Der Wunschzettelzauber
unterbrochene Spielplatz-Unterhaltungen gewöhnt war.
Dann trat sie tief ins Fettnäpfchen. Guillaume hatte erwähnt, dass er viel zu tun und zu wenig Leute zum Anpacken hätte, und sie hatte fröhlich erwidert: »Und wie wäre es mit Aurélie?«
»Aurélie?«, hatte Guillaume verständnislos wiederholt.
»Ja, deine Schwester. Ich finde, sie ist sehr nett, und sie scheint sich mit Wein ganz gut auszukennen. Könntest du sie nicht mehr miteinbeziehen?«
Guillaume lachte darüber wie über einen guten Witz. »Mach dir keine Gedanken wegen Aurélie. Die hat mit ihren Pferden genug zu tun.«
»Na ja, vielleicht könnte sich ja jemand anderes um die Pferde kümmern, und sie könnte mit dir das Weingut bewirtschaften.«
»Chloe«, hatte Guillaume betont und sein Gesicht abgewendet, »da, wo ich herkomme, ändert sich nichts am Lauf der Dinge.«
»Vielleicht sollte man ja mal was ändern«, hatte sie spöttisch entgegnet und mit Erstaunen festgestellt, dass er dabei nicht zum Scherzen aufgelegt war.
»Vielleicht, ja, aber im Moment würden die Leute es nicht akzeptieren, wenn meine Schwester in die Geschäfte eingreifen würde.«
»Was, etwa weil sie eine Frau ist? Ach, komm schon. Das ist doch kein abgeschiedenes Dorf mit mittelalterlichen Sitten. Du bist ein Weinproduzent im 21. Jahrhundert. Du reist in der ganzen Welt umher, um deine Weine zu verkaufen, du triffst dich ständig mit anderen Weinproduzenten, und ihr besprecht die neuesten technischen Entwicklungen. Ich dachte, Weine zu machen, das wäre der neue Hype.«
Zu ihrer Erleichterung lächelte er endlich ein wenig. Dann sagte er: »Bitte sprich nicht über Dinge, von denen du nichts verstehst. Das ist wie mit dir und deinem Sohn. Er ist deine Domaine. Und ich habe meine eigene domaine , ja? Also einigen wir uns doch einfach darauf, dass wir uns da nicht einig sind.«
Guillaumes Worte waren ihr wie eine Reihe falscher Töne vorgekommen, aber bevor Chloe Zeit fand, sich genauer zu überlegen, welche unterschwellige Bedeutung in dem steckte, was er gesagt hatte, rief Nicolas sie zu Hilfe, der wie ein kleines Kätzchen oben auf dem Klettergestell hing und nicht mehr herunterkam.
Nachdem sie Nicolas bei Chloes Eltern abgeliefert hatte (und Guillaume ihrer entzückten Mutter kurz vorgestellt hatte), führte Chloe ihren Gast zum Mittagessen ins Bon Vivant . Es war der erste von Brunos Weinprobe-Sonntagen, und Guillaumes Weine standen zu Ehren seines Besuchs in vorderster Reihe. AuÃerdem bemerkte Chloe, dass ihre Freundinnen alle da waren und schon darauf warteten, ihren Besucher zu inspizieren. Dieses Arrangement war weit von der trauten Zweisamkeit entfernt, die sie ursprünglich geplant hatte, aber wenigstens würde Guillaume hier in den Genuss von erwachsener Unterhaltung kommen, die ihm erlaubte, einen Gedankengang zu Ende zu führen.
Als sie mit Guillaume auftauchte, war das Café bereits voll, Charlie war nicht da. Perfekt. Die Leute hatten schon begonnen, die Weine, die im Angebot waren, zu probieren. Hinten in der Küche stand mit strahlenden Augen ein hoch aufgeschossener, zwanzigjähriger Bruno im weiÃen Küchenchef-Gewand: Pascal. Er winkte Chloe zu, und sie winkte zurück. Dann machte sie sich auf die Suche nach ihren Freundinnen. Guillaume wurde ringsherum vorgestellt. Bruno griff ein, nahm ihm das Jackett ab, schlug ihm auf die Schulter und spannte ihn schamlos dafür ein, den anderen Gästen ein wenig Spezialwissen über seine eigenen Weine mitzuteilen.
Das Mittagessen â ein köstliches navarin dâagneau , das Pascal zubereitet hatte â war ein voller Erfolg. Chloe und Guillaume saÃen in ungezwungener Intimität dicht nebeneinander.
»Noch mehr französisches Essen!«, sagte sie mit einem entschuldigenden Grinsen zu ihm. »Nächstes Mal werde ich dafür sorgen, dass wir etwas Exotisches zu essen bekommen, wie zum Beispiel Steak und Kidneybohnenauflauf.«
Im Geiste hakte Chloe eine Punkteliste ab. Sie hatte ihn ihrer Mutter vorgestellt, die von ihm angetan zu sein schien. Guillaume war natürlich auch äuÃerst vorzeigbar, und ihre Mutter hatte bisher noch keine Ahnung, dass Chloe von einem dauerhaften Leben im Burgund träumte. Was würden ihre Eltern davon halten, wenn ihr Enkelkind London verlieÃ? Es fiel ihr auf, dass sie darüber noch nicht weiter
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