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Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For

Titel: Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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ich mich der Innenseite zuwende. Schließlich tauche ich den Schwamm ins Wasser und mache mich ans zweite Bein. Rhythmisch massiere ich es, auf und ab, von links nach rechts und wieder zurück. Ich rubble die überschüssigen Hautzellen ab, knete die Cellulite, massiere die Dellen.
    In diesem Moment kommt mir ein Gedanke. Wieso zeigt man so etwas eigentlich nie im Film? Wie kommt es, dass sich offenbar alle Hollywoodregisseure der Illusion hingeben, Frauen lägen nicht in der Badewanne, um die Hornhaut von den Fersen zu entfernen oder sich dicke Schichten Bleichcreme auf den Damenbart zu schmieren? Oh nein, sie aalen sich im Masturbationshimmel, seifen hingebungsvoll ihre Brüste ein, während die Tropfen aus dem Waschlappen zwischen ihre Beine sickern und sie sich mit einem kühlen Glas Wein über die Brustwarzen streichen. Und all das natürlich mit perfektem Make-up.
    Ganz ehrlich, wenn Männer die Wahrheit kennen würden, wären sie bitter enttäuscht. Ich lege den Schwamm beiseite und greife stattdessen nach dem Rasierer und mustere die Klinge. Sie ist voller Stoppeln von der letzten Rasur. Und ich habe keine Ersatzklinge mehr. Verdammt. Ich wünschte, ich hätte ein neues Päckchen. Als ich beim letzten Mal versucht habe, mich mit einer stumpfen Klinge zu rasieren, habe ich mein Bein in saubere Streifen seziert. Aber was soll ich sonst machen? Das Wochenende mit Beinen wie die meiner alten Deutschlehrerin zubringen?
    Ohne große Umschweife halte ich den Rasierer unters Wasser, mache mich an die Arbeit und ziehe ihn mit geübten Bewegungen durch den Schaum. Schienbein, Wade, Knöchel, Knie. Aua. Ich sehe zu, wie sich eine rote Blase an meinem Bein bildet.
    »Scheiße.« Ich falte den Waschlappen zu einem Ersatzverband zusammen und presse ihn auf mein Knie, als das Telefon läutet. Ich lausche dem hallenden Klingeln im Flur und frage mich, wer das wohl sein mag. Wahrscheinlich Jess, denke ich, ehe mir wieder einfällt, dass sie ja in Delhi ist. Mein Vater kann es auch nicht sein, da ich früher am Tag mit ihm gesprochen habe. Er hatte gerade einen Artikel gelesen, dass in Hollywood neuerdings Yoga-Kurse für Katzen angeboten werden, und meinte, ob Billy Smith sich vielleicht einen zum Geburtstag wünscht. Ich lächle. Mein Vater ist Künstler und ein wenig exzentrisch, aber ich würde ihn nie im Leben ändern wollen. Könnte ich doch nur dasselbe von meiner Stiefmutter sagen …
    Ich beschließe, nicht an den Apparat zu gehen, sondern tauche in den weichen duftenden Schaumteppich ein, während ich darauf warte, dass der Anrufbeantworter anspringt. Wahrscheinlich ist es meine Stiefmutter, die mir mit irgendetwas auf die Nerven fallen will. Obwohl auch die winzige Chance besteht, dass es Daniel ist, der auf meine betrunkene Nachricht auf seinem Handy reagiert.
    Wobei ich mir nicht ganz sicher bin, ob das eine gute oder schlechte Idee ist, wenn man den Wortlaut der SMS bedenkt: »Du fehlst mir. Bock auf Sex mit der Ex?« Das war der Tequila, der da aus mir sprach, nicht ich selbst. Ich vermisse ihn nicht, sondern ich hasse ihn. Und ganz bestimmt will ich nicht mit ihm schlafen. Sollte ich doch aus der Wanne hüpfen und an den Apparat gehen?
    Ach, zum Teufel damit! Ich sinke in den Schaum zurück und lasse ein Bein über den Wannenrand baumeln, während ich nach meinem Glas greife und noch einen Schluck trinke. Wer auch immer es ist, er kann warten.
    Nach einer halben Ewigkeit hört das Telefon auf zu läuten, und ich höre, wie der Anrufbeantworter anspringt. Ich warte auf die Stimme meiner Stiefmutter. Sie schämt sich ihrer Wurzeln in der Arbeiterklasse von Manchester so sehr, dass sie sich einen Akzent zugelegt hat, der dem der Queen nicht unähnlich ist.
    »Hey …«
    Moment mal, seit wann ist meine Stiefmutter ein Mann? Ich spüre, wie mich etwas durchzuckt - keine Ahnung, ob es ein Anflug von Erregung oder Panik ist. Oh Gott, das ist doch nicht Daniel, oder? Doch dann fällt mir auf, dass der Mann einen amerikanischen Akzent hat, und einen Augenblick lang fühle ich mich wie eine Idiotin … und verspüre zugleich einen Anflug von Enttäuschung.
    »Ich rufe wegen der Anzeige an, die Sie im … äh, Moment …« Im Hintergrund raschelt es. »Die Zeitung heißt …«
    »Loot«, sagen wir wie aus einem Munde.
    Scheiße. Ich fahre aus der Wanne hoch und flitze nackt in den Flur, wobei ich eine nasse Seifenspur hinter mir herziehe. Sprich weiter, flehe ich stumm und reiße mit glitschigen Fingern den Hörer von der

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