Der Wunschzettelzauber
lustig.«
Guillaume erwiderte das Lächeln. Er sah gut aus, strahlte unglaubliche Vitalität, Frische und Lebenskraft aus. Es schien, als wäre er von der ungebrochenen Aura des Burgund umgeben. Chloe glaubte fast, den Rauch, der von den brennenden Weinranken in den klaren blauen Himmel aufstieg, riechen zu können. »Lässt du mich herein?«, fragte er.
»Aber natürlich!«, erwiderte Chloe und trat einen Schritt zurück, um ihn eintreten zu lassen. »Tut mir leid. Da schwatze ich endlos über den Rosaroten Panther ⦠Aber warte, bis du erst meinen Bruder James kennenlernst, der ist in der Hinsicht noch viel schlimmer. Ich tue das nur, weil ich nervös bin.«
»Ich bin auch nervös«, gestand Guillaume, der in der Diele dicht vor ihr stand.
»Hallo«, sagte Chloe und lächelte zu ihm auf. Sie umarmten sich und küssten sich rasch auf die Lippen.
» Ich bin nicht nervös!«, erklärte Nicolas.
»Das wundert mich gar nicht, Nicolas«, erwiderte Guillaume in betont bewunderndem Ton auf Französisch. »Ich wette, du hast vor gar nichts Angst.«
» Non . Ich habe vor nichts Angst«, antwortete Nicolas zu Chloes ungeheurer Befriedigung auf Französisch. »Vor gar nichts.« Er stampfte mit dem Fuà auf und verschränkte die Arme. Und begegnete Guillaumes Blick unverwandt, bis Guillaume lachte und Chloe fragend ansah.
»Vor nichts, auÃer â¦?«, soufflierte Chloe und strich Nicolas über das Haar. »Schon gut, du kannst es Guillaume ruhig verraten. Er ist ein Freund.«
»AuÃer vor dem Dunkeln«, fuhr Nicolas fort, »und vor dem ⦠ich weià nicht, wie das Wer-Kaninchen auf Französisch heiÃt.«
» Lapin-garou «, sagte Chloe. »Aber das ist nur ein Film.«
»Den hab ich auch nicht gesehen«, stellte Guillaume fest und folgte Chloe und Nicolas in die Küche. »Aber es hört sich ziemlich furchterregend an, auch wenn es so ein Riesenkaninchen nicht wirklich gibt.«
Das Wer-Kaninchen ⦠Chloe wischte in Gedanken die Erinnerung an Charlie beiseite, als er in Chinatown wie ein Werwolf geheult hatte, unglaublich sexy, und fragte stattdessen Guillaume, ob er Kaffee zum Frühstück wolle.
Nun hatte sie tatsächlich einen Mann in ihrer Küche â einen Mann, der weder mit ihr verwandt war noch mit einer ihrer Freundinnen verheiratet. Nein, hier saà ein Franzose, der extra aus Frankreich hierhergekommen war, um einen Tag mit ihr zu verbringen. Ziemlich aufregend.
»Hast du Angst vor irgendwas?«, fragte Nicolas den Besucher und sah herausfordernd zu ihm auf.
»Na ja«, meinte Guillaume und legte sein Jackett auf einen Stuhl. »Ich habe es noch nie jemandem verraten, aber ich habe tatsächlich ein bisschen Angst vor dem Fliegen. Und vor dem Zahnarzt.«
»Ach, aber der Zahnarzt ist gar nicht so schlimm!«, mischte Chloe sich ein und schnitt Guillaume hinter Nicolasâ Rücken eine Grimasse. »Es ist sogar ganz nett , zum Zahnarzt zu gehen«, betonte sie und nickte ermutigend. »Da kriegt man einen Lutscher und so weiter.«
»Na klar!« Guillaume beeilte sich, die Scharte auszuwetzen.
»Zahnärzte sind toll. Ich habe mich auch nur versprochen. Ich meinte ⦠Chemielabor-Ãrzte.«
»Warum hast du Angst vor Chemielabor-Ãrzten?«, fragte Nicolas, ohne eine Sekunde zu zögern.
»Na ja, ich habe nur Angst vor ⦠bösen Chemielabor-Ãrzten«, improvisierte Guillaume.
»Warum?«
»Weil die mit ihren bösen Experimenten die Welt zerstören können?«
»Warum?«
»Ich weià nicht!«, erwiderte Guillaume und blickte Chloe flehend an. »Hilfe! Dieser Aufgabe bin ich nicht gewachsen.«
»Mach dir keine Gedanken«, meinte Chloe beruhigend und trug zwei Tassen Kaffee und ein Glas Milch zum Küchentisch. Dann lieà sie sich neben ihrem Gast nieder. »Erst wenn man mit einem von diesen AuÃerirdischen zusammenlebt, lernt man, wie sie zu denken und ihre Sprache zu sprechen. Hier, bitte sehr. Croissants, Honig, und das ist Pflaumenmus und Ingwermarmelade von meiner Mutter. Schmeckt sehr gut.«
»Und ich hatte mich schon auf ein englisches Frühstück eingestellt«, meinte Guillaume und bediente sich.
»Ach ja? Tut mir leid.«
»War nur ein Witz.«
Sie lächelten sich an. Wie würde es wohl sein, fragte sie sich, jeden Tag mit ihm zusammen zu
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