wo sind die
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