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Der Wunschzettelzauber

Der Wunschzettelzauber

Titel: Der Wunschzettelzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Muriel Zagha
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hineinzublicken.«
    Â»Das freut mich«, sagte Charlie nach kurzem Schweigen schlicht.
    Chloe wandte sich zu ihm um und lächelte ihn an. »Also malst du jetzt nur noch abstrakt, ja?«
    Â»Tja, ich weiß nicht«, erwiderte Charlie und schüttelte halb den Kopf. Er runzelte die Stirn. So runzelte er wohl die Stirn, wenn er hier allein war, absorbiert von seiner Arbeit. Es war schön, ihn so zu sehen, zusammen mit ihm in diesem Raum zu sein. Sein Blick wanderte von dem Gemälde zu Chloes Gesicht. »Seit dem Vorfall in der Galerie, als ich mich entschloss wegzugehen, habe ich versucht, mich von dem Menschen zu distanzieren, der ich damals war.«
    Â»Und was für ein Mensch war das?«, erkundigte sich Chloe.
    Â»Ehrlich gesagt, ein ziemlich launischer Trottel«, meinte Charlie lachend. »Aber meine Exfrau sah das anders. Sie fand mich toll. Sie dachte, sie hätte einen richtigen Supertyp geheiratet, der einmal Schlagzeilen machen würde. Sie träumte davon, dass wir eines von diesen Super-Künstler-Ehepaaren sein würden, verstehst du?«
    Exfrau. Aha. Chloe nickte und wartete auf mehr.
    Â»Aber mir kam das dann irgendwann ziemlich leer vor. Ich versuchte, mit ihr darüber zu reden, drang bei ihr jedoch nicht durch, und an diesem Eröffnungsabend entschloss ich mich, ihr klipp und klar zu sagen, wie ich darüber dachte. Sie war völlig entsetzt, vor allem, als ich danach konsequent alle Interviews ablehnte und sie begriff, dass ich es ernst meinte. Kurz darauf haben wir uns getrennt.«
    Â»Das tut mir leid«, sagte Chloe sanft.
    Charlie schüttelte den Kopf. »Ich hatte das Gefühl, dass das alles zu Ende war, aber ich malte weiter und stellte weiter aus, nur in viel bescheidenerem Rahmen. Mein ganzes Leben spielte sich in einem viel bescheideneren Rahmen ab. Ich zog mit Katie hierher, wo wir niemanden kannten, und alles wurde viel leichter. Ich wurde auch bei meiner Arbeit wieder Charlie Kessler, das ist mein richtiger Name. Evan C. Kessler ruhe in Frieden.«
    Â»Hm«, machte Chloe nachdenklich. »Und du hast auch aufgehört, Farben zu benützen.«
    Â»Na ja, vielleicht verwende ich weniger und dunklere Farben«, erwiderte Charlie.
    Chloe betrachtete wieder das grau-schwarze Gemälde, die brüchige Ölfarbe auf der Leinwand. »Dies hier gefällt mir«, meinte sie vorsichtig. Sie war keine Kunstkritikerin, aber sie waren jetzt Freunde. »Es ist ungemein kraftvoll, schön und aufwühlend, aber bei dem anderen Bild …«
    Â»Ja?«, sagte Charlie ermunternd und sah sie an. »Sag nur alles, was dir in den Sinn kommt.«
    Â»Na ja, ich weiß nicht.« Chloe war verlegen, weil er ihr so aufmerksam zuhörte. »Aber … bei dem Gemälde in der Tate, da weiß ich nicht so recht, was es ausdrücken soll …«
    Â»Ich eigentlich auch nicht«, erwiderte Charlie lachend.
    Â»Aha. Also, da sind diese … zwei Menschen, die im Bett liegen …«
    Â»Ja.«
    Â»Und dann dieses andere Wesen, über ihnen wie … ein Engel?«
    Charlie schwieg abwartend.
    Â»Ich war damals tief in Trauer«, fuhr Chloe fort, »und deswegen … hat mich dieses Bild irgendwie angesprochen. Und die Farben haben mir unglaublich gut gefallen.«
    Â»Ja?«
    Â»Sie sind so schön und heiter und leuchtend. Sie haben mich angesprochen – mir war klar, wie sich die beiden Menschen im Bett fühlten. Sehr glücklich, nicht wahr?«
    Charlie begann zu lächeln, und sie lächelte auch.
    Â»Es ist ein geheimnisvolles Bild«, fuhr Chloe mit wachsendem Selbstvertrauen fort. »Das ist es zum Teil, was mir so daran gefällt. Und es kam mir vor wie … wie eine Vision. Als hättest du alles hineingelegt, was du sagen wolltest.«
    Â»Hm.«
    Â»Aber dieses hier«, fuhr sie mit einer Geste fort, »und alle anderen hier, und das Große, das unten hängt und das mir wirklich gefällt, die machen den Eindruck, als würdest du eine Menge zurückhalten.«
    Â»Wie unfertig?«
    Â»Nein! Aber als wäre da etwas zurückgehalten worden, nicht ausgedrückt. Darf ich das sagen?« Chloe lächelte verlegen. »Ich scheue mich ein bisschen. Du bist der erste Künstler, mit dem ich befreundet bin. Ich habe Angst, dass ich mich vielleicht wie ein hochtrabend daherredender Dummkopf anhöre.«
    Â»Also, das finde ich nicht«, erwiderte Charlie. »Dabei ist

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