Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For
schüttle ich kaum merklich den Kopf.
»Überhaupt nicht?«
Ich bewege den Kopf nur ein winziges Stück und wage es kaum, ihm in die Augen zu sehen, doch als ich es tue, erkenne ich den Schmerz in seinem Blick. Ich zucke zusammen. Ich und meine große Klappe. Wieso musste ich das unbedingt sagen? Ich bin so eine dämliche Idiotin.
Und noch während ich mich innerlich in den Hintern trete, legt Gabe den Kopf in den Nacken und bricht in dröhnendes Gelächter aus. Er grölt förmlich vor Lachen, mit so weit aufgerissenem Mund, dass ich jeden einzelnen seiner perfekten weißen Backenzähne erkennen kann.
Verdattert sehe ich ihm zu, bis er mich bei den Händen packt. »Mag sein, dass ich nicht witzig bin, aber du bist es eindeutig, Heather Hamilton.«
Ich bin verwirrt und komme mir vor, als hätte ich mich bis auf die Knochen blamiert. »Ich dachte, du bist tot«, erkläre ich.
Er lächelt verlegen. »Ich weiß, und es tut mir leid. Ich sollte nicht lachen.« Er nimmt sein Brett, klemmt es sich unter den Arm, und gemeinsam machen wir uns auf den Weg über den Strand zum Parkplatz. Schweigend gehen wir nebeneinander her, bis Gabe sich mir mit hochgezogenen Brauen zuwendet. »Also, los, ich komme noch um vor Spannung. Wieso findest du mich nicht witzig?«
Ich winde mich unbehaglich. Er wird keine Ruhe geben, bis er es weiß, oder? Aber vielleicht sollte ich es ihm trotz allem sagen. Schließlich ist konstruktive Kritik etwas Gutes. Vielleicht ist er mir sogar dankbar dafür. »Ich habe dich beim Proben beobachtet und finde einfach nicht, dass du so tun solltest, als wärst du jemand anderer als du bist«, platze ich schließlich heraus.
»Wie meinst du das?« Gabe scheint ziemlich verletzt zu sein, und schlagartig bereue ich meine unverblümte »Am besten sage ich ehrlich, was ich denke«-Taktik.
»Du weißt schon, dieses vor Angst schlotternde Getue, dieses Kettenrauchen, all diese dämlichen Stimmen und idiotischen Witze, all dieser Zorn und die Negativität.« Wer A sagt, muss auch B sagen.
»Aber Comedians müssen zornig und negativ sein«, erklärt er.
»Aber nicht du«, erwidere ich schlicht. »Du bist locker und entspannt und die meiste Zeit ziemlich glücklich.« Ich gestatte mir ein Lächeln. »Du bist Amerikaner, was erwartest du? Du kommst aus einer Welt, in der man anderen einen schönen Tag wünscht.«
»Aber das ist Teil der Show«, protestiert er und streicht sich das nasse Haar aus dem Gesicht.
»Aber genau darum geht es doch. Es ist eine Show. Wieso kannst du nicht du selbst sein?«
»Ich habe tausende Dollar bei meinem Therapeuten gelassen, um genau diese Frage beantwortet zu bekommen«, kontert er.
Es entsteht eine Pause.
»Oh, keine Ahnung.« Plötzlich ernst, wirft er mir einen Seitenblick zu, und mir geht auf, dass er mit Flapsigkeit etwas verdecken will, das ihm sehr am Herzen liegt. »Ich schätze, ich habe nie darüber nachgedacht, aber vielleicht halte ich mich so, wie ich bin, für nicht besonders lustig.«
»Dabei bist du viel lustiger, wenn du so bist, wie du bist. Vergiss all die Späße und rede einfach über dich.«
»Aber will das irgendeiner hören?«
»Probier es aus.«
Inzwischen stehen wir beim Motorrad. Gabe holt das Handtuch heraus, das er unter der Sitzbank verstaut hat, und setzt sich auf die Mauer, um sich die Haare trocken zu rubbeln. »Für jemanden, der Standup hasst, hast du ja eine ziemlich klare Meinung zu dem Thema«, bemerkt er.
Ich zucke die Achseln. »Tut mir leid, ich habe eine ziemlich große Klappe. Sag mir einfach nächstes Mal, ich soll den Mund halten.«
Er lacht. »Also, was jetzt?«
»Worauf hast du Lust?«
»Ich bin für alles offen«, antwortet er und zieht den Reißverschluss seines Surfanzugs herunter.
Ich widerstehe dem Drang, eine Doppeldeutigkeit von mir zu geben. »Tja, wie wär’s mit einer kleinen Stadtführung vor dem Mittagessen?«, schlage ich vor.
»Toll. Du meinst, ich kann den echten amerikanischen Touristen spielen?«
»Du bist ein echter amerikanischer Tourist«, necke ich.
Er faltet das Handtuch zusammen und schleudert es nach mir. »Halt den Mund, Heather.«
KAPITEL 29
»Das ist meine alte Schule.«
»Wow, wie süß«, schwärmt Gabe und betrachtet das kleine Steingebäude am Ende der Straße. »Wie ein Puppenhaus.«
»Du bist eben aus den Staaten gewöhnt, dass alles so riesig ist«, erwidere ich mit einem gutmütigen Grinsen. »Nein, sag nichts - deine Schule war bestimmt groß wie ein Fußballfeld.«
»Nein,
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