Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For
sie mit hoher, nasaler Stimme.
Das Herz rutscht mir in die Hose. Ich weiß, wen ich vor mir habe, auch ohne ihr vorgestellt worden zu sein. Lady Charlotte. »Ich fürchte, er ist noch nicht hier«, erwidere ich und trete hinter dem Tresen hervor, auf dem sie ihre Mulberry-Handtasche abgestellt hat.
Sie schiebt sich ihre schwarze Chanel-Sonnenbrille ins Haar und taxiert mich mit einem herablassenden Blick. Ich starre zurück. Bekanntermaßen gibt es Liebe auf den ersten Blick, aber zwischen uns besteht etwas namens Hass auf den ersten Blick. »Nicht hier?«, wiederholt sie empört.
Vorsicht, dünnes Eis, sagt eine warnende Stimme in meinem Kopf. Dünnes Eis.
»Vielleicht kann ich Ihnen ja helfen«, biete ich vorsichtig an, entschlossen, mich nicht von meinen persönlichen Gefühlen leiten zu lassen. Ich muss hochprofessionell wirken.
»Vielleicht.« Sie stößt ein Schnauben aus, und ihr Blick sagt unmissverständlich, dass sie in Wahrheit »eher nicht« meint. Doch da außer mir niemand hier ist, wird ihr wohl nichts anderes übrig bleiben. »Könnte sein, dass wir schon einmal telefoniert haben.«
Einmal? Es müssen mindestens 50 Mal gewesen sein, würde ich am liebsten aufheulen. Stattdessen beiße ich mir auf die Zunge und konzentriere mich darauf, freundlich und zuvorkommend zu sein. Freundlich und zuvorkommend. Freundlich und zuvorkommend. Ich wiederhole die Worte im Geiste wie ein Mantra und schiebe ein paar Unterlagen auf dem Tresen hin und her, um mir die Aura von Autorität zu verleihen.
»Ich komme wegen meiner Hochzeit.«
»Sie sind bestimmt schon sehr aufgeregt.«
»Sehr«, bestätigt sie mit einer Stimme, die nicht gelangweilter klingen könnte. »Aber wenn ich ehrlich sein soll, bin auch froh, wenn alles vorbei ist. Eine Hochzeit für 500 Personen zu organisieren, ist so unglaublich stressig. Was ist mit dem Streichquartett, das aus Prag eingeflogen wird? Bei Harrod’s heißt es, sie hätten keine Zeit, den Kuchen mit Blattgold zu überziehen, und meine Visagistin hat sich das Handgelenk gebrochen …« Sie verdreht theatralisch die Augen. »Aber anderseits ist das typisch für mich. Immer muss ich es übertreiben. Mein Arzt hat mich sogar schon gewarnt, ich soll auf mich aufpassen, sonst lande ich noch vor Erschöpfung im Krankenhaus. Aber ich habe zu ihm gesagt ›Nein, Doktor, es ist meine Hochzeit, und wenn ich meinen Eyeliner selbst auftragen muss, dann tue ich das auch.‹«
»Wie gut für Sie«, erkläre ich ermutigend. Äh, hallo? Ist die Frau noch ganz bei sich? Ich bin in Versuchung, sie zu fragen, ob sie auch die Energie aufbringen wird, sich eigenhändig die Wimpern zu tuschen, werde jedoch von ihrer Handtasche abgelenkt, die sich bewegt.
»Großer Gott!« Erschrocken springe ich vom Tresen weg.
»Da drin ist irgendwas Lebendiges!« Wieder beginnt die Tasche sich zu bewegen, und eine schwarze Nase ragt aus einer Öffnung. »Oh mein Gott, eine Ratte!«
Auf Lady Charlottes Gesicht erscheint das erste aufrichtige Lächeln, das ich an ihr gesehen habe, während sie den winzigsten, kahlsten und hässlichsten Hund aus der Tasche holt, den ich jemals gesehen habe, seinen winzigen Rattenkopf streichelt und säuselt: »Oooh, hat die große böse Frau dir Angst gemacht, Poo-poo?«
Poo-poo?
»Das ist Pollyanna, mein Chihuahua«, erklärt sie und wirft mir einen ärgerlichen Blick zu.
»Meine Güte, tut mir leid. Ich dachte … sie hat solche dunklen Nageraugen, deshalb dachte ich … na ja -« Ich werde vom Läuten der Türglocke unterbrochen.
»Guten Morgen.« Brian betritt das Büro mit einem Tablett aus dem Café nebenan und mehr Energie, als ich seit Jahren an ihm erlebt habe, zieht an seiner Zigarette und schenkt uns beiden ein breites Lächeln. »Ist das nicht ein wunderbarer Tag?«
Ich sehe aus dem Fenster. Der Himmel ist noch immer bedeckt, und es sieht nach Regen aus.
»Ich habe dir einen doppelten Cappuccino ohne Schaum mitgebracht. So wie du ihn am liebsten magst«, verkündet er fröhlich und reicht mir einen Styroporbecher, »und ein pain au chocolat. Ich weiß doch, dass das dein Lieblingsfrühstück ist.«
Ich nehme es wortlos entgegen und mustere ihn argwöhnisch. Moment mal. Ist das der Brian, den ich sonst jeden Morgen zusammengesunken an seinem Schreibtisch vorfinde, während er mit der Zigarette in der Hand boshafte Kommentare zu jedem abgibt, der es auf das Titelblatt der Daily Mail geschafft hat? Der Brian, der sich weigert, £ 2,50 für einen Kaffee zum
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