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Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For

Titel: Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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sein …« erwidert Gabe achselzuckend und schiebt sich an Eds Frau Lou vorbei, die höflich den Erläuterungen von Rosemarys Tochter Annabel und deren Ehemann Mike lauscht, sie hätten sich »wegen der Zwillinge« lieber für Laminat als für einen Teppichboden entschieden, »… obwohl sie mir dieses seltsam braune Zeug zu trinken gegeben hat.«
    »Sherry«, informiere ich ihn, ehe ich sehe, dass er geradewegs auf einen Stützbalken zusteuert. »Pass auf«, rufe ich.
    Aber es ist zu spät.
    Er schlägt sich den Kopf an und verzieht das Gesicht. »Aua, tut das weh. Meine Güte!«
    »Ach ja, passen Sie auf Ihren Kopf auf«, meldet sich Ed zu Wort. Mein Bruder gehört zu den nervtötenden Menschen, denen es besondere Freude bereitet, andere erst zu warnen, wenn das Unglück bereits passiert ist. »Diese alten Balken können ziemlich gefährlich sein.«
    »Schon klar.« Gabe zwingt sich zu einem Lächeln, reibt sich die Schläfe und setzt sich hin, wobei er versucht, seine langen Beine unter den Tisch zu verfrachten. Er trägt noch immer seinen orangen Overall, doch meine Familie tut so, als würde sie es nicht bemerken. »Die Leute, die dieses Haus gebaut haben, müssen winzig gewesen sein.«
    »Allerdings«, erwidert Ed ernst, der sich mit seinen Einsneunzig ebenfalls bücken muss, und beugt sich über den Tisch. »Die schlechte Ernährung hat ihr Wachstum gehemmt.«
    »Wow, das ist ja schrecklich.« Ein besorgter Ausdruck erscheint auf Gabes Gesicht. »Kannten Sie sie?«
    Lionel, der mit einigen Weingläsern und zwei verstaubten Flaschen Cabernet Sauvignon aus dem Keller den Raum betreten hat, bricht in schallendes Gelächter aus. »Junger Mann, dieses Cottage wurde 1642 gebaut. Es ist über 350 Jahre alt.«
    Es entsteht eine Pause, und gerade als ich mich frage, ob Gabe sich von der Direktheit meines Vaters brüskiert fühlt, erklärt er gutmütig: »Hey, was soll ich sagen. Ich bin Amerikaner, und das Älteste, was wir zu bieten haben, ist Joan Rivers.« Was, gemessen an Gabes sonstigen Witzen, gar nicht mal so übel ist. Doch statt Gelächter herrscht am Tisch Stille und Verwirrung.
    »Joan wer?«, erkundigt sich Annabel höflich und schiebt sich eine Strähne ihres akkurat geschnittenen Bobs hinters Ohr.
    »Sie ist eine Art Comedy-Künstlerin«, erklärt Gabe.
    »Und sie muss mittlerweile bestimmt 100 Jahre alt sein, hat aber so viele Schönheitsoperationen hinter sich …«
    Ich betrachte die ausdruckslosen Gesichter am Tisch. Sie haben nicht die leiseste Ahnung, was hier läuft, denn im Gegensatz zu mir ist meine Familie nicht auf Du und Du mit den Prominenten.
    »Oh, die kenne ich! Sie hat ein Gesicht, als stünde sie in einem Windkanal«, sagt eine Stimme aus dem Flur.
    Verblüfft hebe ich den Kopf … Rosemary. Sie steht mit einem Krug eiskaltem Wasser vor mir, den sie mitten auf dem Tisch abstellt. »In einer meiner Zeitschriften war eine Homestory über sie.«
    Ich mustere sie überrascht und, wie ich zugeben muss, mit einem gewissen, wenn auch widerstrebenden Respekt.
    »War das in der Lady?«, erkundigt sich Annabel.
    Letztes Jahr hat Annabel ihrer Mutter ein Lady -Jahresabonnement zu Weihnachten geschenkt, und wann immer ich nach Bath fahre, liegen die Ausgaben fächerförmig auf dem Kaffeetisch ausgebreitet, bieten spannende Einblicke in die Petit-Point-Stickerei und liefern Tipps zum richtigen Umgang mit aufsässigen Kindermädchen. Rosemary hortet ihren Geheimvorrat an Hello! und OK! in der Vorratskammer. Und nun ist sie aufgeflogen und stammelt irgendetwas Unverständliches, als ihre gutbürgerliche Fassade unter Annabels strengem Blick zu bröckeln droht.
    Wir anderen machen uns auf eine ihrer handfesten Auseinandersetzungen gefasst, als Lou beherzt das Ruder in die Hand nimmt und das Thema wechselt. »Und, Gabriel, was führt Sie nach England?«, fragt sie mit einem freundlichen Lächeln und reicht ihm die Schüssel mit dem Butterrosenkohl. Einen Moment lang sieht er sie völlig verständnislos an, ehe er zögernd einen Löffel davon auf seinen Teller gibt. »Das Edinburgh Festival«, antwortet er und beißt argwöhnisch in ein Kohlröschen. »Ich fahre in wenigen Wochen hoch, um mein Programm zu zeigen.«
    In wenigen Wochen? Überrascht horche ich auf. Die Zeit ist so schnell vergangen. Im Handumdrehen wird er weg sein. Ich werfe ihm einen Seitenblick zu und spüre, wie mich leise Traurigkeit überf ällt.
    »Oh, bravo, ein Theatermann!«, bellt Lionel begeistert von seinem Platz am anderen

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