Der Wunschzettelzauber
erwiderte Chloe und lächelte ihm zu, während sie ein Paar edle Korallen-Ohrclips an ihren Ohrläppchen befestigte.
Nicolas starrte ihr Gesicht im Spiegel an. »Deine Augen sind ganz anders«, stellte er fest.
»Ach. Sehe ich wie eine Zeichentrickkatze aus?«, fragte Chloe. »Das nennt man Lidschatten. Und ich habe auch ein paar Wimpernverlängerungen â siehst du?«
»Miaau! Ich bin eine kleine Katze, und du bist die Katzenmami.«
»Ja. Komm her.« Sie beugte sich zu ihm hinunter und flatterte mit ihren Wimpern einen Schmetterlingskuss auf seine Wange.
Als sie dann ein wenig parfümierte Creme auf ihrem Handrücken einmassierte, fiel ihr Blick auf ihren Verlobungsring und ihren Ehering, die zusammen an ihrer linken Hand steckten. Guillaume würde bald ankommen. Auch Charlie würde wahrscheinlich schon mit Frau und Tochter auf dem Rückweg von Paris sein und keinen Gedanken an Chloe verschwenden. Möglicherweise saÃen sie sogar alle im selben Zug. Das Leben war voll von diesen Zufällen.
Sie nahm ihre Ringe ab und hielt sie in der Handfläche. Sie dachte an Camilles und Pierres Hochzeit im Burgund und an eine weitere Hochzeit, die dort vielleicht eines Tages stattfinden würde. Warum auch nicht?
Dann dachte sie widerstrebend daran, wie sie zu Charlie aufgeblickt hatte, als er ihr den verlorenen Diamanten gebracht hatte. Ihre Miene verfinsterte sich. Nichts davon war wirklich.
Sie drückte die beiden Ringe an ihre Lippen und steckte sie sich dann, einem Impuls folgend, den sie selbst nicht so recht verstand, wieder an, aber an ihre rechte Hand. Sie erwartete, dass sich dieser Wechsel seltsam anfühlen würde, aber das tat er nicht. Ihre linke Hand sah nackt und frei aus. Und ihre Ringe passten sehr gut an ihre andere Hand.
Als es an der Tür klingelte, stürzte Nicolas wie ein Verrückter in die Diele, und Chloe eilte hinter ihm her. Für den Vierjährigen war alles ein Anlass, um zu rennen. Darin ähnelte er seinem Vater. Doch als sie die Tür erreichte, war der kleine Junge nirgends zu sehen. Er schien seine Meinung geändert zu haben und in sein Zimmer hinaufgerannt zu sein, um irgendetwas zu holen. Sie fuhr sich mit einer Hand durch ihr perfekt geföhntes Haar, rückte den Ausschnitt ihres Kleides zurecht und fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen.
Bühne frei.
Und gerade, als sie den Türknauf ergriff, um den Besucher einzulassen, traf sie wie aus dem Nichts eine Masse in die Kniekehlen und raubte ihr das Gleichgewicht. Wie von einer unsichtbaren Macht umgerissen, landete sie auf dem Boden.
»Nur einen Augenblick, Guillaume!«, rief sie, während Nicolas triumphierend auf ihr saà und mit beiden Händen andeutete, dass er ein groÃes, furchterregendes Monster war. Dann bedeckte er ihr Gesicht mit Küssen, die schwach nach Himbeermarmelade rochen.
Als sie nach einer kurzen Runde Ringkampf schlieÃlich die Tür öffnete, erblickte Guillaume eine Chloe mit wild zerrauftem Haar, das Kleid war über eine Schulter herabgezerrt, ein Ohrring fehlte, und auf ihrem Rücken hing ein kleiner Junge, der die Arme um ihren Hals geschlungen hatte.
»Hallo«, keuchte Chloe, leicht auÃer Atem. »Hier bei Inspector Clouseau.«
» Comment ?« Guillaume sah sie verwirrt an.
»Ach, du weiÃt doch, wie in den Rosarote-Panther -Filmen. Ta-duum, ta-duum, tadum tadum tadum tadum ta-duuum â¦Â«, summte Chloe, um Guillaumes Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen.
»Ah ja, la panthère rose ! Ich kenne die Musik, aber die Filme habe ich nie gesehen.«
»Nein? Die sind einfach toll. Nicolas, mon chéri , steig bitte ab, das tut mir am Hals weh, und heb meinen Ohrring auf â danke. Na ja, jedenfalls«, plapperte Chloe nervös weiter, »dieser Inspector Clouseau â ein Franzose übrigens â hat einen Diener namens Cato, ein chinesischer Kampfsportexperte, und sie haben eine Vereinbarung, dass Cato Clouseau immer dann aus dem Hinterhalt überfallen soll, wenn er es am wenigsten erwartet, um ihn fit zu halten. Dabei geht immer die ganze Wohnungseinrichtung zu Bruch, und dann klingelt das Telefon, und Cato hebt ab und meldet sich wie ein guter Diener mit âºHallo, hier bei Inspector Clouseauâ¹ .« Chloe lächelte Guillaume entschuldigend an. »Aber wenn du diese Filme nicht kennst, dann ist das natürlich nicht so
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