Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For
erleichterten Seufzer öffne ich die Tür und schleiche tapfer auf Zehenspitzen auf den Flur. Schleich, schleich, schleich. Ich halte den Atem an, mein Nachthemd zwischen Daumen und Zeigefinger wie Wee Willie Winkie. Gleich geschafft, gleich.
»Argggh«, kreische ich.
»Wow, tut mir leid, habe ich Sie erschreckt?«
Gabe ist immer noch im Bad. Ich meine, er steht da. Auf meinem Flauschteppich. Mitten in meinem verdammten Badezimmer.
»Oh Gott, ja - ich meine, nein - nein, ist schon okay.« Ich kralle die Hände in meine mit Spitzen bestickte Brust und ringe um Atem. Und genau in dem Moment registriere ich, dass er a) bis auf ein Paar weiße, eng anliegende Boxershorts nackt ist (eigentlich wollte ich nicht hinsehen, aber ich kann nicht anders) und b) ich in meinem bodenlangen Nachthemd mit dem züchtigen Spitzenkragen wie jemandes Großmutter aussehe.
»Oh, übrigens haben Sie mir den Grund für Ihren London-Besuch noch gar nicht verraten«, platze ich als Versuch, ihn in eine Plauderei zu verstricken, heraus. Ich sage bewusst »Versuch«, da es nicht ganz einfach ist, wo er praktisch nackt mit Haarbüscheln auf der Brust und engen weißen Unterhosen vor mir steht.
Oh Gott, ich habe es schon wieder getan. Augen geradeaus, Heather, Augen geradeaus.
»Oh, habe ich das nicht erzählt?« Er drückt einen Waschlappen aus, von dem ich gar nicht bemerkt hatte, dass er ihn in der Hand hält. Ebenso wenig, wie mir aufgefallen war, dass das Badezimmer makellos sauber ist. Kein hochgeklappter Toilettendeckel, kein nasses Handtuch auf dem Boden, keine Barthaare an der Seife. Eilig wandert mein Blick durch das avocadogrün geflieste Badezimmer - ein Souvenir aus den Siebzigern, das Daniel und ich hatten renovieren wollen, als wir die Wohnung neu eingerichtet haben. Nur, dass er mich verlassen hat und ich versucht habe, mein gebrochenes Herz mit einer Einkaufstherapie zu heilen - mit dem Resultat, dass ich nach wie vor ein avocadogrünes Badezimmer habe, nur, dass es großzügig mit hübschen Duftkerzen von Diptyque bestückt ist. »Ich stelle eine Show für das Edinburgh Festival zusammen.«
»Ach ja?«, sage ich vage und schenke ihm mein wohlwollendstes Lächeln. Mein Blick fällt auf unsere Zahnbürsten, die in Reih und Glied neben einer ordentlich zugeschraubten Tube Colgate Extra stehen. Das warme Gefühl der Befriedigung, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, durchströmt mich. Wir werden hervorragend miteinander zurechtkommen. »Was für eine Art Show?«
Er nimmt seine Kleider und verlässt das Badezimmer. Und dann ruiniert er alles, indem er mir etwas erzählt, das ich ganz und gar nicht hören will.
KAPITEL 11
»Er ist Standup-Comedian.«
Sobald Gabe am nächsten Morgen die Wohnung verlässt, rufe ich Jess an, um ihr die schreckliche Nachricht zu überbringen. Trotz ihres Katers, der sie mit einem Päckchen Kopfschmerztabletten ans Bett fesselt, bringt sie genug Energie auf, um mein Entsetzen zu teilen - daran erkennt man eine wahre Freundin. »Du machst Witze!«
»Nein, das fällt in seinen Zuständigkeitsbereich.« Ich klemme mir den Hörer unters Ohr, halte mit einer Hand meine Schüssel mit den Frühstücksflocken fest und nehme mit der anderen die Milch aus dem Kühlschrank. »Er ist ein verdammter, beschissener Standup-Comedian.«
Gedämpftes Lachen dringt aus dem Hörer. »Klopf, klopf«, neckt sie mich schwach.
»Oh, bitte nicht.« Ich lasse mich auf den Stuhl am Küchentisch sinken, der vor Zeitschriften, ungeöffneten Briefen und Gott weiß was sonst noch überquillt. Ich stelle meine Müslischale obenauf und schiebe mir einen Löffel All Bran Vollkornflocken in den Mund. »Das ist nicht witzig«, sage ich, den Mund voll kleiner, brauner, entsetzlich schmeckender Dinger. Gott, ich wünschte, die überflüssigen Pfunde wären schneller verschwunden. Ich hasse es, dieses Zeug essen zu müssen.
»Das sind diese Typen nie«, erklärt sie mit einem kehligen Lachen. »Das ist ja das Problem.«
»Also, ist er immer noch dein Plan B?«, frage ich, noch immer kauend.
»Nein, er ist nicht das, was ich suche.« Das klingt fast, als rede sie von einer IKEA-Lampe. »Er ist zu amerikanisch.«
»Na und?«
»Heather, ich suche nach einem richtigen Freund. Ich will keine Fernbeziehung. Hast du Green Card nicht gesehen?«
»Aber hat Gérard Depardieu nicht einen Franzosen gespielt?«
»Er spielt in jedem Film einen Franzosen«, gähnt Jess.
»So wie Hugh Grant in jedem Film den stammelnden englischen
Weitere Kostenlose Bücher