Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For
Gabel.
»Legen Sie nicht auf«, japse ich, ehe mir einfällt, dass sich ein potenzieller Untermieter am anderen Ende der Leitung befindet und ich seine potenzielle Vermieterin bin. Und folglich wie eine klingen sollte. »Ich meine, guten Abend«, sage ich mit meiner angenehmsten Telefonstimme. Meine Stiefmutter wäre stolz auf mich.
»Oh, hi, ja. Ich … rufe … wegen der Anzeige an.«
»Und Sie sind?«, frage ich und krümme mich innerlich. Was zum Teufel tue ich da? Ich versuche, mein freies Zimmer zu vermieten. Ich muss freundlich, entspannt, cool klingen. »Tut mir leid, aber ich war gerade in der Badewanne und wollte mir etwas zum Anziehen suchen«, stammle ich und halte inne. Inzwischen klingt meine Stimme wie bei einer dieser sündhaft teuren 0180er-Nummern. »Ich meine, hi, ich bin Heather.«
»Oh, hi«, wiederholt er, ehe eine verlegene Pause entsteht. Wahrscheinlich überlegt er, ob er auflegen soll. Bestimmt habe ich es vermasselt. Ich meine, würde ich von mir ein Zimmer mieten?
»Ich bin Gabe.«
Hmm. Was für ein ungewöhnlicher Name. Einen Moment lang frage ich mich, wie Gabe aussehen mag. Da er Amerikaner ist, wird er groß und breitschultrig sein und ebenmäßige Zähne haben - obwohl er bei meinem Glück eher klein, dick und glatzköpfig sein müsste. Na und? Er ist ein künftiger Mieter, kein potenzieller Liebhaber.
»Klar, ich meine …« Ich durchforste mein Gehirn nach einer geistreichen Erwiderung, gebe es aber schnell wieder auf. »Cool!«, platze ich heraus und schließe vor Scham die Augen. Cool ist kein Wort, das man sagen sollte, wenn einem noch die sprachlichen Reste einer Kindheit in Yorkshire an den Fersen kleben - in diesem Fall kommt das Wort wie kuul-ie heraus, was alles andere als cool klingt.
Dankbarerweise scheint es dem Fremden nicht aufzufallen, und wenn doch, lässt er sich zumindest nichts anmerken. »Äh … ich habe mich gefragt … na ja, wegen des Zimmers.«
Das Zimmer. Ich kehre ins Hier und Jetzt zurück.
»Ist es noch frei?«
»Tja, es gab eine Menge Interessenten«, lüge ich, als mir auff ällt, dass ich am Fenster stehe, das direkt auf das Haus meines wahnsinnig attraktiven Nachbarn hinausgeht. Ich kann nicht widerstehen und schiebe die Jalousie ein Stück zur Seite, um herauszufinden, ob ich einen Blick auf ihn erhaschen kann.
»Oh, na ja, in diesem Fall ist es auch nicht so schlimm. Ich habe sowieso nach etwas Kurzfristigem gesucht.«
»Kurzfristig?« Ich horche auf.
»Ja, ich bin nur für ein paar Wochen, vielleicht einen Monat in London.«
Das gefällt mir. Es ist nett und vorübergehend. Vier Wochen, was bei einer Miete von £ 150 pro Woche … Ich rechne im Kopf nach … Genug, um eine Kreditkartenrechnung zu bezahlen. Und wenn ich meinen Hintern hochkriege, könnte es vielleicht lange genug sein, um einen Job zu finden, bei dem ich hoffentlich so viel verdiene, dass ich meinen Toilettensitz nicht länger mit einem Wildfremden teilen muss.
»Aber ich habe mich noch nicht entschieden, deshalb sehe ich mir immer noch Interessenten an«, fahre ich fort und stoße versehentlich gegen die Jalousie. Sie flitzt hoch und entblößt mein Fenster, ganz zu schweigen von mir selbst. Und genau in dieser Sekunde zieht mein Nachbar die Vorhänge auf.
»Aaah«, quieke ich.
Am anderen Ende der Leitung herrscht Schweigen, ehe ich ein paar Sekunden später seine Stimme höre. »Äh, hi … Tut mir leid, mir ist das Telefon aus der Hand gefallen … sind Sie noch dran?«
Gabes Stimme klingt vorsichtig. Ohne jeden Zweifel hat es ihn einigen Mut gekostet, den Hörer wieder aufzuheben. »Äh … ja, ich bin noch dran.«
»Alles in Ordnung?«
Ich bin mit einem Satz in die Ecke gesprungen und stehe nun neben dem Spiegel, in dem ich mich von der Seite sehen kann. »Ja, es geht mir gut«, antworte ich mit erstickter Stimme. Oh mein Gott. Das ist also der Anblick, der sich meinem Nachbarn gerade geboten hat. Blanke Brüste, verschmierte Wimperntusche, nasses Haar und nackte Schenkel. Kräftige nackte Schenkel.
»Sind Sie sicher?«
»Absolut«, bestätige ich mit fester Stimme und wage mich ein Paar Zentimeter vor, um wie ein Spion um die Ecke zu linsen. Ich sehe wieder auf die Straße hinaus. Er steht immer noch am Fenster. Zweifellos im Schock erstarrt. Ich werfe mich auf den Boden.
»Agggh!«
»Vielleicht ist es gerade kein günstiger Zeitpunkt …«
»Nein, der Zeitpunkt ist günstig«, hechle ich und robbe auf Ellbogen und Knien vorwärts, als wollte ich mich
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